5G-Auktion: Drillisch-Aktie klettert zweistellig, auch United Internet im Plus – Wer ist der Sieger der Mobilfunkauktion?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Erleichterung am Aktienmarkt: Das Thema Mobilfunkauktion kann endlich abgehakt werden. Die vier Unternehmen – die Deutsche Telekom , Vodafone , Telefónica und 1&1 Drillisch – bezahlen für die 5G-Frequenzblöcke insgesamt 6,55 Milliarden Euro.

„Die Auktion hat sicher länger gedauert als jeder erwartet hatte und der Preis lag am Ende 1,5 Milliarden höher als von uns geschätzt“, erklärte Analystin Nizla Naizer von der Deutschen Bank. Alle Augen seien nun auf Drillisch gerichtet, die bislang noch nicht allzu viele Details über ihre Pläne veröffentlicht hätten.

Drillisch und United Internet schütteln lange Auktion ab

Mit einem Kursplus von 10 Prozent im frühen Handel reagierten die Anleger bei 1&1 Drillisch jedenfalls deutlich positiv.

Drillisch 5-Tageschart

Die Papiere der Mutter United Internet  stiegen am Morgen um 6,27 Prozent. Börsianer sahen darin eine logische Erholungsbewegung, hätten die Papiere doch während der langen Auktion besonders gelitten.

Für Ulrich Rathe, den Telekom-Experten der Investmentbank Jefferies, ist zwar keinesfalls sicher, dass Drillisch selbst zum Netzbetreiber werde. Dies hänge von Verhandlungen mit den Geschäftspartnern ab, deren Antennen man bisher nutzt. Er glaubt jedoch, dass das verlässliche Management, das bisher große Erfolge verweisen kann, das Beste herausholt. Genug finanziellen Spielraum gebe es jedoch auch nach Zahlung der rund 1,1 Milliarden Euro für die Frequenzblöcke.

Sind die Verbraucher die Gewinner der Versteigerung?

Nach dem Ende der längsten deutschen Mobilfunkauktion rechnen Fachleute und Politiker mit positiven Folgen für Verbraucher. Diese seien letztlich ein Gewinner der Versteigerung. Schließlich gebe es durch den Einstieg von Drillisch als vierter deutscher Netzbetreiber künftig mehr Wettbewerb am Markt. „Durch den vierten Netzbetreiber am Markt wird sich der Wettbewerb verschärfen, was dem Verbraucher zu Gute kommen kann, etwa wenn Handyverträge wegen des Konkurrenzkampfes billiger angeboten werden als bisher“, sagte der VWL-Professor Vitali Gretschko von der Denkfabrik ZEW.

„Drillisch könnte dem deutschen Markt mit modernen, kundenorientierten Preismodellen neue Impulse geben – eine gute Nachricht für Verbraucher“, sagt Jens-Uwe Theumer vom Preisvergleichsportal Verivox. Auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Sitta wertete den Ausgang der Versteigerung positiv: „Es ist sehr erfreulich, dass es einen weiteren Mobilfunkanbieter geben wird, denn mehr Wettbewerb führt zu niedrigeren Preisen und einer besseren Infrastruktur für die Verbraucher.“

Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) begrüßte, dass mit Drillisch ein weiterer Netzbetreiber antreten wird. „Denn Wettbewerb belebt das Geschäft und sorgt für günstige Preise“, sagte vzbv-Chef Klaus Müller der „Rheinischen Post“ (Donnerstag). „Damit der neue Anbieter dann auch wirklich wettbewerbsfähig sein wird, müssen die drei etablierten Netzbetreiber ein faires Angebot für die Nutzung der Netze auf dem Land machen.“

Kritik an zu teurer Auktion

Kritische Töne gibt es mit Blick auf die Staatseinnahmen. Fachleute waren im Vorfeld der Auktion zwar nur von Einnahmen von drei bis fünf Milliarden Euro ausgegangen, und nun sind es mit knapp 6,6 Milliarden Euro sogar deutlich mehr. Das hinterlasse aber einen „faden Beigeschmack“, denn die Milliarden fehlten dem Mobilfunkmarkt nun zum Netzausbau, monierte FDP-Politiker Sitta.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer übte ebenfalls Kritik: „Die Einnahmen aus der Versteigerung sind viel zu hoch – das führt zu einem langsameren Ausbau des Mobilfunkes.“ Mit dem Geld sollte der Bund nun ein Förderprogramm in den Mobilfunkausbau im ländlichen Raum auflegen, „sonst bleibt Deutschland eine Funkloch-Nation“, forderte der Grüne.

Bisher ist vorgesehen, dass die Erlöse in ein Sondervermögen des Bundes namens „Digitale Infrastruktur“ fließen. Mit 70 Prozent davon soll der Festnetz-Breitbandausbau gefördert werden, mit 30 Prozent sollen besseres Internet und neue Technik an Schulen bezahlt werden.

Das Kürzel 5G steht für die 5. Mobilfunkgeneration. Der Standard ist der Nachfolger von 4G, auch LTE genannt. 5G ist wesentlich schneller im Download und verfügt über eine geringere Reaktionszeit (Latenz) – Daten werden praktisch in Echtzeit verarbeitet.

Wer hat am besten bei der Auktion abgeschnitten?

Und wer hat sich in der Auktion nun durchgesetzt? Der Auktionstheoretiker Gretschko wertet den Ausgang als kleinen Rückschlag für Drillisch und begründet dies damit, dass die Firma am Ende noch überboten wurde und damit einen Block weniger bekam als in dem wochenlangen Ringen angestrebt. Gut abgeschnitten haben aus Sicht von Gretschko die Deutsche Telekom und Vodafone. „Sie haben genau das bekommen, was sie wollten.“ Allerdings müssen auch sie wesentlich tiefer in die Tasche greifen als gedacht. Telefónica stellte Gretschko ein mäßiges Zeugnis aus.

Von den 41 Frequenzblöcken entfallen die meisten auf die Deutsche Telekom – der frühere Staatsmonopolist konnte 13 Blöcke abräumen und muss dafür 2,17 Milliarden Euro zahlen. Auf Vodafone entfallen 12 Blöcke für 1,88 Milliarden Euro und auf Telefónica 9 für 1,42 Milliarden Euro. Drillisch konnte sich 7 Blöcke für 1,07 Milliarden Euro sichern – die Tochterfirma des rheinland-pfälzischen Konzerns United Internet hat bisher kein eigenes Netz, stattdessen nutzt sie bisher Antennen der Konkurrenz.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: immodium/shutterstock.com

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