Anstehender EZB-Beschluss könnte Erholung des europäischen Banken-Sektors wieder zunichte machen – Drohen CoBa und Deutscher Bank weitere Gewinneinbußen?

onvista · Uhr

Die Kurse der Banken aus der Eurozone dürften in den kommenden Tagen einen Blick wert sein. Denn mit der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag gehen Experten zufolge teils erhebliche Ertragsrisiken für die Geldhäuser einher. Die Erholung der Kurse der Bankaktien in den vergangenen Wochen könnte also rasch wieder Makulatur sein.

Zunächst ging die Rally im Stoxx Europe 600 Banks am Dienstag mit plus 1,9 Prozent aber weiter. Selbst Papiere der Deutschen Bank kletterten um weitere 1,90 Prozent, auch wenn Finanzvorstand James von Moltke auf einer Investorenkonferenz am Montag in New York die Ertragshoffnungen gedämpft hatte.

Wie schlimm wird es für die Banken am Donnerstag?

Die EZB dürfte die ohnehin sehr expansive Geldpolitik abermals lockern. Die Frage ist aber, wie umfangreich diese Lockerung ausfällt. Als nahezu sicher gilt eine Reduzierung des Einlagensatzes, der aktuell minus 0,4 Prozent beträgt. Banken müssen also auf ihre Einlagen bei der EZB einen Strafzins zahlen. Über das Ausmaß der neuerlichen Senkung herrscht jedoch Uneinigkeit. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat 60 Bankanalysten befragt. Davon erwartet eine Mehrheit von etwa zwei Drittel eine Reduzierung des Einlagensatzes auf minus 0,5 Prozent. Etwa ein Drittel der Analysten rechnet mit einer deutlicheren Reduzierung auf minus 0,6 Prozent.

Zu Letzteren zählt auch Jernej Omahen von der US-Investmentbank Goldman Sachs: „Wir rechnen mit einem Paket umfangreicher geldpolitischer Lockerungen“, schrieb der Analyst in einem Papier zu den Auswirkungen der EZB-Maßnahmen auf die Bankenbranche der Eurozone. Auf eine Senkung des Einlagenzinses auf minus 0,6 Prozent am Donnerstag werde später sogar noch eine weitere Reduzierung um 0,1 Prozentpunkte folgen, so Omahen.

In den letzten Wochen konnte sich der Sektor wieder gut erholen – ein weiter verschärfter Negativzins könnte das jedoch wieder zunichte machen

Deutsche und CoBa würden stark darunter leiden

Eine solche Senkung des Zinssatzes um 0,30 Punkte würde die Commerzbank und die Deutsche Bank empfindlich treffen: Omahen schätzt, dass der Gewinn nach Steuern der Deutschen Bank 2019 erheblich geschmälert würde. Auch bei der Commerzbank wäre die Belastung stark. Damit wären die deutschen Geldhäuser im Schnitt sogar noch etwas stärker betroffen als die Italiens.

Derlei Szenarien haben in den Kursen der Branche bereits tiefe Spuren hinterlassen. Der Stoxx 600 Bankenindex war vom Zwischenhoch Anfang 2018 bis Mitte August 2019 um mehr als 40 Prozent eingebrochen auf den tiefsten Stand seit fast acht Jahren. In den vergangenen Wochen hat sich der Sektor aber wieder etwas berappelt.

Staffelzins? Kompliziert aber hilfreich

Vielfach wird erwartet, dass die EZB die Belastungen aus dem Negativzins reduzieren wird. Der Einlagensatz wird auf die Überschussreserven der Geschäftsbanken fällig. In Gänze kann der Bankensektor dieser Belastung nicht ausweichen. Zur Verringerung der Gesamtbelastung könnte die EZB einen Teil der Überschussreserven von dem Negativzins ausnehmen. Eine solche auch Staffelzins genannte Maßnahme gilt jedoch als relativ kompliziert.

„Der Staffelzins ist eine kritische Komponente bei jedweder geldpolitischen Lockerung“, schrieb Experte Omahen. Vor allem die Deutsche Bank würde davon profitieren. Bei einer Zinssenkung auf minus 0,6 Prozent und einem gleichzeitigen Staffelzins in Anlehnung an den der Schweizer Nationalbank würde der Gewinn der Deutschen Bank nur noch leicht belastet – bei der Commerzbank hingegen noch etwas stärker.

Kommt das QE-Programm wieder oder nicht?

Neben der Zinsfrage könnte auch das Thema Anleihenkäufe spannender werden, als gedacht. Mario Draghi könnte bei einer möglichen Neuauflage des Anleihekaufprogramms nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg auf Widerstand im EZB-Rat stoßen. Mehrere Ratsmitglieder seien offenbar skeptisch gegenüber der Notwendigkeit dieser Maßnahme. Zu den Kritikern zählen vor allem Notenbanker, die Anleihekäufen grundsätzlich abgeneigt sind, darunter Bundesbankpräsident Jens Weidmann oder der niederländische Notenbankchef Klaas Knot. Vor wenigen Tagen hat sich zudem Frankreichs Zentralbankchef Francois Villeroy de Galhau eher verhalten geäußert.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: 360b / Shutterstock.com

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