737-MAX-Krise – Wie stark kann Airbus profitieren?

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Die 737 MAX muss weiter am Boden bleiben. Nach zwei Abstürzen aufgrund von Softwarefehlern wurde dem Flugzeugtypen die Starterlaubnis im März 2019 entzogen. Nun hat Boeing bekannt gegeben, dass die 737 MAX ihre Zulassung wohl frühestens im Sommer dieses Jahres wiedererlangen wird. Aber wie wichtig ist der Typ 737 MAX eigentlich für Boeing und kann Airbus aus den Problemen bei Boeing wirklich Profit schlagen?

Die 737-Familie

Die 737 MAX ist der neueste Ableger eines der am meisten verkauften Flugzeugtypen der Welt. Die 737-Familie existiert bereits seit 1968 und in diesem Zeitraum konnte Boeing mehr als 15.000 Bestellungen für diesen Flugzeugtypen sammeln, von denen bereits 10.500 an die Kunden ausgeliefert wurden. Die Bedeutung der 737-Familie für Boeing wird aber noch deutlicher, wenn man die Auslieferungen der 737 MAX im Vergleich zu anderen Boeing-Modellen vor der Krise betrachtet. Im vierten Quartal 2018 lieferte Boeing insgesamt 238 Verkehrsflugzeuge aus, darunter waren 111 vom Typ 737 MAX. Dementsprechend stand die 737 MAX also für knapp die Hälfte aller von Boeing ausgelieferten Verkehrsflugzeuge.

Das Konkurrenzmodell von Airbus, die A320-Familie, ist erst 20 Jahre später auf den Markt gekommen. Trotzdem konnte der europäische Boeing-Konkurrent ebenfalls mehr als 15.000 Bestellungen für seine Flugzeuge sammeln. Davon wurden bisher jedoch erst rund 9.000 ausgeliefert. Auch für Airbus stellt die A320-Familie das absolute Fundament seines Verkehrsflugzeuggeschäftes dar. Insgesamt hat Airbus in seiner Geschichte bis Ende 2019 rund 12.600 Flugzeuge ausgeliefert. Davon entfielen mehr als 9.300 auf die Flugzeugtypen A220 und A320. Somit stehen diese Flugzeugtypen für drei von vier Flugzeugauslieferungen bei Airbus.

Kann Airbus von den Problemen bei Boeing profitieren?

Sicherlich kann Airbus ein Stück weit davon profitieren, dass Boeing die 737-MAX-Produktion aktuell ausgesetzt hat. Jedoch bin ich der Meinung, dass dieser Effekt kurzfristig erst einmal kaum zu spüren sein wird. Die Fluggesellschaften planen langfristig und versuchen möglichst Flotten von denselben Flugzeugtypen zu betreiben. Dadurch können sie die Kosten zum Betrieb der Flotte verringern. Nur wegen temporärer Probleme bei der 737 MAX werden die Fluggesellschaften nicht ihr gesamtes Flottenkonzept über den Haufen werfen, zumal sich auch für zu Airbus wechselnde Fluggesellschaften Wartezeiten auf die neuen Flugzeuge von mehreren Jahren ergeben würden. Denn auch für Airbus ist es nicht möglich, die Produktion der A320-Familie kurzfristig so hochzufahren, dass man es schafft, sämtliche vorherigen 737-MAX-Kapazitäten zu übernehmen.

Die eigentlich eingeplanten neuen 737 MAX werden also zum großen Teil nicht durch neue A320 ersetzt, sondern meist werden ältere Flugzeuge nun einfach weiter geflogen und vermehrt Flugzeuge von anderen Fluggesellschaften geleast. Dadurch entsteht den Fluggesellschaften zwar kurzfristig auch ein finanzieller Schaden, diesen werden sie jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit an Boeing weitergeben können. Daher macht dieses Vorgehen für die Fluggesellschaften langfristig gesehen deutlich mehr Sinn, als nun direkt ihre komplette Flotte umzustellen und zu Airbus zu wechseln.

Vor allem kurzfristig werden die Boeing-Probleme daher bei Airbus kaum Einfluss auf die Geschäftsentwicklung haben. Die Effekte könnten tendenziell eher langfristig zu spüren sein. Denn Boeing erleidet durch den 737-MAX-Skandal nun einen großen Imageschaden. Dies könnte dazu führen, dass Fluggesellschaften in Zukunft das Vertrauen in Boeing-Flugzeuge verlieren und ihre Flottenplanung eher auf der A320-Familie aufbauen.

Wie sieht es sonst bei Airbus aus?

Grundsätzlich besteht Airbus nicht nur aus der Verkehrsflugzeugsparte. Sie ist jedoch die mit Abstand wichtigste Sparte, denn in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres stand diese Sparte für 76 % des Umsatzes. Weitere 17 % des Umsatzes entfielen auf das Militärgeschäft und 7 % auf das Geschäft mit Helikoptern.

Vor allem in den beiden großen Sparten laufen die Geschäfte recht gut. Der Umsatz im Kerngeschäft mit Verkehrsflugzeugen wuchs in den ersten neun Monaten 2019 um 16,7 % und die Orderbücher sind mit mehr als 7.000 offenen Bestellungen weiterhin prall gefüllt. Auch das Militärgeschäft konnte den Umsatz um 9,3 % steigern. Lediglich die Helikoptersparte schwächelt etwas und musste einen Umsatzrückgang von 1,1 % hinnehmen.

Alles in allem scheinen die Geschäfte also aktuell sehr gut zu laufen bei Airbus. Der 737-MAX-Skandal wird Airbus aus meiner Sicht zwar keinen großen Extra-Push geben, schaden wird es Airbus aber mit Sicherheit auch nicht. Da der Luftfahrtmarkt in Zukunft weiter wachsen wird und die Auftragsbücher bei Airbus voll sind, sehe ich auch in Zukunft für Airbus die Chance, weiter zu wachsen. Daher halte ich auch die Aktie von Airbus für durchaus interessant, obwohl sie mit einem aktuellen KGV von 28,4 (Stand: 22.02.2020) nicht gerade günstig bewertet ist.

Auch für alle Dividendenanleger könnte Airbus durchaus einen Blick wert sein. Auf den ersten Blick mag die aktuelle Dividendenrendite von mageren 1,2 % recht wenig sein, wenn man jedoch beachtet, dass Airbus die Dividende seit 2010 mehr als versiebenfacht hat und plant, die Dividende auch in Zukunft weiter zu steigern, erscheint die aktuelle Dividende schon in einem ganz anderen Licht.

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Robin Gey besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2020

Bild: Airbus

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