Abivax: Corona-Impfstofftests an Menschen gestartet ++ VW und BMW: US-Absatz kräftig eingebrochen ++ Bayer: Neue Milliarden über Anleihen reingeholt

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Lockerungen in den USA sorgen dafür, dass sich das Corona-Virus wieder verstärkt ausbreitet. Seit Beginn der Pandemie sind zum ersten Mal mehr als 50.000 Neuinfektionen einem Tag verzeichnet worden. Damit haben die Infektionszahlen einen neuen Höchststand erreicht, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität vom Donnerstagmorgen hervorgeht. Den Zahlen zufolge sind am Mittwoch rund 50.700 Neuinfektionen gemeldet worden. Die „Washington Post“ zählt sogar rund 52.800 Fälle.

Seit einer Woche melden die USA regelmäßig mehr als 40 000 Neuinfektionen am Tag und liegen damit über den Zahlen vom bisherigen Höhepunkt der Pandemie im April und Mai. Die US-Staaten Kalifornien und Michigan nahmen am Mittwoch Lockerungen zurück, Pennsylvania führte eine Maskenpflicht ein. US-Präsident Donald Trump glaubt indes weiter an das Verschwinden des Virus.

Seit Beginn der Pandemie haben sich in den USA über 2,6 Millionen Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. Mindestens 128 000 sind an oder mit dem Virus gestorben. Das Virus hat sich vom Nordosten der USA nach Westen und Süden ausgebreitet. Es grassiert jetzt vor allem in Kalifornien, Texas, Florida und Arizona.

Bundestaaten versuchen entgegenzuwirken

In Kalifornien wurden bereits wieder Bars, Kinos und Museen geschlossen. Abstandsregeln sollen verstärkt kontrolliert werden. Auch weitere US-Bundesstaaten planen Teile der Lockerungen wieder rückgängig zu machen. Einer Umfrage zufolge ist in den USA die Sorge der Bürger wegen der Coronavirus-Pandemie wieder gestiegen. Bei einer am Mittwoch veröffentlichten Reuters/Ipsos-Befragung gaben 81 Prozent an, sie seien sehr oder etwas besorgt. Ein so großer Anteil von Befragten, die sich wegen des Virus ängstigen, war zuletzt bei einer ähnlichen Umfrage am 11. und 12. Mai ermittelt worden.

Trump für nächstes Konjunktur-Paket

Der US-Präsident hat sich für eine zweite Runde direkter Hilfszahlungen an die Steuerzahler ausgesprochen, um die Konjunktur in den Vereinigten Staaten wieder anzukurbeln. Es gehe darum, den Menschen „schnell und unkompliziert“ Geld zukommen zu lassen, sagte Trump am Mittwoch im Interview mit dem Sender Fox Business. Er strebe größere Auszahlungen für die Menschen an als die Demokraten, sagte der Republikaner – ohne dabei eine Summe zu nennen.

Wegen der Corona-Krise hatten Steuerzahler in Amerika zuletzt im Rahmen eines Konjunkturpakets einmalig 1.200 US-Dollar pro Erwachsenem und 500 Dollar pro Kind bekommen. Eine erneute Hilfszahlung müsste vom Kongress gebilligt werden. Dort sind Regierung und Republikaner auch auf die Zustimmung der Demokraten angewiesen. Sie wollen auch ein weiteres Konjunkturpaket, haben inhaltlich aber bislang sehr unterschiedliche Vorstellungen als die Republikaner.

Mit den bereits beschlossenen Konjunkturprogrammen sollten fast drei Billionen Dollar in die US-Wirtschaft gepumpt werden, was mehr als zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung entspricht. Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu deren Eindämmung haben die US-Wirtschaft einbrechen und die Arbeitslosenquote in die Höhe schnellen lassen.

Fed denkt ebenfalls über weitere Maßnahmen nach

Die amerikanische Notenbank hat auf ihrer jüngsten Zinssitzung detailliert über die Möglichkeiten zusätzlicher geldpolitischer Hilfen in der Corona-Krise debattiert. Dabei ging es vor allem um zwei Bereiche, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Sitzungsprotokoll hervorgeht. Zum einen wurde über die Möglichkeit diskutiert, die Geldpolitik an die konkrete wirtschaftliche Entwicklung zu binden oder über längere Zeit festzuschreiben (Forward Guidance). Zum anderen wurde erwogen, die Geldpolitik an bestimmten Zinssätzen am Kapitalmarkt auszurichten (Yield Curve Control). Entscheidungen darüber wurden aber nicht gefällt.

