Bayer: Fallen bald die Heuschrecken in Leverkusen ein? – Outet sich Paul Singer als Bayer-Investor?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es sind die großen Visionen der Vorstandsvorsitzenden, die mitunter doch nach hinten losgehen. Ein Paradebeispiel dafür ist Jürgen Schrempp, der 1998 aus Daimler eine Welt AG in der Automobilbranche machen wollte und dafür als erstes Chrysler für viel Geld übernahm. Das Ende der Geschichte ist bestens bekannt. Wir unterstellen mal das Bayer Chef Werner Baumann nicht ganz so großtrabende Pläne für Bayer geschmiedet hat, trotzdem scheint auch für ihn die Übernahme von Monsanto in einem Desaster zu enden.

Milliarden-Risiken unterschätzt?

Der Vorstandsvorsitzende von Bayer verteidigt die Monsanto-Übernahme zwar überall wo es nur geht, aber die kritischen Stimmen werden immer lauter. Gerade jetzt, wo die Höhe der Schadensersatzforderungen eine ganz neue Dimension erreicht hat. In den ersten beiden Prozessen lagen die Summen in der Region von 80 Millionen Dollar. Im dritten Urteil zwischen dem Ehepaar Pilliod und der Bayer-Tochter Monsanto schoss die Summe auf etwas mehr als 2 Milliarden US-Dollar in die Höhe. Bei diesem Betrag wird einem schon etwas schwindelig. Aber es könnte noch schlimmer kommen. Bei dem Gericht in Oakland, dass gerade den Fall des Ehepaars Pilliod verhandelt hat, sind noch 250 weitere Klagen anhängig. Insgesamt dürfte Bayer in den USA wohl noch über 13.400 Mal vor Gericht gezerrt werden. Da könnte am Ende eine größere Summe zusammenkommen als alle Experten bislang schätzen.

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Erste Watschen für Bauman

Die Aktionäre von Bayer haben der Führungsspitze des Agrarchemie- und Pharmakonzerns das Misstrauen ausgesprochen. Auf der Hauptversammlung am Freitag in Bonn stimmten 55,5 Prozent des anwesenden Grundkapitals gegen eine Entlastung. Das ist ein herber Rückschlag für Konzernchef Werner Baumann: 2018 war der Vorstand noch mit rund 97 Prozent entlastet worden. Das Votum hat zwar keine direkten Folgen, darf aber als schallende Ohrfeige für den Vorstand verstanden werden.

Zweite Watschen voraus?

Seit dem Desaster rund um den Monsanto-Kauf ist die Aktie von Bayer auf dem absteigenden Ast. Und steht so tief wie zuletzt 2012. Innerhalb von einem Jahr hat das Wertpapier um fast 45 Prozent nachgegeben. Die Marktkapitalisierung von Bayer ist auf etwa 52,5 Milliarden Euro geschrumpft. Damit liegt der Börsenwert des Dax-Konzerns schon etwas länger unter dem Kaufpreis von Monsanto (umgerechnet etwa 56 Milliarden Euro). Was die ganze Sache aber viel ungemütlicher für Cheflenker Baumann machen könnte. Allein die Pharma-Sparte der Leverkusener dürfte schon etwas mehr wert sein, als der aktuelle Börsenwert. Diese Tatsache könnte früher oder später ein gefundenes Fressen für aktivistische Investoren sein und das wäre dann wohl die zweite Ohrfeige für Werner Baumann.

Bayer passt genau ins Beuteschema der Heuschrecken

Die Hauptversammlung hat mehr als deutlich gezeigt, dass die Aktionäre unzufrieden sind mit der aktuellen Entwicklung in Leverkusen. In Einzelteile zerlegt, dürfte Bayer auch wesentlich mehr wert sein. Im Mix, die ideale Spielwiese für aggressive Hedgefonds.

Es wird ja immer noch gerätselt, ob Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott bei Bayer eingestiegen ist. Sollte dies wirklich der Fall sein, dann dürfte es wohl nicht mehr sehr lange dauern, bis er sich zu Wort meldet. Aber auch andere Herren der Zunft dürften auf der Lauer liegen und die Messer wetzen. Die Gelegenheit erscheint günstig. Könnte es doch das Tier-, Consumer-Health-Geschäft und den verbleibenden Anteil am Chemie-Park Currenta quasi zum Nulltarif geben.

Neue Fantasie würde schnell aufkommen

Monsanto als Teil des Agrarchemie-Geschäfts von der Pharmasparte losgeeist dürfte dem Aktienkurs wahrlich nicht schaden. Allein die Spekulation über den Einstieg von Paul Singer bei Bayer hat den Kurs kurzfristig befeuert, sollte sich der Gründer des Hedgefonds Elliott jetzt wirklich als Investor bei Bayer zu erkennen geben, dann dürfte es für die Führungsetage in Leverkusen mehr als ungemütlich werden.

Die Aktionäre hingegen würden wohl erneut kurzfristig jubeln und dann das Spektakel zwischen Hedgefonds und Management verfolgen. Bei Thyssenkrupp saßen am Ende Elliott und der schwedische Pendant Cevian am längeren Hebel. Vorstandsvorsitzender Hiesinger und Aufsichtsratschef Lehner warfen nach langem Kampf völlig entnervt das Handtuch.

Mit oder ohne Hedgefonds im Nacken dürfte eine schwere Zeit auf Vorstandscher Werner Baumann zukommen. Er hat die größte deutsche Übernahme im Ausland eingetütet und sie entwickelt sich zu einem Desaster, egal wie oft Baumann den Schritt verteidigt oder Bayer betont, dass sie gegen das neue Urteil weitere Rechtsmittel einlegen. Sollten weitere Urteile mit Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe gegen Bayer gefällt werden, dann dürfte die beiden Hauptbefürworter Baumann und Aufsichtsratschef Werner Wenning wohl immer mehr unter Druck geraten.

Auch ohne Hedgefonds wird sich irgendwann in Leverkusen das Motto „Neue Besen kehren gut“ durchsetzen.

Von Markus Weingran

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Foto: Sirada Wichitaphornkun/ Shutterstock.com

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