Belastungsprobe für die Börse

Jessica Schwarzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Aktienkurse steigen – trotz Handelsstreit und Konjunktursorgen. Nun beginnt die Bilanzsaison, negative Überraschungen nicht ausgeschlossen. Allerdings sind die Erwartungen mau.

Als ob es keine Probleme und Sorgen geben würde: Gut 17 Prozent hat der Dax seit Jahresbeginn zugelegt, für Dow Jones und S&P 500 lief es noch besser. An der Wall Street werden fast täglich neue Allzeithochs markiert. Der weiterhin schwelende Handelsstreit zwischen den USA und China hat zwar erste Spuren in den Konjunkturdaten hinterlassen, Börsianer treibt er aber nicht mehr um. Vorerst. Doch in den kommenden Tagen öffnen die amerikanischen Unternehmen ihre Bücher. Wie stark sind die Unternehmensgewinne zurückgegangen? Sind die Märkte zu weit gelaufen?

Verlassen sich Investoren zu sehr auf die Notenbanken? Schließlich hat die amerikanische Fed die Märkte in den vergangenen Wochen auf einen Zinsschritt vorbereitet. Sie habe die schwächelnde Konjunktur im Blick und werde die Wirtschaft notfalls stützen. Eine Zinssenkung für Ende Juli haben Investoren nach solch deutlichen Worten fest eingepreist. Die Frage ist nur noch, wie groß der Zinsschritt werden wird.

Erst einmal läuft aber die Bilanzsaison. Und die könnte zu einer echten Belastungsprobe werden. Ihre Erwartungen haben Analysten zwar bereits runtergeschraubt. Wird nicht mehr viel erwartet, steigt natürlich die Chance, diese geringen Erwartungen zu übertreffen. Wenn die Unternehmen liefern, und die Gewinne weniger stark zurückgegangen sind als erwartet – die Analysten rechnen mit einem Rückgang von durchschnittlich drei Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal – oder sogar gestiegen sein sollten, dann könnte das die Hausse an den Märkten weiter befeuern. Negative Überraschungen hingegen könnten die Rekordjagd von Dow Jones und S&P 500 jäh ausbremsen.

Der Auftakt zur Bilanzsaison ist zumindest geglückt. Das drittgrößte US-Finanzinstitut, die Citigroup, hat die Erwartungen übertroffen. Am Dienstag folgen JP Morgan, Goldman Sachs und Wells Fargo. Außerdem öffnet Johnson & Johnson, Hersteller von Health-Care-Produkten, seine Bücher. In den kommenden Tagen legen dann unter anderem die Bank of America, der Streaming-Dienst Netflix, Software-Gigant Microsoft und der Mischkonzern Honeywell Zahlen vor.

Wichtiger als die Zahlen für das abgelaufene zweite Quartal sind aber die Ausblicke. Sie könnten Börsianern gehörig die Stimmung verhageln. Aber vielleicht fallen ja auch sie besser aus als erwartet. Dann könnte die Rally weitergehen. Schließlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt.

Die sieht in Europa und vor allem Deutschland allerdings gerade nicht so rosig aus. Es hagelte zuletzt Gewinnwarnungen: Daimler, BASF, Fuchs Petrolub, Krones, Washtec, Aumann – reihenweise senkten Konzerne in den vergangenen Tagen den Daumen. Doch all diese Gewinnwarnungen sind nun eingepreist. Gut möglich, dass also auch hierzulande die einen oder anderen Quartalszahlen für positive Überraschungen sorgen.

Sollten die Märkte die Belastungsprobe bestehen und gut durch die Bilanzsaison kommen, ist der Weg frei für weitere Kursgewinne. Dass es aber bis zum Jahresende so rasant weiter geht wie in den vergangenen Monaten ist zwar nicht zu erwarten. Ein bisschen Luft nach oben ist aber noch. Immer vorausgesetzt natürlich, dass der Handelsstreit nicht weiter eskaliert und die Konjunktur nicht noch stärker ausbremst.

Foto: Matyas Rehak / Shutterstock.com

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