Bayer: Morgen kommen die Zahlen – Stand in Sachen Glyphosat-Klagewelle dürfte allerdings interessanter sein

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Man mag es kaum glauben, trotz alller Unwegbarkeiten wegen des Unkrautvernichters Glyphosat liegt die Aktie von Bayer auf Sicht von einem Jahr etwa 4 Prozent im Plus. Morgen öffnen die Leverkusener ihre Bücher und dann dürfte etwas klarer werden, wie groß der Klotz ist, den Bayer sich mit der Monsanto-Übernahme ans Bein gebunden hat. Noch immer läuft eine Klagewelle gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Die Investoren dürften besonders hier neugierig sein über den Stand der Dinge.

Operativ dürfte es wieder aufwärts gehen

Im Tagesgeschäft dürfte es für die Leverkusener zuletzt wieder besser gelaufen sein. Die Saatsaison auf der Südhalbkugel im Schlussquartal entwickelte sich laut Experten recht gut und US-Landwirte könnten reichlich vorbestellt haben, nachdem ihnen 2019 über weite Strecken Überschwemmungen im Mittleren Westen des Landes und deren Folgen das Leben schwer gemacht hatten.

Im Pharmageschäft liefern Wachstumstreiber wie der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmedikament Eylea Rückenwind. Weil in wenigen Jahren der Patentschutz unter anderem für diese beiden Medikamente ausläuft, stärkt Bayer die Pharmasparte und sicherte sich so etwa vor rund einem Jahr die Rechte am Krebswirkstoff Larotrectinib. Und auch beim Prostatakrebsmittel Darolutamid, das unter dem Markennamen Nubeqa verkauft wird, gab es Fortschritte. Es ist bereits in den USA, in Brasilien und in Japan zugelassen und dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bald in Europa auf den Markt kommen.

Darüber hinaus setzen die Leverkusener verstärkt auf Stammzelltherapien zur Behandlung verschiedener Krankheiten. Sie übernahmen dazu das 2016 mit der Investmentgesellschaft Versant Ventures gegründete Gemeinschaftsunternehmen BlueRock Therapeutics.

Sparmaßnahmen eingeleitet

Spannend wird auch, ob sich die Sparte Consumer Health rund um rezeptfreie Arzneimittel weiter erholt hat. Hier hatte Bayer zuletzt die US-Sonnenschutzmarke Coppertone an den Konsumgüterkonzern Beiersdorf losgeschlagen und die schwächelnde US-Fußpflegemarke Dr. Scholl’s an einen Finanzinvestor verkauft.

Daneben trennte sich Bayer auch von seinem Anteil am Chemieparkbetreiber Currenta und vom Tiermedizingeschäft. Mit dem Geld kann der Konzern seinen Schuldenberg abtragen, der durch den Kauf des US-Saatgutkonzerns Monsanto stark gestiegen war. Aber auch gespart wird bei Bayer kräftig – allein in Deutschland werden Tausende Stellen gestrichen.

Wie geht es weiter mit Glyphosat

Im Fokus stehen derzeit somit weniger die Geschäftszahlen, sondern vor allem die weiteren Folgen der Monsanto-Übernahme. So hatte sich Bayer mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf 2018 große Rechtsrisiken wegen der angeblichen Krebsgefahr glyphosathaltiger Unkrautvernichter ins Haus geholt. Zuletzt mehrten sich die Anzeichen für einen milliardenschweren Vergleich. Ob es allerdings schon im Zuge der Veröffentlichung der Geschäftszahlen Neuigkeiten dazu geben wird, ist offen.

Der wichtigere Termin in der Causa Glyphosat ist die Hauptversammlung Ende April. Sollte Konzernchef Werner Baumann das Thema bis dahin nicht vom Tisch haben, könnte sein Stuhl wackeln. Bereits 2019 hatten die Aktionäre dem Manager die Entlastung verweigert; ein einmaliger Vorgang für einen Dax-Konzern, der zunächst ohne direkte Folgen blieb.

Die Planungen in Leverkusen

Bayer-Chef Baumann peilt 2019 einen Umsatzanstieg vor Wechselkurseffekten sowie Zu- und Verkäufen von Unternehmensteilen um rund vier Prozent auf etwa 43 Milliarden Euro an. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll auf dieser Basis etwa 11,6 Milliarden Euro erreichen. Bei den Zielen sind die Tiermedizin und der Chemieparkbetreiber Currenta bereits herausgerechnet.

