ASML IM FOKUS: Chipindustrie-Ausrüster profitiert von starker Logikchip-Sparte

dpa-AFX · Uhr

VELDHOVEN (dpa-AFX) - In der öffentlichen Wahrnehmung segelt der Chipindustrie-Ausrüster ASML weitgehend unter dem Radar. Doch an der Börse sind die Niederländer ein Schwergewicht und befinden sich seit geraumer Zeit im Höhenflug. Mit einem robusten dritten Quartal hat ASML der konjunktursensiblen Halbleiterbranche zudem Hoffnungen auf Besserung in schwierigen Zeiten gemacht. Was derzeit bei ASML los ist, wie Analysten die Aussichten des Unternehmens einschätzen und was die Aktie macht:

DAS IST LOS IM UNTERNEHMEN:

Nachdem ASML zu Beginn des Jahres noch eine ungewohnte Delle hinnehmen musste, läuft es für den Konzern nun wieder besser, trotz des weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Umfelds und den starken Schwankungen des Chipmarktes. Die Niederländer profitieren von den guten Geschäften mit ihrer Logikchipsparte, die den Hauptanteil des Umsatzes ausmacht. Damit gleichen sie die schwache Nachfrage nach Speicherchips mehr als aus.

Die langfristigen Wachstumstreiber seien intakt, bekräftigte Unternehmenschef Peter Wennink kürzlich bei der Vorlage der Quartalszahlen. Innovationen im Halbleitermarkt sollen seinem Unternehmen in die Karten spielen. Der Konzernlenker setzt darauf, dass Technologien wie der neue Mobilfunkstandard 5G, künstliche Intelligenz oder das autonome Fahren die Nachfrage nach Chips weiter anschieben werden. Daher seien auch die Ziele für 2020 und die Jahre danach nicht in Gefahr.

Die 1984 gegründete ASML produziert Anlagen zur Herstellung von Halbleitern, speziell Maschinen für die Chipindustrie. Eigenen Angaben zufolge ist das über 23 000 Mitarbeiter zählende Unternehmen der weltweit größte Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie. Ein Fokus von ASML ist die Entwicklung von Maschinen für die EUV-Lithographie, die zur Herstellung von Halbleitern mit kleineren Strukturgrößen benötigt werden.

Um seine Investoren bei Laune zu halten und sie am Unternehmenserfolg teilhaben zu lassen, hat ASML für 2019 eine Zwischendividende von 1,05 Euro je Aktie angekündigt, die im November ausgezahlt werden soll. Zudem will der Konzern 2020 über ein neues Aktienrückkaufprogramm entscheiden.

Dass ASML optimistisch in die Zukunft schaut, zeigt sich auch beim Ausblick auf das letzte Jahresviertel. So soll der Umsatz auf rund 3,9 Milliarden Euro steigen. Es wäre der mit Abstand höchste Wert des laufenden Geschäftsjahres. Die Bruttomarge soll zwischen 48 und 49 Prozent liegen - und damit ebenfalls deutlich über den Zahlen der Vorquartale. Aktuell scheint es so, als sollten die Einbußen vom Jahresbeginn eine Ausnahme gewesen sein.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Das Votum der Experten ist eindeutig. Von den insgesamt 13 im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysten empfehlen elf den Kauf der ASML-Aktie. Zweimal lautet der Rat, die Papiere zu halten.

Mit einem Kursziel von 205 Euro gibt sich Robert Sanders von der Deutschen Bank am skeptischsten. Er argumentiert damit, dass es im europäischen Halbleitersektor zwar Gründe für Zuversicht gebe - doch frei von Turbulenzen sei die Branche noch nicht. Deutlich positiver gestimmt zeigt sich dagegen die US-Investmentbank Goldman Sachs, die dem Chipindustrie-Ausrüster mit ihrem Kursziel von 278 Euro das meiste Aufwärtspotenzial attestiert. Analyst Alexander Duval hob seine langfristigen Gewinnaussichten für ASML an und sprach von einem insgesamt ordentlichen Quartal. Allerdings habe der Ausblick auf das Schlussquartal auch ein wenig enttäuscht, schränkte Duval ein.

Aus Sicht von Andrew Gardiner von der britischen Investmentbank Barclays seien die Rekordbestellungen von Maschinen für die EUV-Lithographie das Highlight des vorgelegten Zahlenwerks für das dritte Quartal gewesen. Für Gardiner bleibt ASML sein "Top Pick" im europäischen Technologie-Hardware-Sektor.

Sandeep Deshpande verweist unterdessen darauf, dass der ASML-Auftragseingang im dritten Quartal mehr als doppelt so hoch gelegen habe wie gedacht. Dies sei nicht nur ein starkes Ergebnis und rechtfertige die jüngste Aktienkursbewegung, sondern sei zudem der Grundstein für weiteres Wachstumspotenzial, glaubt der Analyst von der US-Bank JP Morgan.

DAS MACHT DIE AKTIE:

In den letzten 10 Jahren kannte die ASML-Aktie nur eine Richtung: Es ging kontinuierlich bergauf. Für Anleger, die die Papiere seitdem gehalten haben, ist die Kursentwicklung eine Pracht. Notierten die Anteilsscheine Anfang November 2009 noch bei lediglich 20 Euro, kosten sie an der Euronext in Amsterdam aktuell gut 237 Euro. Damit hat sich ihr Wert innerhalb eines Jahrzehnts mehr als verzehnfacht und sich ein längeres Investment absolut gelohnt.

Allein in den letzten fünf Jahren steht ein Plus von fast 220 Prozent zu Buche, in den vergangenen drei Jahren sind es immerhin noch knapp 150 Prozent. Während sich der Kurszuwachs in den zurückliegenden 12 Monaten auf 60 Prozent beziffert, hat ASML seit Jahresbeginn sogar über 70 Prozent zugelegt.

Damit ist die auch im EuroStoxx 50 gelistete Aktie in diesem Zeitraum klarer Spitzenreiter im Eurozonen-Leitindex und liegt mit deutlichem Abstand vor europäischen Branchengrößen wie Adidas , LVMH und Airbus .

An der Börse kommt ASML mittlerweile auf eine Marktkapitalisierung von rund 100 Milliarden Euro. Damit ist der Konzern erheblich mehr wert als etwa die Deutsche Telekom , Daimler oder Bayer . Der Walldorfer Software-Konzern SAP erreicht als wertvollster Dax -Konzern mit rund 146 Milliarden Euro aber einen noch deutlich höheren Börsenwert./eas/nas/jha/

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