Belarussische Olympia-Athletin nach Asyl-Angebot in polnischer Botschaft

Reuters · Uhr

Tokio (Reuters) - Die belarussische Olympia-Teilnehmerin Kristina Timanowskaja kann nach Berichten über eine versuchte Zwangsrückführung in ihre Heimat auf Asyl in der Europäischen Union hoffen.

Die Leichtathletin betrat am Montag vor laufenden Kameras die polnische Botschaft in Tokio, nachdem die Regierungen in Warschau und Prag ihr jeweils Visa angeboten hatten. Aus belarussischen Kreisen in Tokio verlautete, sie habe Polen um Asyl gebeten. Frankreichs Europaminister Clement Beaune hatte sich zuvor für politisches Asyl für die 24-Jährige in der EU ausgesprochen. "Das wäre eine Ehre für Europa", sagte er dem Sender RFI. Eine Stellungnahme der Bundesregierung zu dem Fall lag nicht vor.

Timanowskaja hatte am Sonntag in einer Botschaft an die Nachrichtenagentur Reuters erklärt, sie sei nach einer Beschwerde über ihre Trainer zum Flughafen Tokio gebracht worden, um gegen ihren Willen in ihre Heimat zurückgeschickt zu werden. Sie habe jedoch bei der japanischen Polizei um Schutz gebeten. Ein Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sagte am Montag, sie habe die Nacht in einem Flughafenhotel verbracht. Unter anderem stehe das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit ihr in Kontakt. Das belarussische Olympische Komitee hatte erklärte, es sei auf Anraten von Ärzten beschlossen worden, Timanowskaja wegen ihres "emotionalen, seelischen Zustands" aus dem olympischen Team herauszunehmen. In Belarus regiert seit 1994 Präsident Alexander Lukaschenko, der mit harter Hand gegen Kritiker vorgeht.

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