Aktien Europa: Erholung kommt vor Fed-Entscheid ins Stocken

dpa-AFX · Uhr

PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die jüngste Erholung an Europas Aktienmärkten ist vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Mittwoch zunächst wieder ins Stocken geraten. Nach einem freundlichen Start pendelte der EuroStoxx 50 bis zum Mittag zwischen Gewinnen und Verlusten. Zuletzt trat der europäische Leitindex mit minus 0,01 Prozent bei 2931,70 Punkten nahezu auf der Stelle. Zuvor war der Aufwärtsdrang an der Wall Street bereits zum Erliegen gekommen.

Nach einer turbulenten und verlustreichen Vorwoche hatte der europäische Markt in den vergangenen beiden Handelstagen vor allem von der Hoffnung auf eine Lockerung der Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in vielen Ländern profitiert. Seit seinem Tief im März hat der EuroStoxx 50 inzwischen um mehr als ein Viertel zulegen können.

In Paris notierte der Leitindex Cac 40 zur Wochenmitte zuletzt mit plus 0,07 Prozent bei 4573,18 Zählern ebenfalls nahezu unverändert. Deutlich besser schlug sich die Börse in Großbritannien, wo der FTSE 100 in London die Marke von 6000 Punkten zurückeroberte. Hier stand zuletzt ein Plus von 1,01 Prozent auf 6018,43 Punkte zu Buche. Während in Italien Staatsanleihen nach einer Abstufung der Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Fitch unter Druck kamen, legte der italienische Leitindex FTSE MIB um mehr als ein halbes Prozent.

Die Anleger schauen derzeit in die USA, wo die Notenbank am Abend ihre Zinsentscheidung bekannt gibt. "Es ist zwar unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank heute weitere Zinsschritte vornehmen wird", schrieb Marktbeobachter Milan Cutkovic von Axitrader. "Der wirtschaftliche Ausblick bleibt jedoch düster und das Team um Jerome Powell dürfte die Märkte erneut daran erinnern, dass die Fed noch nicht alle Munition verbrannt hat und eine Ausweitung des Krisenpakets durchaus möglich ist."

Von der EU-Kommission erhobene Daten, wonach sich die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone im April so stark wie noch nie eingetrübt hat, überraschten unterdessen an den Märkten kaum noch.

In Europa waren mit der Beruhigung der Lage an den Ölmärkten vor allem Werte aus der Branche gefragt. Der Stoxx 600 Oil & Gas führte das Sektorranking mit einem Zuwachs von zuletzt 2,90 Prozent an.

Die Pharmawerte zeigten sich hingegen mit 1,71 Prozent am deutlichsten geschwächt. Positiver Ausreißer war der britische Pharmakonzern Astrazeneca mit rund einem Prozent Kursplus. Bei den Anlegern in London kam gut an, dass das Unternehmen trotz Unsicherheit wegen der Corona-Pandemie nach einem überraschend starken Jahresstart seine Ziele für 2020 bestätigte.

Die in den vergangenen Wochen arg gebeutelten Airbus -Aktien schwankten nach der Bilanzvorlage stark - zuletzt verbuchten sie ein Plus von etwa einem halben Prozent. Die Corona-Krise und Sonderabschreibungen haben den Luftfahrt- und Rüstungskonzern im ersten Quartal in die roten Zahlen gerissen. Der Einbruch im laufenden Geschäft fiel aber nicht ganz so heftig aus wie von Analysten erwartet.

Aktien der Barclays -Bank knüpften nach der Bilanzvorlage mit mehr als siebeneinhalb Prozent Kursplus an ihren guten Lauf am Vortag an. Hier zog vor allem, dass Barclays im ersten Quartal unter anderem dank der Marktturbulenzen mit deutlich höheren Erträgen überrascht hatte als erwartet. JPMorgan-Analyst Raul Sinha nannte das starke Abschneiden im Investmentbanking den Glanzpunkt. Der Gewinn bei Barclays war aber wegen der erhöhten Risikovorsorge wegen möglicher Kreditausfälle eingebrochen.

In der aktuellen Krise haben sich bereits zahlreiche europäische Banken mit erhöhten Rückstellungen gegen eine mögliche Anhäufung nicht bedienter Kredite gewappnet. Die EU-Kommission will derweil mit der vorübergehenden Lockerung einiger Bankenregeln dafür sorgen, dass die Branche den Geldhahn für Kredite weiter offen hält. Ein entsprechendes Paket hatte die Behörde am Vortag vorgestellt./tav/jha/

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