Aussicht auf Erholung und Rettungspaket treibt Börsen an

Reuters · Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf eine rasche Erholung der Wirtschaft und weitere Konjunkturhilfen treibt die Aktienkurse an Europas Börsen an.

Anleger hielten am Mittwoch nach Schnäppchen Ausschau, sagte Ian Williams, Stratege bei Peel Hunt. Gefragt waren vor allem Anteilsscheine von Auto- und Reisekonzernen sowie Banktitel, die von den Restriktionen zur Eindämmung der Corona-Pandemie besonders hart getroffen worden waren. "Europäische Investoren haben vor allem die Wiedereröffnung im Blick, und das sorgt für Schwung." Der Dax und der EuroStoxx50 zogen je 1,7 Prozent auf 11.694 und 3050 Punkte an.

Neben der schrittweisen Aufhebung von Reisebeschränkungen und Kontaktverboten standen Details zu den geplanten EU-Konjunkturhilfen im Fokus der Anleger. Aus Brüssel verlautete, dass die EU-Kommission im Kampf gegen die Corona-Krise ein Hilfspaket von 750 Milliarden Euro schnüren will. Rund 500 Milliarden Euro sollen laut Insidern über Zuschüsse und das restliche Drittel über Kredite laufen. Hinweise auf weitere Hilfen für die Wirtschaft erhofften sich Anleger zudem vom am Abend (MESZ) anstehenden Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed. Im Kampf gegen die Corona-Rezession hat die japanische Regierung bereits ein zweites knapp eine Billion Euro schweres Konjunkturpaket geschnürt.

Für große Euphorie sei es aber noch zu früh, sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. "Einer der größten Unsicherheitsfaktoren für die Wirtschaft ist, inwieweit sich das Konsumverhalten der Menschen dauerhaft verändert - mit und ohne Corona." Deshalb sei es nur folgerichtig, dass die Finanzmärkte noch nicht zu den Vorkrisenniveaus zurückgekehrt seien. Für Unsicherheit sorgten auch die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China wegen des Streits über ein geplantes sogenanntes Sicherheitsgesetz für Hongkong. Die Hoffnungen auf weitere Lockerungen seien zurzeit aber größer als die Angst vor einer neuen Eskalation der Situation zwischen den USA und China, sagte IG Markets-Analyst Christian Henke.

AUTO-TITEL GEFRAGT

Insbesondere bei Autowerten griffen Anleger zu. Der Branchenindex stieg bis zu 6,2 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit mehr als zweieinhalb Monaten. Aktien von Renault schossen bis zu 20,3 Prozent nach oben. Die Ankündigung einer engeren Zusammenarbeit in der Allianz mit Nissan und Mitsubishi sowie weitere Kostensenkungen kamen am Markt gut an. Auch das von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vorgelegte milliardenschwere Hilfspaket für die heimische Autoindustrie hob die Stimmung. Im Dax führte Daimler mit einem Plus von mehr als acht Prozent die Gewinnerliste an. BMW-Aktien stiegen um bis zu 6,2 Prozent, VW-Titel rund fünf Prozent.

Gefragt waren zudem erneut Aktien von TUI, die knapp 20 Prozent zulegten. Bereits am Vortag hatte die erwartete Aufhebung von Reisewarnungen für europäische Länder die durch die Corona-Krise gebeutelten Papiere ein Drittel nach oben schießen lassen. Ein Gewinnsprung zum Jahresanfang sorgte zudem für Rückenwind bei Aroundtown. Aktien der Gewerbeimmobilienfirma zogen rund sechs Prozent an. Dagegen gaben Aktien von TAG Immobilien leicht nach, nachdem die Fusionsgespräche mit LEG bereits nach wenigen Tagen geplatzt sind.

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