Baubranche mit Auftragsrekord - Materialmangel treibt Preise

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Die deutsche Baubranche ist mit einem Auftragsrekord ins zweite Halbjahr gestartet, klagt aber über sinkende Umsätze.

Die Bestellungen im Bauhauptgewerbe lagen im Juli bei rund 7,9 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. "Wegen der gestiegenen Baupreise waren das nominal (nicht preisbereinigt) 4,9 Prozent mehr als im Juli 2020 und damit der höchste jemals gemessene Wert an Neuaufträgen in einem Juli in Deutschland."

Der Umsatz von Betrieben im Bauhauptgewerbe mit mindestens 20 Beschäftigten lag im Juli mit 50,4 Milliarden Euro rund zwei Prozent unter dem Vorjahr. "Dabei ist zu beachten, dass die Preise für Bauleistungen infolge der deutlichen Preiszuwächse beim Einkauf von Baumaterial um gut vier Prozent gestiegen sind", sagte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB).

Real bedeute dies also ein Umsatzminus von sechs Prozent. Die Entwicklung der Erzeugerpreise für Baustoffe stagniere derzeit bei den meisten Produkten auf hohem Niveau. Die Preise für Baustoffe liegen Pakleppa zufolge bei Kunststoffen rund 30 Prozent, bei Stahl etwa 90 Prozent und bei Holzprodukten bei mehr als 120 Prozent über den jeweiligen Vorjahreswerten. "Eine anhaltend hohe Nachfrage nach Rohstoffen in zahlreichen Branchen der Volkswirtschaft hält die Preise hoch."

Die Baubranche ist bisher vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. Doch die steigenden Kosten machen den Betrieben zu schaffen. Eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts zeigt allerdings, dass sich im September das Geschäftsklima am Bau deutlich verbesserte. "Die Beurteilung der aktuellen Lage stieg auf den höchsten Stand seit März 2020", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Auch die Erwartungen hellten sich merklich auf.

In den ersten sieben Monaten lagen die Aufträge nominal 4,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Klammert man die jüngsten Preissteigerungen vor allem beim Baumaterial aus, betrug das Plus zum Vorjahr real und kalenderbereinigt allerdings nur 1,4 Prozent. In dieser Rechnung lagen die Bestellungen auch seit Jahresanfang nur 0,9 Prozent im Plus.

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