Bitcoin Boom jetzt auch als Börsen-Unwort

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute!  Oweia, Bitcoin-Preise! Ihre Explosion war schon total bekloppt (aber reizvoll für Spekulanten), jetzt gilt das für die Preisimplosion. Viele von Euch werden sagen, das musste ja so kommen - das Ganze ist ein Unding. Vorsicht! Das glaub ich nicht, denn das Thema kryptische Währungen ist längst nicht vom Tisch. Und wer mit spekulativer Kohle mitgemacht hat, konnte in kürzester Zeit wirklich reich werden.

Kein Unding also, aber ein Unwort. „Alternative Fakten“ ist das offizielle Unwort des Jahres 2017, nachdem „Jamaika-Aus“ zum Wort des Jahres gekürt wurde. Als Börsen-Unwort des Jahres wurde „Bitcoin Boom“ von der Börse Düsseldorf für die Finanzbranche ausgewählt. Ich frag mich nur, was ein Unwort eigentlich soll. Offiziell heißt es dazu: Zum inzwischen 17. Mal hat das Team der Düsseldorfer Börse mit seiner Geschäftsführung, Maklern und Händlern das Börsen-Unwort ermittelt: „Bitcoin Boom“ war im Rückblick auf das Jahr 2017 für die Börsianer der häufig zitierte Begriff, der oft ungläubiges Kopfschütteln ausgelöst hat. Auch aktuell nehmen Reizwörter wie Bitcoin, Blockchain, Krypto oder ICO in der Berichterstattung der Medien und Beiträgen sozialer Netzwerke großen Raum ein. Und manchmal wirken sie wie Zauberformeln: Allein eine entsprechende Unternehmens-Umbenennung und bloße Ankündigungen, in diesem Umfeld aktiv werden zu wollen, haben schon zu teilweise abstrusen Steigerungen im Aktienkurs geführt. Doch unter einem Boom versteht man an der Börse eher etwas anderes.

Aha. Man schlage deshalb im Wirtschaftslexikon nach. Dort wird der Boom als „ausgeprägte Zunahme der wirtschaftlichen Aktivität“ definiert; typischerweise als Phase im Konjunkturzyklus oder bei einer Börsenhausse. „Beim sogenannten Bitcoin Boom darf eben diese wirtschaftliche Aktivität in Frage gestellt werden“, erklärt Thomas Dierkes, Geschäftsführer der Börse Düsseldorf. Während ein Anstieg der Aktienkurse regelmäßig als Konsequenz auf starkes Wachstum bei den Unternehmensgewinnen oder prognostizierten Umsatzzahlen hindeutet, ist hinter dem phänomenalen Kursanstieg des Bitcoins von über 1.000 Prozent in 2017 nur wenig Substanz erkennbar. Das ursprünglich digitale Zahlungsmittel ist zum reinen Spekulationsobjekt geworden, was seine Funktion als Währung stark in Frage stellt.

Okay, aber seid doch nicht so streng, liebe Düsseldorfer! Außerdem: Bitcoin ist seit dem vergangenen Jahr wirklich in aller Munde. Aber „Bitcoin Boom“ ist nach meinen Beobachtungen sooo oft gar nicht gesprochen oder geschrieben worden - „Boom“ im weiteren Sinn wäre ja auch eine Untertreibung für die kryptische Preisentwicklung.

Und jetzt? Während ich das schreibe, pendelt der Bitcoin-Preis nur noch um 11.000 Dollar herum - ich habe keine Ahnung, wie es in den nächsten Stunden und Tagen weitergeht. Nur eines ist sicher: Momentan empfehle ich auch keine noch so spekulativen Engagements mehr.

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