Nachgedacht wurde unter anderem darüber, die Geldpolitik an bestimmte Inflationsziele oder an die Arbeitslosenquote zu koppeln. Ähnlich war die Fed etwa nach der Finanzkrise 2008 vorgegangen. Auch wurde erörtert, ob es sinnvoll sein könnte, die lockere Geldpolitik über einen bestimmten Zeitraum zu garantieren. Derartige Zinsversprechen sollen die Geldpolitik noch lockerer erscheinen lassen, wenn die Zinsuntergrenze (Zero Lower Bound) bereits erreicht ist und Zinssenkungen faktisch nicht mehr möglich sind oder kaum noch wirken.

Trump mit Durchhalteparolen

Trotz eines dramatischen Anstiegs der täglichen Neuinfektionen in den USA glaubt Präsident Donald Trump weiter an das Verschwinden des Virus. Die Wirtschaft werde sich bald wieder erholen und „das Virus wird irgendwann gewissermaßen einfach verschwinden“, sagte der Republikaner Trump am Mittwoch im Gespräch mit dem Fernsehsender Fox Business.

Dax startet im Plus

Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag einen neuen Anlauf nach oben unternommen. In den vergangenen Tagen hatten sich an der Börse Hoffnungen auf eine weitere Erholung der Weltwirtschaft und die Furcht vor einer wieder zunehmenden Corona-Infektionswelle und deren wirtschaftlichen Folgen die Waage gehalten.

Der Dax stieg im frühen Handel um 1,02 Prozent auf 12.385,89 Punkte, nachdem er am Vortag um rund 0,4 Prozent gesunken war. Damit startete der deutsche Leitindex einen weiteren Ausbruchsversuch über den Bereich um 12.350 Punkte, an dem er in den vergangenen Tagen mehrfach abgeprallt war. Der der mittelgroßen Börsenwerte gewann am Donnerstagmorgen 0,88 Prozent auf 26.311,37 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 legte um rund 0,9 Prozent zu.

Abivax: Wirkstoff wird am Patienten getestet

Das französische Biotechnologieunternehmen macht Fortschritte bei der Entwicklung eines Möglichen Impfstoff-Kandidaten gegen das Corona-Virus. Wie die Franzosen mitteilten wurde der erste Patient in ihrer Phase2b/3-Studie mit dem Wirkstoffkandidaten ABX464 an der Universitätsklinik in Nizza, Frankreich, (Centre Hospitalier Universitaire – CHU), behandelt.

Die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte miR-AGE-Studie untersucht die frühzeitige Behandlung (zum Zeitpunkt der Diagnose) von 1.034 älteren COVID-19-Patienten oder Hochrisikopatienten. Hauptziel der Studie ist die Evaluierung des Potentials von ABX464, die Virusreplikation bei diesen Patienten einzudämmen, sowie die schwere Entzündung zu verhindern, die zum akuten Atemnotsyndrom (ARDS) führt. Abivax hat bereits die Genehmigungen der Studie durch die Arzneimittelzulassungsbehörden in Frankreich, Deutschland sowie in Großbritannien, Italien und Brasilien erhalten und erwartet kurzfristig die Zulassung in Spanien und weiteren lateinamerikanischen Ländern mit hohen Infektionsraten, einschließlich Mexiko, Chile und Peru.

Prof. Dr. med. Hartmut Ehrlich, Chief Executive Officer von Abivax, sagte: „Wir freuen uns, dass der erste Patient in unsere miR-AGE-Studie eingeschlossen wurde und dass die Rekrutierung und Behandlung an weiteren Zentren in Europa und Lateinamerika nun zügig voranschreiten kann. Nach der Zulassung der Studie durch die Arzneimittelbehörde in Brasilien erwarten wir in Kürze auch die Genehmigungen in weiteren lateinamerikanischen Ländern, in denen die Epidemie noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat. Die ersten Top-Line-Ergebnisse der miR-AGE-Studie sollen Ende des Jahres vorliegen.

