München, 09. Dez (Reuters) - Produktionsvorstand Milan Nedeljković rückt im Mai zum neuen BMW-Chef auf. Der 56-Jährige löst dann Oliver Zipse (61) ab, der seit 2019 an der Spitze des Münchner Autobauers stand und die interne Altersgrenze für BMW-Vorstände bereits überschritten hat. Sein Vertrag war deshalb 2023 nur noch um drei Jahre verlängert worden. Die Hauptversammlung am 13. Mai 2026 wird nun seine letzte Amtshandlung. Die Nachfolgeregelung habe der Aufsichtsrat am Dienstag beschlossen, teilte BMW mit. Nedeljkovic bekommt einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag, der bis ins Jahr 2031 läuft.
Der im heute serbischen Krusevac geborene Nedeljkovic hat sein gesamtes Berufsleben bei BMW verbracht. Er war 1993 nach einem Maschinenbau-Studium in Aachen und am MIT als Trainee bei BMW eingestiegen und hatte sich bis zum Vorstand hochgearbeitet. 2019 wurde er als Produktionsvorstand Nachfolger von Zipse, als dieser zum Vorstandschef aufstieg. 2026 folgt er ihm nun erneut im Amt.
"Nedeljković überzeugt mit seinem strategischen Weitblick, großer Umsetzungsstärke und unternehmerischem Denken", erklärte der neue BMW-Aufsichtsratschef Nicolas Peter. "Er steht für klare Fokussierung im Umgang mit Ressourcen", ob ökonomische oder ökologische. Nedeljkovic könne Menschen für seine Ideen begeistern und zu Höchstleistungen motivieren. "Das ist eine entscheidende Führungsqualität, um den Erfolgskurs der BMW Group in der aktuellen Transformation fortzusetzen", sagte Peter. Auch Gesamtbetriebsratschef Martin Kimmich begrüßte die Wahl: "Milan Nedeljković genießt hohes Ansehen und Vertrauen in der Belegschaft von BMW."
An der Börse löste die Personalie zunächst keine Euphorie bei den Anlegern aus. Die BMW-Aktie lag am späten Vormittag knapp im Minus.
Dass Zipse im Laufe des kommenden Jahres aufhören würde, war bei BMW ein offenes Geheimnis. Bei dem Autobauer gilt eine informelle Altersgrenze von 60 Jahren. Der Zeitpunkt für die Kür des Nachfolgers ist aber überraschend. Zipse hat BMW erfolgreicher als die deutsche Konkurrenz durch den Umbau vom Verbrenner- zum Elektroantrieb geführt. BMW entwickelt und baut seit Jahren Autos mit Verbrennungsmotor und Elektrofahrzeuge parallel und fährt nun die Früchte davon ein: Der Höhepunkt bei den Investitionen in Werke und Entwicklung sei überschritten, hieß es zuletzt. Die Hoffnung ruht nun auf den Elektroautos der "Neuen Klasse", die ab 2026 auf den Markt kommen und auch in China die Wende zum Besseren bringen sollen.
GEGEN ÄUSSERE WIDERSTÄNDE
Auch der 61-jährige Zipse hat nur für BMW gearbeitet. Zum Ende seiner Amtszeit kann er auf 35 Jahre zurückblicken. Zipse habe "Großes für die BMW Group geleistet", sagte Peter. Er stehe für die Neue Klasse als größtem Zukunftsprojekt des Autobauers. "Er hat auch gegen äußere Widerstände stets klare Position bezogen und das Unternehmen damit in stürmischen Zeiten auf Kurs gehalten."
In den Aufsichtsrat soll Zipse nach einem Bericht der "WirtschaftsWoche" aber nicht einziehen. Dem Gremium sitzt seit Mai sein ehemaliger Finanzvorstand Nicolas Peter vor. Dieser genieße "das volle Vertrauen der BMW-Eigentümerfamilien Quandt und Klatten" und solle den Posten auf lange Sicht bekleiden, berichtete das Magazin unter Berufung auf Insider. Für Vorstände gilt nach ihrem Ausscheiden eigentlich eine "Abkühlphase" von zwei Jahren vor einem Einzug in den Aufsichtsrat. Mit den Stimmen der Großaktionäre Quandt und Klatten könnte BMW davon aber abweichen.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

