Bayer: Gericht kippt Glyphosat-Urteil nicht ++ Sartorius: Zahlen überzeugen nicht ++ DAX: Es brennt mal wieder

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Wo sind die guten Nachrichten, wenn Anleger sie brauchen? Auch heute lässt sich nicht viel Positives zum Handelsstart finden. Das Monsanto-Urteil in den USA ist kein wirklicher Fortschritt für Bayer, die bekannten politischen Brandherde sind nicht ansatzweise gelöscht und die Quartalsberichtssaison hat hierzulande gefühlt eher eine Gewinnwarnung nach der anderen ans Tageslicht gefördert. Montag gleich drei an der Zahl.

Das die Anleger da immer mehr verunsichert sind, ist keine Überraschung. Nachrichten, die dem DAX mal einen Schub geben könnten, bleiben weiterhin Mangelware

Negatives aus der Autobranche gefällig?

Kein Problem! Heute ist BMW dran: Der Münchener Autobauer ruft wegen Problemen bei Klimaanlagen weltweit insgesamt 1,6 Millionen Autos zurück. Betroffen seien Diesel-Fahrzeuge, die vom August 2010 bis August 2017 produziert worden seien, teilten die Bayern am Dienstag mit. Bei den Autos könne Kühlflüssigkeit austreten, was im Extremfall einen Brand auslösen könnte. Als ob die Dieselfahrer wegen drohender Fahrverbote nicht schon genug belastet sind.

Bereits im August hatte BMW wegen dieser Schwierigkeiten etwa 480.000 Diesel-Autos in Europa und Asien zurückgerufen. Seither habe sich herausgestellt, dass es auch bei anderen Modellen Schwierigkeiten geben könnte, hieß es weiter.

DAX deutlich unter Druck

Die schlechten Vorgaben aus Übersee tun ihr übriges dazu. Der deutsche Leitindex verliert zum Handelsstart 1,47 Prozent und startet mit 11.354,53 Punkten in den heutigen Tag.

Unterstützen Sie onvista und stimmen Sie für uns bei den ZertifikateAwards. Jetzt für onvista stimmen (dauert nur 2 Minuten).

Bayer: Urteil setzt Aktie unter Druck

Die Leverkusener und die Anleger hatten darauf spekuliert, dass es zu einem neuen Prozess kommt. Dem folgte die zuständige Richterin Suzanne Ramos Bolanos allerdings nicht. Sie sah nur die Höhe des Schadensersatzes als zu hoch an und reduzierte ihn deutlich von 289 auf 78 Millionen US-Dollar (68 Millionen Euro). Den von Monsanto gestellten Antrag auf einen neuen Prozess lehnte die Richterin aber ab. Das Verfahren ist bedeutend, da in den USA nach jüngsten Angaben rund 8700 Klagen wegen möglicher Erkrankungen durch Glyphosat gegen Monsanto laufen.

Der Pharma- und Agrochemiekonzern Bayer will gegen das revidierte Schadenersatzurteil im ersten US-Prozess um angeblich verschleierte Krebsgefahren glyphosathaltiger Unkrautvernichter Berufung einlegen. Die deutliche Reduzierung des Strafschadenersatzes durch das Gericht sei „ein Schritt in die richtige Richtung“, doch sei Bayer nach wie vor überzeugt, dass das Urteil im Widerspruch zu den im Prozess vorgelegten Beweisen stehe, teilte der Dax-Konzern am Dienstag in Leverkusen mit. Daher sei geplant Berufung beim California Court of Appeal einzulegen.

Da die Richterin nur den Schadensersatzanspruch reduziert hat, bleibt der Zusammenhang zwischen der Krebserkrankung und Glyphosat bestehen. Das erste Urteil zu dem umstrittenen Unkrautvernichter ist zwar nicht bindend für die weiteren Klagen, allerdings dürfte es schon ein wenig die Meinung der folgenden Richter und Jury´s beeinflussen.

Die Anleger verschreckt die neue Entscheidung des Gerichts und die Bayer-Papiere fallen heute deutlich. Damit ist erneut ein Stück Hoffnung für die Leverkusener verflogen.

So verpassen Sie keine wichtige Nachricht mehr! Der kostenlose Newsletter onvista weekly - hier geht es zur Registrierung.

Sartorius hat Problemchen

Den Anlegern gefallen die heute vorgelegten Zahlen des Pharma- und Laborausrüsters überhaupt nicht. Sartorius bleibt trotz einer schwächer als erwarteten Nachfrage im kleineren Unternehmensteil für Laborausrüstung im dritten Quartal optimistisch für das Gesamtjahr. Die Zuwächse im Bioprozess-Geschäft, in dem der Konzern Produkte für die Herstellung von Biopharmazeutika anbietet, habe diesen Effekt weitgehend kompensiert, erklärte Sartorius.

Die erst jüngst angehobene Prognose für 2018 bestätigte der Konzern. Demnach soll der Umsatz um etwa 12 bis 15 Prozent klettern.

In den ersten neun Monaten steigerte Sartorius seine Erlöse um 10,9 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich um 15 Prozent auf 294,2 Millionen Euro. Als bereinigter Gewinn blieben 126,3 Millionen Euro hängen, nach 103,7 Millionen ein Jahr zuvor.

Ob das schwächere Abschneiden des Unternehmensteil Laborausrüstungen wirklich so ein großes Haar in der Suppe ist, dass die Aktie über 5 Prozent verliert, lässt sich nicht ganz nachvollziehen. Sartorius scheint eher Opfer seiner guten Entwicklung zu sein. In der Spitze hatte der Wert schon fast 90 Prozent an Wert gewonnen.

Jetzt scheinen die Anleger ihre Gewinne zu sichern. Die Aktie hatte bereits am Montag über 3 Prozent verloren.

Kurz & knapp:

 Bayer: Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung für Bayer nach einer verkündeten Strafsenkung im US-Prozess um Unkrautvernichter der US-Tochter Monsanto auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 89 Euro belassen. Der auf 78 Millionen US-Dollar gesenkte Schadensersatz sei am oberen Ende seiner Erwartungsspanne – und insofern leicht negativ für die Aktie, schrieb Analyst Gunther Zechmann in einer Studie.

Renault: Beim französischen Autohersteller Renault haben im dritten Quartal erneut ungünstige Wechselkurse in den Schwellenländern auf den Umsatz gedrückt. Neben einem Nachfrageeinbruch in Indien und in der Türkei stellte das Unternehmen zudem sein Engagement nach den US-Sanktionen im Iran ein. Der Umsatz ging im dritten Quartal um sechs Prozent auf 11,5 Milliarden Euro zurück. Die Zahl der verkauften Autos stieg dagegen um knapp drei Prozent auf rund 892 000. Für 2018 bestätigte der Konzern seine Prognosen. Demnach soll der um Sondereffekte bereinigte Umsatz zulegen und die Marge dabei mehr als 6,0 Prozent betragen.

Airbus: Die Credit Suisse hat die Aktien des Flugzeugbauers von „Neutral“ auf „Outperform“ hochgestuft und das Kursziel von 110 auf 120 Euro angehoben. Die von unternehmensspezifischen Nachrichten und allgemeinen Marktentwicklungen hervorgerufene Schwankungsbreite der Aktie biete ein Kaufgelegenheit, begründete Analyst Olivier Brochet sein neues Anlagevotum in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern dürfte auch bei steigenden Investitionen kein Problem haben, neben den normalen Dividendenzahlungen in den kommenden Jahren den Aktionären noch was draufzulegen.

Von Markus Weingran

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Foto: Lukassek / Shutterstock.com

Meistgelesene Artikel