Aus den Augen aus dem Sinn? – Warum wir auf Diversifikationsmöglichkeiten verzichten

Christine Laudenbach · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Zusammenstellung des eignen Portfolios stellt Investoren aufgrund der riesigen Auswahl an Fondsprodukten und Aktien vor eine große Herausforderung. Tippgeber gibt es viele - vom eigenen Vetter und dem erfolgreichen Nachbarn, über Finanzblogs und Diskussionsforen bis hin zum Finanzberater. Ein im Zusammenhang mit der Auswahl an Finanzprodukten häufig diskutiertes Konzept in der wissenschaftlichen Literatur ist das der limitierten Aufmerksamkeit. Private Anleger haben nur ein limitiertes Netz an Aktien, das sie in ihrer Entscheidungsfindung berücksichtigen und treffen dadurch oft suboptimale finanzielle Entscheidungen.

Ein klassisches Entscheidungsproblem besteht in der Regel aus zwei Teilen. Zunächst überlegen wir, welche Optionen zu Verfügung stehen. Anschließend gilt es abzuwägen, welche der verfügbaren Optionen den größten Mehrwert bietet und dementsprechend ausgewählt werden sollte. Doch anhand welcher Kriterien selektieren wir relevante Optionen wohlwissend, dass wir bei der Auswahl nur begrenzt Zeit oder begrenzte Mittel zu Verfügung haben.

Wir können uns unmöglich über alle potentielle Anlagemöglichkeiten informieren und tendieren folglich dazu Aktien zu wählen, die hervorstechende Eigenschaften haben und somit Aufmerksamkeit erregen. Sind hervorstechende Eigenschaften einer Aktie Indikatoren für eine gute Performance, dann ist limitierte Aufmerksamkeit kein großes Problem. Welche Aktien bekommen also eine höhere Aufmerksamkeit?

Anleger in Deutschland werden in der Regel auf Aktien aus Deutschland aufmerksam, da diese Aktien stärker in den Medien vertreten sind. Sehr wahrscheinlich sind dem Anleger auch die Produkte und Dienstleistungen der Firmen besser bekannt. Möglicherweise kennt er sogar Mitarbeiter dieser Firmen persönlich. Die einzige ausländische Aktien in den Top 10 der gehaltenen Aktien deutscher Investoren ist Apple.

Grundsätzlich ist es natürlich nachvollziehbar eher in bekannte Unternehmen zu investieren. Dieses Verhalten birgt allerdings auch das Risiko einer zu geringen Diversifikation. Betrachtet man das gesamte Universum an verfügbaren Aktien macht der deutsche Markt, gemessen an der Marktkapitalisierung weniger als 3% aus. Deutsche Anleger haben in der Regel allerdings eher ein Viertel ihrer Kapitalmarktinvestitionen in deutschen Aktien- und Aktienfonds und bergen somit ein Klumpenrisiko: geht es der deutschen Wirtschaft schlecht, leidet zusätzlich auch noch das Aktienportfolio. Wir können nicht alle Anlagemöglichkeiten bei der Wahl berücksichtigen, aber versuchen unsere limitierte Aufmerksamkeit von vorne herein auf breit diversifizierte Produkte lenken und schauen, welches dann aus diesen hervorsticht.

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