BMW & VW haben weiter einen schweren Stand auf dem US-Markt

Die Corona-Pandemie hat den US-Automarkt im zweiten Quartal kräftig ausgebremst – das bekamen auch Volkswagen und BMW zu spüren. In den drei Monaten bis Ende Juni wurden nur 69.933 Neuwagen mit dem VW-Logo verkauft, wie das Unternehmen am Mittwoch am US-Hauptsitz in Herndon, Virginia, mitteilte. Das entspricht einem dicken Absatzminus von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Im ersten Halbjahr 2020 verzeichnete VW einen Verkaufsrückgang um 22 Prozent. Auch die Konzerntochter Audi erlitt einen herben Dämpfer – hier sackte der Quartalsabsatz im Jahresvergleich um 35 Prozent auf 34.843 Autos ab. Im bisherigen Jahresverlauf sanken die Verkäufe um ein Viertel. Der ebenfalls zum VW-Konzern gehörende Sportwagenbauer Porsche wurde im zweiten Quartal knapp 20 Prozent weniger Autos los.

Besonders stark unter der Corona-Krise litt der deutsche Oberklasseanbieter BMW. Nur 50.957 Neuwagen der Stammmarke konnten von Anfang April bis Ende Juni an die US-Kundschaft gebracht werden, ein Rückgang um gut 39 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Seit Jahresbeginn sanken die Verkäufe um rund 28 Prozent. Bei der Tochter Mini sah es noch schlechter aus, hier gab es im Quartal einen Rückgang um 42 Prozent und im bisherigen Jahresverlauf um 39 Prozent.

Auch der Rest der Branche musste während des Lockdowns starke Abstriche machen, weil Autohäuser geschlossen wurden und Kunden zu Hause blieben. Beim US-Marktführer General Motors brachen die Verkäufe um 34 Prozent auf 492.489 Autos ein. Fiat Chrysler meldete einen noch stärkeren Rückgang um 39 Prozent auf 367.086 Fahrzeuge, Toyota ein Minus von 35 Prozent auf 398.029 Neuwagen.

Kurz & knapp:

Bayer: Der Pharmakonzern nimmt 6 Milliarden Euro Schulden auf. Vier Anleihen wurden am Mittwoch platziert, teilte der Konzern am Abend mit. Die Papiere haben Laufzeiten von 4 bis 12 Jahren und Kupons von 0,375 bis 1,375 Prozent. Die Ratings von Bayer dürften voraussichtlich erhalten bleiben, teilte Bayer mit. Das Bayer die Anleihen wohl mühelos platzieren konnte, zeigt, dass die Aussichten bei den Leverkusenern wieder für sehr gut gehalten werden. Die Aktie reagiert heute ebenfalls positiv auf die Nachricht.

Novartis: Der Schweizer Pharmakonzern hat sich in den USA im Zusammenhang mit Vorwürfen unzulässiger Zahlungen an Ärzte außergerichtlich auf eine Millionenstrafe geeinigt. Im Rahmen der Vereinbarung mit den US-Behörden würden 678 Millionen US-Dollar (603 Millionen Euro) gezahlt, wie der Schweizer Pharmakonzern in der Nacht auf Donnerstag mitteilte. Bei den Vorwürfen ging es um Werbeveranstaltungen sowie um Treffen mit Ärzten, bei denen auch Rednerhonorare gezahlt wurden. Die Mediziner sollen dann verstärkt Novartis-Medikamente gegen bestimmte Erkrankungen verschrieben haben. Neben der Geldzahlung verpflichtete sich Novartis auch, die entsprechenden Programme zu ändern.

Flatex: Der Online-Broker hat im ersten Halbjahr von den starken Schwankungen an den Aktienmärkten infolge der Corona-Krise profitiert. Die Zahl der Transaktionen zog deutlich an, wie das Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Zudem stieg die Zahl der Neukunden stärker als erwartet. Konzernchef Frank Niehage erhöhte deshalb die Prognose für das laufende Jahr. Er rechnet 2020 jetzt mit bis zu 50 Millionen Transaktionen und über 1,2 Millionen Kunden bis zum Jahresende. Bislang hatte die Prognose bei einer Million Kunden und 35 Millionen Trades gelegen.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Soni’s / shutterstock.com

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