Apple und Samsung beenden Patentstreit ++ Disney dürfte zuschlagen ++ Entspannung war gestern

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Da haben die Anleger wohl etwas falsch gedeutet. Sie dachten US-Präsident Donald Trump schlägt beim Bemühen, die heimische Wirtschaft besser vor Risiken durch Investitionen aus China zu schützen, einen vorsichtigeren Kurs ein. Das Weiße Haus hatte mitgeteilt vorerst auf eine Modernisierung bereits bestehender Regeln zu setzen und von zusätzlichen Maßnahmen abzusehen. Die Nachricht sorgte an den Börsen für Erleichterung. Der DAX drehte in Plus und die Wall Street eröffnet mit grünen Vorzeichen.

Und dann kam Lawrence Kudlow. Der Fernsehmoderator, den US-Präsident Donald Trump im März zum Direktor des National Economic Council ernannt hatte, sagte dem Sender Fox Business, dass Trump keine Pläne habe, eine mildere Haltung in den Handelsbeziehungen mit China einzunehmen. Und Schwups, war sie wieder da, die Angst vor einer Eskalation des Handelsstreits mit China. Die Wall Street wechselte die Vorzeichen von Grün auf Rot.

Der deutsche Leitindex hatte zum Glück den Handelstag schon beendet, als Kudlow das „Bad-Boy-Image“ von Donald Trump wieder aufpolierte. Allerdings muss der DAX auch heute wieder auf´s Parkett und da machen sich die neu entfachten Sorgen der Anleger bemerkbar. Der deutsche Leitindex startet mit einem Minus von 0,26 Prozent. Gute Nachrichten, die den DAX wieder ins Plus bringen könnten, sind nicht wirklich zu finden.

Seehofer bleibt im Asylstreit hart und auch der GfK-Konsumklima-Index dürfte das Ruder nicht rumreißen. Somit bleibt es dabei, dass in erster Linie Donald Trump die Richtung der Märkte vorgibt. Für positive und negative Ausreißer in den einzelnen Indizes sorgen zwischendurch neue Einschätzungen der Analysten.

Mickey Mouse darf sich mit Ice Age anfreunden

Der Unterhaltungsriese Disney hat im Bieterkampf mit Comcast um große Teile von Rupert Murdochs Medienimperium 21st Century Fox einen wichtigen Erfolg verbucht. Die US-Wettbewerbshüter haben dem möglichen Mega-Deal bereits unter Auflagen zugestimmt, wie das Justizministerium am Mittwoch mitteilte. Allerdings ist die Genehmigung mit der Bedingung verknüpft, dass 22 regionale Sportsender von Fox verkauft werden. So soll sichergestellt werden, dass die Marktmacht bei einer Kombination mit Disneys Sportsender ESPN nicht zu groß wird.

Durch die Entscheidung der Kartellwächter steigt der Druck auf den US-Kabelkonzern Comcast, der sich einen Bieterkampf mit Disney um die Fox-Anteile liefert. Die jüngste Offerte von Comcast lag bei 65 Milliarden Dollar. Disney hatte sein Angebot erst vor rund einer Woche von 52,4 auf 71,3 Milliarden Dollar (61,4 Mrd Euro) angehoben. Eigentlich hatte sich Disney bereits im Dezember mit Fox geeinigt, den Großteil des Film- und Fernsehgeschäfts des Rivalen zu übernehmen. Dann war jedoch Comcast mit einem neuen Angebot dazwischen gefunkt.

Steve Jobs würde sich freuen

Apple und Samsung haben ihren zähen Patentstreit in den USA nach mehr als sieben Jahren beigelegt. Die Konditionen der außergerichtlichen Einigung wurden nicht bekannt. Die zuständige kalifornische Richterin Lucy Koh ordnete am Mittwoch die Einstellung des Verfahrens ein. Es ging auf eine Klage von Apple vom April 2011 zurück. Der US-Konzern warf darin dem südkoreanischen Konkurrenten Samsung vor, Design und Technik des iPhone und iPad kopiert zu haben.

Die Klage löste einen regelrechten Patentkrieg mit zeitweise rund 50 Verfahren in mehreren Ländern aus. Die Streitigkeiten außerhalb der USA hatten die beiden Smartphone-Schwergewichte bereits 2014 beigelegt und seitdem auch keine neuen Klagen in Amerika mehr eingereicht.

In dem jetzt eingestellten Verfahren hatte Apple von kalifornischen Geschworenen 2012 gut eine Milliarde Dollar zugesprochen bekommen. Samsung legte Berufung ein, der Fall ging bis zum Obersten Gericht der USA. Es entschied, dass über einen Teil der Summe neu verhandelt werden müsse. Apple entschied jedoch auch diese Runde für sich – die Geschworenen sprachen dem Konzern im Mai 539 Millionen Dollar zu. Samsung verzichtete mit der außergerichtlichen Einigung darauf, diese Entscheidung anzufechten.

Apple-Gründer Steve Jobs wollte mit der Klage die Position von Apple im Smartphone-Geschäft verteidigen: Das iPhone hatte die Handy-Branche mit seinem großen Touchscreen und dem Verzicht auf eine Tastatur umgekrempelt. Doch relativ schnell kamen unter anderem von Samsung Geräte mit dem Google Betriebssystem Android mit ähnlichen Funktionen und ähnlicher Optik auf den Markt. Jobs bezeichnete Android laut seinem Biografen Walter Isaacson als „gestohlenes System“ und zog gegen den Marktführer Samsung vor Gericht.

Die Entscheidung der Geschworenen im August 2012 war auf den ersten Blick ein Triumph für Apple. Sie stellten fest, dass Samsung mit mehreren Geräten geschützte Designmuster des iPhone verletzt habe. Auch das typische Aussehen der Bildschirm-Oberfläche mit den App-Symbolen sei kopiert worden

Kurz & knapp

BASF: Die Deutsche Bank hat die Einstufung für BASF vor der Veröffentlichung von Quartalszahlen auf „Buy“ mit einem Kursziel von 105 Euro belassen. Der Chemiekonzern dürfte sich alles in allem erneut stark entwickelt haben, schrieb Analyst Tim Jones in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Das operative Ergebnis sollte im Jahresvergleich trotz des weiter heftigen Gegenwindes von der Währungsseite zugelegt haben.

SIEMENS/GAMESA: Die US-Bank J.P. Morgan hat das Kursziel für Siemens Gamesa vor denQuartalszahlen von 11,80 auf 11,70 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Underweight“ belassen. Analyst Akash Gupta reduzierte in einer heute vorliegenden Studie seine Margenschätzungen für den Windkraftkonzern. Er bevorzugt Vestas.

DEUTSCHE BANK: J.P. Morgan hat das Kursziel für das deutsche Finanzinstitut von 12 auf 11 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Neutral“ belassen. Er bleibe bei seinem Ansatz, sich auf einzelne, bevorzugte Bankenwerte zu fokussieren, schrieb Analyst Kian Abouhossein in einer am Donnerstag vorliegenden Branchenstudie. Dies seien Qualitäts- und Dividendenwerte sowie Papiere von Banken mit Fokus auf Vermögensmanagement und Restrukturierung. Anteilsscheine von Banken aus Südeuropa sollten weiter gemieden werden mit Ausnahme der Unicredit.

Von Markus Weingran

Foto: Songquan Deng / Shutterstock.com

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