Bitcoin: Kurs hadert bei 8000-Dollar-Marke – Kommt jetzt die Korrektur oder geht es weiter Richtung Mond? Ein Marktüberblick

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Viele technische Analysten haben sie als schwere Hürde prophezeit, doch dann ist der Bitcoin wie ein heißes Messer durch Butter hindurchgebrochen. Auch die 7000er-Marke hat wenig bis keinen Widerstand geleistet. Nach einem weiteren Ausbruch mit gut 300 Dollar über der 8000er Marke scheint hier jedoch nun vorerst ein stärkerer Widerstand gefunden zu sein.

Neben den vielen bullischen News der letzten Tage und Wochen hat nun nämlich die Ankündigung der SEC, ihre Entscheidung zur Zulassung des Bitcoin ETFs zu vertagen, für einen leichten Dämpfer gesorgt.

Aber der Reihe nach. Um im Jargon der Krypto-Welt zu bleiben, hier ein Überblick der jüngsten Ereignisse, aufgeteilt in „FOMO“ und „FUD“ Potenzial. FOMO steht hierbei für „Fear of Missing Out“, also die Angst, den nächsten Kursschub zu verpassen, und FUD steht für „Fear, Uncertainty and Doubt“, also Angst, Unsicherheit und Zweifel. Diese beiden Abkürzungen sind unter Krypto-Investoren bliebte Bezeichnungen, um Markt-Entwicklungen zu kategorisieren.

„FOMO“-Ereignisse

ICE-Tochter kündigt BTC-Future-Handelsstart an: Bakkt hat in Aussicht gestellt, seine Tradingplattform für institutionelle Anleger, auf der Bitcoin-Futures gehandelt werden können, im Juli starten zu wollen. Auf der Tradingplattform soll es zwei verschiedene Arten von BTC-Futures geben, eine Variante, die täglich abgewickelt werden soll und eine monatliche Variante. Bakkt ist eine Tochterfirma der Intercontinental Exchange (ICE), die die New York Stock Exchange (NYSE) betreibt.

FOMO-Potenzial: Die Hoffnung der Krypto-Anleger ist, dass durch die Bakkt-Tradingplattform institutionellem Geld der Weg in den Markt geebnet wird.

Fidelity will bald mit Trading-Desk starten: Der Bostoner Vermögensverwalter Fidelity Investments, seines Zeichens ein Schwergewicht in der US-Finanzbranche, wird innerhalb der nächsten Wochen den Startschuss für das hauseigene Bitcoin Trading Desk geben. Das Unternehmen hat im Oktober letzten Jahres die Tochterfirma Fidelity Digital Assets gegründet, um den Over-The-Counter-Handel, sowie Plattform-Handel von Bitcoin für institutionelle Kunden zu ermöglichen. Bereits zu Beginn diesen Jahres startete das Unternehmen einen Verwahr-Service für Bitcoin.

FOMO-Potenzial: Auch über die Fidelity-Plattform wird institutionellen Anlegern Tür und Tor geöffnet. Fidelity ist zudem ein Name, der Vertrauen genießt, anders als viele der gängigen Krypto-Börsen.

Facebook pumpt Milliarden in eigene Kryptowährung: Facebook will massiv in den Krypto-Sektor einsteigen und arbeitet laut Berichten offenbar bereits seit über einem Jahr an einem eigenen blockchain-basierten Zahlungsnetzwerk, dass in das eigene Ökosystem integriert werden soll und vom Aufbau her dem traditionellen E-Commerce-Sektor potenziell gefährlich werden könnte. Der Konzern hat bisher über eine Milliarde Dollar in das Projekt investiert.

FOMO-Potenzial: Facebook hat Milliarden von Nutzern. Sollte nur ein Bruchteil durch den neuen Facebook-Coin irgendwie in Berührung mit der Thematik kommen, wäre das immer noch eine riesige Zahl an neuen potenziellen Nutzern auch für die gängigen Kryptowährungen und könnte den Markt auf einen Schlag auf ein Vielfaches ausdehnen.

Handelskrieg: Der eskalierende Wirtschaftskonflikt zwischen China und den USA drückt auf die weltweiten Aktienmärkte und belastet die Wirtschaft. Anleger sehen sich nach Alternativen um, um den Wert ihres Vermögens abzusichern.

