Beyond Meat: Höherer Verlust schlägt Umsatzsteigerung von fast 300 Prozent – Aktie verliert nachbörslich zweistellig

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Analysten und Experten heben schon etwas länger beim amerikanischen Produzenten von Fleischersatz warnend den Zeigefinger. Bislang hat das die Anleger wenig interessiert. Seit dem Börsengang von Beyond Meat hat die Aktie, die von so bekannten Promis wie Promis wie Microsoft -Mitgründer Bill Gates und Hollywood-Star Leonardo DiCaprio unterstützt wird, über 700 Prozent zugelegt. Montag nach Börsenschluss scheinen die Investoren aber hellhörig geworden zu sein. Nach Bekanntgabe der Zahlen bricht die Aktie um fast 15 Prozent ein.

Umsatz schnellt in die Höhe – Verlust größer als erwartet

Die glänzende Börsenstory von Beyond Meat bekommt einen matten Punkt. Im zweiten Quartal nahm der Verlust, verglichen mit dem Vorjahreswert, um über ein Viertel auf 9,4 Millionen Dollar zu. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen schaffte es bereits in die schwarzen Zahlen. Es lag dank einer deutlich erhöhten Gewinnspanne bei einem Plus von 6,9 Millionen Dollar. Der Umsatz legte im Jahresvergleich um satte 287 Prozent auf 67,3 Millionen Dollar (60,4 Millionen Euro) zu.

Zahlen stoppen den Hype um die Aktie

Das die Anleger trotz der guten Entwicklung des Kurses nervös sind, zeigt die Reaktion auf die Zahlen. Nachbörslich verliert das Beyond Meat Papier mehr als 14 Prozent und dass obwohl die Finanzprofis eigentlich mehr auf das bereinigte Betriebsergebnis schauen, welches im Plus liegt. Trotzdem stürzt die Aktie ein Stück weit ab. Anleger die früh auf den veganen Zug aufgesprungen sind können es verkraften. Zudem hat die bisherige Entwicklung gezeigt, dass die Aktie schon andere Rückschläge ziemlich schnell wieder verdaut hat.

Bewertung aberwitzig

Der Börsenwert von Beyond Meat ist in rund drei Monaten von 1,5 Milliarden auf 13,4 Milliarden Dollar gestiegen. Da könnte man meinen der Fleischersatz-Produzent besitzt ein einzigartiges Produkt, dass die Konkurrenz nur schwerlich kopieren kann. Aber ist das wirklich so?

Vegane Produkte werden immer beliebter und die Wachstumsaussichten in der Branche werden auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt. Wie die Umsatzsteigerung deutlich zeigt, bekommt Beyond Meat auf ein gutes Stück von diesem Kuchen ab. Allerdings wird die Konkurrenz immer größer und veganen Fleischersatz zu produzieren ist nicht die größte Schwierigkeit für weitere bekannte Unternehmen. Sicherlich kommt es auch den Geschmack an. Hier punktet Beyond Meat gerade, aber das schließt nicht aus, dass irgendwann aus einem anderen Haus ein Produkt auf den Markt kommt, dass vielleicht besser schmeckt. Von daher sind die Barrieren für die Konkurrenz nicht wirklich sehr hoch.

Das Beyond Meat der einzige vegane Player an der Wall Street ist, rechtfertigt daher nicht die hohe Bewertung des Unternehmens. Wer über einem Einstieg nachdenkt, der sollte sich vielleicht mal die Geschichte von Tesla anschauen. Die Kalifornier sind als erste in einem nicht stark beachteten Markt eingetreten. Elon Musk hat eine Lücke bei den Autobauern erkannt und sie ausgenutzt. Der umweltfreundliche Elektroflitzer. Erst war er ein Kultobjekt für wohlhabendere Kunden und mit dem Modell 3 wird er zu einer erschwinglichen Massenware. Die weltweite Konkurrenz jagt Tesla immer noch hinterher und holt nur sehr langsam auf.

Aber zwischen einem technisch hoch ausgestattetem Elektro-Auto und einem veganen Burger, Steak oder Speck liegt dann doch ein himmelweiter Unterschied. Nur weil Beyond Meat aktuell der einzige reine vegane Player an der Wall Street ist, sind die astronomischen Bewertungen meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt. Zumal auch kein einziger Analyst mehr die Aktie zum Kauf empfiehlt.

Nicht nur die vegane Konkurrenz schläft nicht!

Der vegane Trend trifft nicht bei allen Menschen auf komplette Gegenliebe. Zu den harmloseren Kritikern zählt die US-Fast-Food-Kette Arby’s (Slogan: „Wir haben das Fleisch“). Sie drehte den Spieß Anfang Juli um und blies auf skurrile Art zum Gegenangriff – mit Gemüse aus Fleisch. Das Unternehmen verspricht eine ganz neue Essenskategorie: „Meat Vegetables“ (auf deutsch: Fleischgemüse), kurz „Megetables“. Ein erstes Produkt – eine Putenbrustkarotte namens „Marrot“ – hat Arby’s auch schon präsentiert. Das Ganze sei auf keinen Fall nur als Witz gemeint, versicherte ein Sprecher auf Nachfrage.

Es gibt auch Kritiker

Es gibt auch ernstzunehmende Stimmen, die wenig angetan klingen. So weisen Ernährungsforscher darauf hin, dass Fake-Fleisch unter Gesundheitsaspekten keinen Fortschritt zum Original darstellen muss. Der Anteil von Sodium und gesättigtem Fett sei in etwa gleich, warnte etwa Diät-Coach Alissa Rumsey im US-Sender CNBC. Für Argwohn sorgt auch, dass Produkte aus den Laboren von Beyond Meat und Impossible Foods eigentlich dem Inbegriff unter Öko-Gesichtspunkten verpönter industriell verarbeiteter Lebensmittel entsprechen.

Aber welcher Anleger will das hören, wenn der Kurs läuft. Jetzt bleibt abzuwarten, ob die Zahlen eine Trendwende im Kurs einläuten oder der Rücksetzer relativ schnell wieder ausgebügelt wird.

Von Markus Weingran

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Foto: Chie Inoue / Shutterstock.com

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