ANALYSE/DWS: Konjunkturerholung stützt die oftmals teuren Wachstumsaktien

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die wohl bereits begonnene Erholung der Weltwirtschaft eröffnet der DWS zufolge Anlagechancen insbesondere bei zyklischen Aktien. Stimmungsdaten aus den Unternehmen deuteten darauf hin, dass die globale Rezession im Zuge der Virus-Krise ihren Tiefpunkt bereits erreicht haben könnte, sagte Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der Fondsgesellschaft, am Mittwoch im Rahmen einer Online-Präsentation in Frankfurt. Der Aktienmarkt habe dies schon vorweggenommen: "Die Anleger preisen wieder ein Wachstum der Gewinne je Aktie ein."

Kreuzkamp rechnet in seinem Basisszenario damit, dass das neuartige Coronavirus in Wellen zurückkehrt, aber beherrschbar bleibt. Zudem würden weiterhin Maßnahmen getroffen, um die Pandemie im Zaum zu halten. Eine Wahrscheinlichkeit von lediglich zehn Prozent hingegen bescheinigte der Experte einem pessimistischen Szenario, in dem eine zweite Infektionswelle im Herbst mit der üblichen Grippewelle zusammentreffen und so im öffentlichen Leben erneut umfangreiche Schließungsmaßnahmen nach sich ziehen würde.

Gestützt würden die Aktienmärkte vor diesem Hintergrund vor allem von den massiven Hilfsprogrammen der Regierungen und der Zentralbanken zur Ankurbelung der Konjunktur, fuhr Kreuzkamp fort. Erst am vergangenen Donnerstag hatte etwa die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Corona-Notkaufprogramm für Anleihen um 600 Milliarden auf 1,35 Billionen Euro ausgeweitet. Auch die US-Notenbank Fed dürfte an ihrem Corona-Krisenkurs zunächst kaum etwas ändern.

Kreuzkamp richtet insofern seinen Fokus auf Wachstumsaktien, die wegen ihrer relativ hohen Abhängigkeit vom Konjunkturverlauf weitere Kursgewinne verzeichnen könnten. Auch Firmen aus den Branchen Gesundheitswesen und Kommunikation seien einen Blick wert, da dort die Gewinnerwartungen oft nur gering nach unten revidiert worden seien. IT-Konzerne profitierten von dem Trend zur Heimarbeit und der Werkstoffsektor von der zyklischen Erholung der Gesamtwirtschaft. Allerdings ist laut dem DWS-Experten eine selektive Titelauswahl wichtig, da viele Wachstumswerte nach der jüngsten Rally bereits teuer seien.

Der DWS-Experte mahnte auch, die politischen Risiken im Blick zu behalten. So könnte vor der US-Präsidentschaftswahl im November der US-chinesische Handelskonflikt wieder hochkochen und so zu starken Schwankungen an den Aktienmärkten führen. Auch die Spannungen zwischen China und Hongkong könnten den Börsen einen Dämpfer versetzen und damit insbesondere die Wachstumswerte unter Druck setzen./la/ajx/fba

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