FOMO-Potenzial: Viele Marktbeobachter sind der Ansicht, dass vor allem viele asiatische Investoren verstärkt in Bitcoin und Co. eingestiegen sind, da die traditionellen Asset-Klassen zur Zeit alle auf die ein oder andere Art und Weise vom Konflikt betroffen sind. Gold, das von seiner Funktion als Wertspeicher her immer wieder mit Bitcoin verglichen wird, ist ebenfalls gestiegen.

Bitcoin wieder verstärkt im Fokus der Medien: Wie heißt es doch so schön? Jede Werbung ist gute Werbung. Der Bitcoin ist in den letzten Wochen wieder verstärkt in den Fokus der Medien geraten, mit negativen wie positiven News. Und das erhöht die Aufmerksamkeit der Investoren.

FOMO-Potenzial: Wenn sogar der renomierte US-Nachrichtendienst CNBC über Bitcoin als „global hedge“ im Angesicht der Turbulenzen des Handelskrieges spricht, dann dürfte das für viele Anleger ein Kaufsignal sein.

Lesen Sie auch: Was ist Bitcoin und wie funktioniert er?

„FUD“-Ereignisse

SEC vertagt ETF Entscheidung: Die US-Börsenaufsicht hat ihre Entscheidung über einen möglichen Bitcoin-ETF mal wieder verschoben, wie am Mittwoch bekannt geworden ist. In einem offiziellen Dokument teilt sie mit, dass sie den Bitwise BTC ETF derzeit noch nicht genehmigt. „Bitwise Asset Management“ ist ein kalifornisches Krypto-Startup, das im Jahr 2017 gegründet wurde. Die Entscheidung über den VanEck- und den SolidX-Antrag steht noch aus.

FUD-Potenzial: Ein ETF ist wohl das einfachste, billigste und unkomplizierteste Finanzprodukt, um in einen bestimmten Markt zu investieren. Er würde absolut jedem die Möglichkeit der Teilnahme eröffnen. Eine weitere Verschiebung drückt auf die Hoffnungen des Marktes für eine nachhaltige Akzeptanz von Bitcoin als ernstzunehmende Asset-Klasse.

Kryptobörse Binance gehacked: Binance, einer der größten Handelsplätze für Kryptowährungen, ist gehacked worden. Bei dem Angriff wurden knapp über 7000 Bitcoins im Wert von umgerechnet gut 36 Millionen Euro entwendet. Die Hacker konnten die erbeuteten Bitcoin über eine einzige Transaktion von der Exchange abführen und waren dabei anscheinend in der Lage, die Sicherheitssysteme von Binance zu umgehen. Die Einlagen der Nutzer werden jedoch durch den eigens dafür aufgelegten Sicherheitsfond der Börse gedeckt, sodass keiner der Kunden Geld verloren hat.

FUD-Potenzial: Obwohl keiner der Kunden aufgrund der Absicherung wirklich Geld verloren hat, stellt der Hack einen massiven Vertrauensverlust in die Börse dar, die als größter Handelsplatz im gesamten Sektor gilt, mit einem momentanen 24h Handelsvolumen von über 1,7 Milliarden US-Dollar.

Wie sieht es also aus?

Der Kursanstieg des Bitcoin seit Anfang April ist extrem beachtlich. Das mühelose Durchbrechen gleich mehrerer wichtiger Widerstandsmarken dürfte als äußerst bullisches Zeichen gewertet werden und nährt die Hoffnung, dass der lange Krypto-Winter nun endgültig vorbei ist. Auch die von Unsicherheit durchtränkte Lage im traditionellen Finanzmarkt spielt dem Bitcoin als bemerkenswert unkorrelierende Asset-Klasse in die Karten. Dennoch dürfte es angesichts der fast senkrechten Kurssprünge wohl bald Zeit für eine Korrektur durch Gewinnmitnahmen werden.

Mittelfristig wichtige Termine, auf die man schauen sollte, sind der Start der Bakkt-Futures und des Fidelity-Trading-Desks, aber auch die weiteren Entwicklungen im US-chinesischen Handelsstreit.

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Von Alexander Mayer

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Titelfoto: Iaremenko Sergii / Shutterstock.com

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