Das haben die Analysten auf der Rechnung

Experten rechnen laut von Bayer zur Verfügung gestellten Daten im Durchschnitt für das Schlussquartal mit einem Umsatz von 10,6 Milliarden Euro sowie mit einem um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von knapp 2,5 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr 2019 ergeben sich damit durchschnittliche Analystenschätzungen von 43,4 Milliarden Euro beim Umsatz sowie 11,5 Milliarden Euro beim operativen Ergebnis. Auch hier sind die Tiermedizin sowie der Chemieparkbetreiber Currenta herausgerechnet. Die Beiträge von Coppertone werden bis Ende August berücksichtigt, die von Dr. Scholl’s bis Ende Oktober.

Unter dem Strich dürften laut den Analystenschätzungen aus fortgeführten Aktivitäten demnach 3,16 Milliarden Euro hängen geblieben sein. Die Dividende dürfte von 2,80 auf 2,88 Euro je Aktie steigen.

Analyst Falko Friedrichs von der Deutschen Bank geht von einem recht guten Schlussquartal aus, so dass die Leverkusener ihre Jahresziele erreicht haben dürften. Das Agrargeschäft dürfte sich dank der Saatsaison in Lateinamerika und Vorbestellungen nordamerikanischer Landwirte erholt haben. Ob sich damit das Bild für die Agrarwirtschaft insgesamt zum Positiven wende, bleibe aber offen. Schließlich werde das Wetter immer schwieriger vorhersehbar.

Im Pharmageschäft dürften die Verkaufsschlager Xarelto und Eylea das Wachstum laut Friedrichs abermals angetrieben haben, was sich 2020 fortsetzen dürfte. Richard Vosser von der Bank JPMorgan geht sogar davon aus, dass die Geschäfte mit den beiden Medikamenten besser gelaufen sein dürften als gemeinhin erwartet.

Für die Consumer-Health-Sparte rechnet Vosser mit einer Fortsetzung der Erholung. Hier habe die zuletzt auch das Management von Bayer optimistisch gezeigt, schrieben die Analysten der Commerzbank jüngst in einer Studie. Demnach sei das US-Geschäft auf einem besseren Weg und auch außerhalb der USA liefen die Geschäfte recht gut.

Für 2020 haben die Analysten im Mittel einen Umsatz von 44,8 Milliarden Euro sowie ein Ebitda vor Sondereffekten in Höhe von 12,67 Milliarden Euro auf dem Zettel.

Aktie hat sich besser entwickelt als man denken könnte

Die wachsende Hoffnung auf einen groß angelegten Vergleich im Glyphosat-Streit treibt seit Monaten eine Erholung der Bayer-Aktien an, wenngleich der Kurs jüngst im Sog des schwachen Gesamtmarktes ein wenig abbröckelte. Mit aktuell rund 70 Euro kosten die Papiere gut 35 Prozent mehr als zum Mehrjahrestief von 52,02 Euro vergangenen Juni. Damals hatten Analysten argumentiert, dass Bayer auf solch einem Kursniveau langsam als Übernahmeziel interessant werden könnte.

Mit der Kurserholung drehte in den vergangenen Monaten auch die 200-Tage-Linie als mittelfristiger Trendindikator nach oben. Dennoch bleibt die Bilanz der letzten Jahre trübe. Seit dem Rekordhoch von 146,45 Euro im Frühjahr 2015 hat sich der Kurs halbiert – eine Talfahrt, die sich nach der ersten Glyphosat-Prozessschlappe im August 2018 beschleunigt hatte.

Derzeit bringen es die Leverkusener auf eine Marktkapitalisierung von rund 69 Milliarden Euro und damit auf Platz sieben im deutschen Leitindex. Sollte Bayer die Glyphosat-Klagen mit einem milliardenschweren Vergleich aus der Welt schaffen, dürfte denn auch erneut die Diskussion über die Werthaltigkeit des Monsanto-Kaufs aufkommen, glaubt Analyst Markus Mayer von der Baader Bank. Die Folgen könnten ein Austausch der Konzernführung oder sogar eine Aufspaltung in ein Pharma- und ein Agrarunternehmen sein.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: ricochet64 / Shutterstock.com

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