Anschnallen zur Jahresendrally

Klaus Brune · Uhr

Die Erholung am deutschen Aktienmarkt geht weiter. Am Dienstag schnupperte der DAX erstmals seit dem 7.9. wieder die Höhenluft oberhalb von 15 900 Punkten. Der Oktober fungierte dabei als Mutmacher für einen freundlichen Auftakt in den neuen Monat: Denn anders als im Vj. (-9,4%) wurde mit einem Zugewinn von 2,8% nicht nur der langjährige Durchschnitt (+2,0%) übertroffen, sondern womöglich auch die Basis für eine Jahresendrally geschaffen, die den DAX auf ein neues Allzeithoch hieven würde. Denn das bisherige Rekordhoch von Mitte August ist nur noch einen knappen Prozentpunkt entfernt, was statistisch gesehen schon im November (im Schnitt: +2,5%) erreicht werden könnte.

Selbstverständlich hat die Vergangenheit nur eine begrenzte Aussagekraft beim Blick voraus. Doch das Basisszenario für 2022, das Feri-Chefvolkswirt Axel Angermann am Dienstag bei der 34. Jahrestagung seines Instituts vorstellte, lässt die Chancen auf einen rekordverdächtigen Jahresschluss steigen: Die Konjunktur wird 2022 robust, die Inflation verkraftbar und die geldpolitische Straffung moderat bleiben. Der langsame Liquiditätsentzug der Notenbanken werde den Aktienmärkten im kommenden Jahr dabei wenig anhaben können, ergänzte Marcus Zasada, Leiter des Portfolio-Managements der Bad Homburger. „Ein Zinsanhebungszyklus allein hat noch keinen Bullenmarkt beendet.“

Entscheidend wird aus unserer Sicht vielmehr sein, ob die Bewertungen mit den Kursgewinnen Schritt halten. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht: Nach einer Auswertung von JP Morgan haben in den USA 82% der Unternehmen mit ihren Q3-Zahlen die Erwartungen übertroffen; in Europa waren es immerhin auch 68% der im Stoxx 600 vertretenen Börsenwerte. Bei den Multiples ist also noch Luft, allerdings sollten Anleger in Zeiten steigender Zinsen zunehmend selektiver werden.

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