Ifo: Fast acht von zehn Unternehmen tun sich mit Geschäftsprognose schwer

Reuters · Uhr
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Berlin (Reuters) - Handelskonflikte, Chipmangel, Reformstau: Den Unternehmen in Deutschland fällt es angesichts schwieriger Rahmenbedingungen immer schwerer, die eigene Geschäftsentwicklung vorherzusagen.

Im Oktober traf dies auf 77,8 Prozent der Firmen zu, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag zu seiner Umfrage mitteilte. Die Antworten gelten als Indikator für wirtschaftliche Unsicherheit und liegen derzeit auf dem zweithöchsten Stand seit der Corona-Pandemie. "Die Unternehmen sehen sich vielen geopolitischen Risiken ausgesetzt", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Zudem sendet die Politik im Moment keine klaren Signale im angekündigten Herbst der Reformen."

In der Industrie ist die Unsicherheit besonders hoch. Der Anteil der Unternehmen, die Schwierigkeiten bei der Planung ihrer Geschäftsentwicklung melden, liegt hier bei knapp 90 Prozent. "De facto ist keine Branche davon ausgenommen", betonte das Ifo-Institut.

Im Handel waren im Oktober 85,3 Prozent der Unternehmen unsicher, was ihre zukünftigen Geschäfte angeht. Bei den Dienstleistern liegt dieser Anteil mit knapp 70 Prozent deutlich niedriger. Im Baugewerbe sind es 72,7 Prozent. "Sollte sich das anstehende Infrastrukturpaket konkretisieren, dürfte hier die Unsicherheit sinken", erwartet das Ifo-Institut.

Die deutsche Wirtschaft sieht sich derzeit vielen Risiken ausgesetzt. So werden auf ihre Exporte zum wichtigsten Abnehmer USA hohe Zölle fällig. Zuletzt sorgte ein drohender Chipmangel in der Autoindustrie für Verunsicherung. Der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge werden die Unternehmen zudem durch hohe Kosten, umfangreiche Berichtspflichten und langwierige Verfahren ausgebremst. "Die Standortfaktoren in Deutschland sind nach wie vor ein erhebliches Hemmnis für die internationale Wettbewerbsfähigkeit", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov. "Das sind schlechte Voraussetzungen, um sich in einem rauer gewordenen außenwirtschaftlichen Umfeld zu behaupten."

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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