Aufruhr im M- und SDax: SMA Solar und 1&1 Drillisch stürzen beide zweistellig ab

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Während es im Leitindex Dax am Donnerstag eher ruhiger zugeht und Aktien-Ausschläge von bisher unter zwei Prozent zu beobachten sind, haben im M- und SDax gleich zwei Unternehmen mit Einbrüchen im zweistelligen Bereich auf sich aufmerksam gemacht. Sowohl für die United-Internet-Tochter 1&1 Drillisch, als auch für den SDax-Titel SMA Solar ging es bis zum Mittag rapide abwärts.

SMA Solar leidet unter Preisdruck um asiatischen Raum

Es kommt zwar nicht überraschend, da der Konzern bereits im Januar mitgeteilt hatte, dass der Umsatz zurückgegangen ist und im operativen Geschäft ein Verlust angefallen ist, dennoch sind die Kennzahlen nicht schön zu hören: Konkurrenz aus Asien hat bei dem nordhessischen Solarkonzern 2018 zu einem hohen Verlust geführt. Das Unternehmen machte im vergangenen Jahr einen Verlust von fast 176 Millionen Euro. 2017 wurde noch ein Gewinn von rund 30 Millionen Euro erzielt.

„Der Umsatzrückgang ist im Wesentlichen auf den abrupten Rückgang des Photovoltaik-Markts in China zurückführen, in dessen Folge chinesische Anbieter verstärkt in die internationalen Märkte vordrangen und dort einen massiven Preisdruck verursachten“, erklärte SMA am Donnerstag. So blieb der Absatz zwar stabil: SMA verkaufte 2018 Wechselrichter mit einer zusammengerechneten Leistung von rund 8,5 Gigawatt. Doch der Umsatz der SMA Gruppe ging um knapp 15 Prozent auf 760,9 Millionen Euro zurück.

2019 soll wieder besser werden

Für das laufende Jahr ist das Unternehmen aber optimistischer: „Seit Beginn des Jahres verzeichnet SMA einen hohen Auftragseingang und einen positiven Geschäftsverlauf“, sagte SMA-Vorstandssprecher Jürgen Reinert. Die Prognose sieht einen Umsatz von 800 Millionen bis 880 Millionen Euro vor. Im vergangenen Jahr hatte SMA bereits den Verkauf des China-Geschäfts und den Abbau von 425 Jobs angekündigt. Die meisten entfallen in China, 100 in Nordhessen.

Aktie fliegt südwärts

An der Börse wurden die detaillierten Zahlen negativ aufgenommen. Die bis September vergangenen Jahres im TecDax notierte Aktie verlor bis zur Mittagszeit rund elf Prozent ein und büßte damit einen Teil der Gewinne nach Bekanntgabe der Eckdaten und der Prognose im Januar ein.

SMA Solar 5-Tageschart (Xetra)

Die Aktie war Ende 2018 bis auf 14,53 Euro abgesackt, nachdem sie im Mai noch mehr als 60 Euro kostete. Im Februar erholte sie sich das Papier bis auf 24,10 Euro – diese Zwischenerholung ist jetzt erst einmal wieder mit Kursen unter der Marke von 20 Euro beendet.

United Internet enttäuscht mit Prognose und Dividenden-Aussagen

Der Telekommunikationsanbieter und Internetdienstleister United Internet rechnet 2019 mit einem langsameren Wachstum als zuletzt. Zudem will das Unternehmen und seine Tochter 1&1 Drillisch die Dividende im Falle einer teuren Ersteigerung von Mobilfunkfrequenzen drastisch zusammenstreichen. An der Börse kamen auch diese Nachrichten überhaupt nicht gut an.

Die im MDax notierten Aktien von United Internet und 1&1 Drillisch büßten knapp fünf beziehungsweise über 12 Prozent ein und setzten damit die Talfahrt der vergangenen Wochen und Monate fort. Die Papiere der beiden Unternehmen sind seit einiger Zeit unter Druck. Sorgen bereiten vor allem die möglicherweise hohen Kosten für den Aufbau eines eigenen Netzes.

Dirllisch 5-Tageschart (Xetra)

Dividenden-Cut bei erfolgreicher 5G-Auktion

1&1 Drillisch bietet die derzeit um Frequenzen für den kommenden Mobilfunkstandard 5G mit. Sollte das Unternehmen auch tatsächlich Lizenzen erhalten, soll die Ausschüttung von United Internet um 80 Cent auf 5 Cent gekappt werden. Auch bei 1&1 Drillisch würde die Dividende in diesem Fall von 1,60 Euro auf 5 Cent gekürzt. Experten wie der UBS-Analyst Polo Tang hatten zwar mit einer Kappung gerechnet, waren aber in einer ersten Reaktion vom möglichen Ausmaß überrascht.

Mit der Ersteigerung von Frequenzen wäre mitunter der teure Aufbau eines eigenen Netzes verbunden, der viele Investitionsmittel benötigt. Bisher mietet United Internet im Mobilfunk lediglich Netzkapazitäten von Telefonica Deutschland und Vodafone, um damit eigene Tarife an Kunden zu verkaufen.

Sollte das Unternehmen allerdings keine Frequenzen ersteigern, dann soll die United-Internet-Dividende um fünf Cent auf 90 Cent steigen, bei 1&1 Drillisch um 20 Cent auf 1,80 Euro. „Nachdem 2017 ganz im Zeichen von Transaktionen wie dem Zusammenschluss mit Drillisch sowie der Übernahme von Strato stand, haben wir uns 2018 intensiv um die Integration der neuen Unternehmensteile gekümmert“, sagte Konzernchef und Großaktionär Ralf Dommermuth.

2019 soll das Kundenwachstum weiter stark anziehen

„Gleichzeitig haben wir unsere Geschäftsbereiche erfolgreich weiterentwickelt und konnten bei allen wichtigen operativen Kennzahlen erneut deutlich zulegen und unsere Ziele erreichen.“ 2019 will United Internet den Umsatz um vier Prozent steigern und das um die Effekte aus geänderten Bilanzierungsregeln bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um acht Prozent. Das ist jeweils weniger als im abgelaufenen Jahr. Einige Experten hatten sich vor allem beim Umsatz einen etwas optimistischeren Ausblick erhofft.

Auf vergleichbarer Basis legte der Erlös um rund zehn Prozent zu, inklusive insbesondere der Drillisch-Übernahme um 22 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Mit einem Zuwachs von 970.000 Verträgen konnte 1&1 Drillisch das gesetzte Ziel von zuletzt 1 Million zusätzlichen Kundenanschlüssen nicht ganz erfüllen. „Die Gesellschaft erwartet 2019 ein weiterhin starkes Kundenwachstum“, hieß es.

Das operative Ergebnis kletterte auf vergleichbarer Basis um knapp elf Prozent – die Übernahmen eingerechnet war es ein Plus von fast 23 Prozent auf rund 1,2 Milliarden Euro. Mit den Zahlen traf United Internet die Erwartungen von Analysten. Beim Ausblick hatten diese sich allerdings ein Umsatzwachstum von knapp 6 Prozent ausgerechnet. Mit der Mitte der Prognose für das operative Ergebnis liegt United Internet aber im Schnitt der Expertenschätzungen.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: JMiks / Shutterstock.com

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