Amazon vs. Alphabet: Kampf um Video-Blogger ist entbrannt

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Amazon Chef Jeff Bezos ist bekanntlich für kleinere Brötchen nicht zu haben. 2014 schnappte er kurz vor der Zielgerade Google das Live-Streaming-Videoportal Twitch für fast 1 Milliarde Dollar noch vor der Nase weg. Seitdem entwickelt sich das Unternehmen nicht schlecht. Etwa 15 Millionen schauen täglich bei Twitch vorbei, um vorwiegend Gamern beim Zocken von Videospielen zuzuschauen.

Im Vergleich zu Youtube sind das aber noch Peanuts. Mitte vergangenes Jahr teilte CEO Susan Wojcicki im Firmenblog mit, dass mehr als 1,5 Milliarden User im Monat die weltgrößte Video-Plattform aufsuchen. Mittlerweile dürfte die Zahl sogar noch größer geworden sein. Es wird geschätzt, dass Youtube an der Marke von 2 Milliarden Usern pro Monat kratzt.

Angesichts des großen Vorsprungs vor Amazons Twitch dürfte die Google-Tochter dem Treiben der Konkurrenz eigentlich gelassen zuschauen. Laut „Bloomberg“ sind in der Konzernzentrale von Youtube allerdings erste Warnleuchten sehr sichtbar angegangen. Der Grund: Amazon wird aggressiver! Mit exklusiven Live-Streaming-Verträgen versucht Twitch bekannte Youtuber von der Seite zu holen.

Laut Bloomberg sind dabei jährliche Mindestgarantien von bis zu ein paar Millionen Dollar, Anteile an zukünftigen Werbeeinnahmen und kostenpflichtige Abonnements die Lockmittel. Tanner Braungardt, über 4,2 Millionen Abonnenten auf Youtube, hat sich bereits für einen Wechsel der Plattform entschieden.

Mit der NBA ist Twitch ebenfalls ins Geschäft gekommen und wird zukünftig auf seiner Plattform Minor-League-Spiele zeigen. Michael Aragon, Twitch Interactive Inc’s Senior Vice President of Content, verspricht: “Es wird jetzt Schlag auf Schlag gehen mit neuen Sachen, die wir auf die Seite bringen.”

So verlockend sich die Angebote von Twitch auch anhören, nicht wenige Youtube-Stars schrecken davor zurück sich auf eine bestimmte Anzahl von wöchentlichen Live-Stunden verpflichten zu lassen. Eine Forderung, die es bei der Konkurrenz nicht gibt. Trotzdem wird auch Youtube aktiv. Die Kalifornier sollen ihren bekanntesten Stars bereits viel Geld geboten haben, wenn sie keine Exklusiv-Verträge mit anderen Websites abschließen. Aber auch dieses Angebot scheint noch auf wenig Gegenliebe zu stoßen.

Rafi Fine, der zusammen mit seinem Bruder Benni, einige der größten Kanäle auf Youtube betreibt, hält nichts von Exklusivität auf der ein oder anderen Seite. „Ich kann mir nicht vorstellen Youtube aufzugeben. Twitch kann meiner Firma aber eine bessere Plattform und mehr Geld bieten.“ Fine sieht die Amazon-Tochter auch nicht als „Youtube-Killer“ sondern als ernstzunehmenden Konkurrenten.

Ob Twitch bald von seinem Plan der Exklusivität abrückt, bleibt abzuwarten. Bislang wird die Plattform überwiegend genutzt, um Videogamern beim Zocken zuzuschauen. Obwohl die E-Sports-Branche boomt, möchte die Amazon-Tochter weg von dem Image einer Zockerplattform, da diese immer noch mit „Nerds“ in Verbindung gebracht wird, die den ganzen Tag im Keller Videospiele zocken.

Noch scheint das Duell Youtube vs. Twitch dem Kampf David gegen Goliath zu gleichen. Aber wir alle wissen, wer am Ende den Kampf gewonnen hat.

Von Markus Weingran

Foto: Gil C / Shutterstock.com

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