Trump spricht nach Schüssen in Washington von Terror - Kündigt Konsequenzen an
- von Leah Douglas und Jana Winter und Phil Stewart
Washington (Reuters) - US-Präsident Donald Trump hat die Schüsse auf zwei Nationalgardisten in der Nähe des Weißen Hauses in Washington als Terror bezeichnet und politische Konsequenzen angekündigt.
Ermittler des FBI zur Terrorismusbekämpfung nahmen die Suche nach dem Motiv des mutmaßlichen Täters auf, bei dem es sich den Behörden zufolge um einen afghanischen Migranten handeln soll. Die Schüsse seien ein "Akt des Bösen, des Hasses und des Terrors", sagte Trump in einer Videobotschaft am Mittwochabend. Er werde alle Afghanen "erneut überprüfen" lassen, die während der Präsidentschaft von Joe Biden in die USA gekommen seien. Daraufhin teilte die US-Einwanderungsbehörde USCIS mit, die Bearbeitung aller Einwanderungsverfahren von afghanischen Staatsangehörigen sei auf unbestimmte Zeit ausgesetzt worden. Vizepräsident JD Vance erklärte, die Tat rechtfertige die verschärfte Einwanderungspolitik der Regierung.
Der Vorfall schockierte die USA einen Tag vor dem wichtigen Feiertag Thanksgiving. Er ereignete sich gegen 14.15 Uhr Ortszeit in der Nähe des Farragut Square, einem beliebten Mittagstreffpunkt für Büroangestellte, unweit vom Weißen Haus entfernt. Behördenvertreter sprachen von einem Angriff aus dem Hinterhalt. Die beiden niedergeschossenen Nationalgardisten kamen den Angaben zufolge in kritischem Zustand in ein Krankenhaus. Der verdächtige Afghane wurde bei einem Schusswechsel mit anderen Nationalgardisten verletzt und festgenommen. Das Weiße Haus wurde abgeriegelt. Präsident Trump hielt sich am Vorabend von Thanksgiving nicht in der Hauptstadt, sondern auf seinem Anwesen in Florida auf. Auf seiner Plattform Truth Social bezeichnete er den Täter als Tier, das einen hohen Preis zahlen werde. Auf seiner Online-Plattform Truth Social kündigte der Präsident für den Abend eine Ansprache an.
AFGHANE KAM MIT AUFNAHMEPROGRAMM FÜR ORTSKRÄFTE IN DIE USA
Bei dem Verdächtigen handelt es sich dem Ministerium für Heimatschutz zufolge um einen 29-Jährigen, der 2021 im Rahmen der "Operation Allies Welcome" für afghanische Ortskräfte in die USA eingereist war. Dabei handelt es sich um ein Programm aus der Amtszeit von Trumps Vorgänger Biden zur Aufnahme Tausender Afghanen, die die USA in Afghanistan unterstützt hatten. Der Sender NBC News berichtete unter Berufung auf einen Verwandten, der Mann habe zehn Jahre lang in der afghanischen Armee an der Seite von US-Spezialeinheiten gedient. Zuletzt habe er für den Online-Händler Amazon gearbeitet.
Einem Regierungsvertreter zufolge beantragte der mutmaßliche Täter im Dezember 2024 Asyl. Dieses sei ihm am 23. April dieses Jahres bewilligt worden, drei Monate nach Trumps Amtsantritt. Der im Bundesstaat Washington lebende Mann sei nicht vorbestraft. Vizepräsident JD Vance, der sich am Mittwoch in Kentucky aufhielt, schrieb auf der Online-Plattform X, die Tat beweise, dass die Einwanderungspolitik der Trump-Regierung gerechtfertigt sei. "Wir müssen unsere Bemühungen verdoppeln, Menschen abzuschieben, die kein Recht haben, in unserem Land zu sein", erklärte er. Trumps Gegner werfen der Regierung vor, illegale Maßnahmen anzuwenden. Die Einwanderungsbehörde ICE greife Migranten wahllos auf, auch Menschen ohne Vorstrafen und solche, die sich legal im Land aufhielten.
TRUMP ENTSENDET WEITERE 500 NATIONALGARDISTEN
Die Schüsse fielen vor einer U-Bahn-Station in einem belebten Geschäftsviertel. Die beiden Soldaten waren Teil eines Einsatzes der Nationalgarde, den Trump im August gegen den Willen der Stadtverwaltung zur Bekämpfung einer nach seinen Worten ausufernden Kriminalität angeordnet hatte. Die Bürgermeisterin von Washington, Muriel Bowser, klagte gegen den Einsatz, den sie als Eingriff in die lokale Selbstverwaltung ansieht und bestreitet Trumps Angaben zur Kriminalität. Erst vor wenigen Tagen hatte eine Bundesrichterin den Einsatz der Nationalgarde für Polizeiaufgaben ohne Zustimmung der Bürgermeisterin vorläufig untersagt. Die Wirkung ihres Urteils wurde jedoch bis Dezember ausgesetzt, um der Regierung einen Widerspruch zu ermöglichen.
Als Reaktion auf die Schüsse ordnete Trump die Entsendung von 500 weiteren Nationalgardisten nach Washington an. Damit erhöht sich ihre Zahl in der Hauptstadt auf etwa 2700. Trump hat auch in mehreren anderen von Demokraten geführten Städten die Nationalgarde eingesetzt, was ihm den Vorwurf einbrachte, militärische Machtdemonstrationen gegen politische Gegner einzusetzen. Die Nationalgarde ist eine Reserveeinheit der US-Armee.
(Mitarbeit: Ted Hesson, Idrees Ali, Jeff Mason, Steve Gorman, Jasper Ward, Kanishka Singh, David Morgan; geschrieben von Christian Götz und Isabelle Noack, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)