Bankenbranche: Aktien deutlich unter Druck – alte Berichte aufgewärmt oder neue Vorwürfe offengelegt?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zum Start in die Woche geht es bei den Aktien ordentlich rund. Neben den Papieren von Nikola, United Internet und 1&1 Drillisch, die ordentlich unter Druck stehen, haben auch Papiere aus der Bankenbranche zum Start in die neue Woche einen schweren Stand. Nach Medienberichten über Datenlecks bei der weltweiten Bekämpfung von Geldwäsche verlieren viele Banken-Titel an Wert. Nach dem Wirecard-Skandal reagieren Anleger etwas allergisch auf Vorwürfe wegen Geldwäsche.

Deutsche-Bank-Titel verloren im Frankfurter Frühhandel gut zwei Prozent, die Papiere der britischen Geldhäuser HSBC und Standard Chartered rutschten an der Börse in Hongkong jeweils rund vier Prozent ab. Die Titel der HSBC markierten zeitweise den tiefsten Stand seit 25 Jahren. In den Dokumenten sind auch noch die US-Institute JPMorgan und Bank of New York Mellon. „Diese sogenannten ‚FinCEN-Files‘ beschäftigen Anleger heute morgen, auch wenn es danach aussieht, dass es vor allem um altbekannte Fälle geht“, sagte ein Börsianer.

Hintergrund ist ein Bericht eines weltweiten Recherche-Netzwerks unter Führung von „BuzzFeed“. Die Medien berichteten am Sonntag über Dokumente aus einem Daten-Leak des US-Finanzministeriums. Banken aus aller Welt sollen demnach über Jahre hinweg trotz strenger Vorgaben Geschäfte mit hochriskanten Kunden abgewickelt haben. Die Vorgänge seien sehr zögerlich und zum Teil mit jahrelanger Verspätung erst gemeldet worden.

Die „Süddeutsche Zeitung“, die ebenfalls an der Recherche beteiligt war, berichtete, Geldwäscher hätten die globale Infrastruktur von Deutschlands größter Bank den „FinCEN-Files“ zufolge über einen längeren Zeitraum und in größerem Umfang als bisher angenommen genutzt. In der Bank hätten Sicherheitssysteme versagt. Auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing trage eine Mitverantwortung, da er damals Leiter der Konzernrevision gewesen sei.

Die Deutsche Bank wies den Bericht zurück. „Andeutungen, dass er für die späte Aufdeckung des Spiegelgeschäfts verantwortlich sei, sind konstruiert und falsch“, erklärte das Institut. „Als globaler Leiter der Konzernrevision war er 2014 weder direkt noch indirekt an der Prüfung unseres russischen Aktienhandels beteiligt.“ Die von dem Recherche-Netzwerk genannten Themen seien soweit sie die Deutsche Bank beträfen den Aufsichtsbehörden bekannt und würden untersucht. „Wo nötig und angemessen, haben wir Konsequenzen gezogen. Die Bank hat massiv in die Verbesserung der Kontrollen investiert, und wir konzentrieren uns mit Nachdruck darauf, unseren Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen nachzukommen.“

Die Bank HSBC verwies in einem Brief an Reuters auf das Alter der Dokumente und auf konzernweite Schritte im Kampf gegen Finanzbetrug. Standard Chartered erklärt ebenfalls, umfangreiche Maßnahmen ergriffen zu haben.

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