BlackRock Marktausblick: FED-Protokoll mit Nachwirkungen

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Das Update zur Woche mit Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie bei BlackRock





FED-Protokoll mit Nachwirkungen



In der vergangenen Woche tendierten Aktien uneinheitlich, und auch Renteninvestoren blieben in Wartestellung. Finanzmarktteilnehmer standen weiterhin unter dem Eindruck der markanten geldpolitischen Wende, die sich im Protokoll der Fed-Sitzung vom 15. Dezember abzeichnete. Denn dort war von Gesprächen nicht nur über die Geschwindigkeit des Tapering, also des Abschmelzens zusätzlicher Anleihekäufe, und vom Zeitpunkt der ersten Zinsanhebung die Rede, sondern erstmals von einem Abbau von Anleihen in Besitz der US-Notenbank. Dieser Abbau könne, so der Ton des Protokolls, in relativ engem zeitlichen Zusammenhang mit der ersten Zinsanhebung beginnen. Und da letztere inzwischen vom Markt mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90% bereits im März verortet wird, hieße dies, dass sich die Finanzierungsbedingungen in den USA wesentlich schneller verschärfen könnten als bis dato angenommen. Genau dies erklärt die Nervosität der Märkte, schließlich steht dem Anleihebestand auf der Aktivseite der Fed-Bilanz die Liquidität des Bankensystems auf der Passivseite gegenüber.

Obwohl die Märkte gegenüber der hektischen Betriebsamkeit der Vorwoche deutlich zur Ruhe kamen, gossen Redebeiträge maßgeblicher Fed-Vetreter in der vergangenen Woche noch einmal Öl ins Feuer. Patrick Harker von der Philadelphia Fed deutete an, sich einen Zinsschritt bereits im März und insgesamt drei Anhebungen im Jahresverlauf vorstellen zu können. Und die designierte stellvertretende Fed-Chefin Lael Brainard, die eher als geldpolitische Taube gilt, sagte bei ihrer Anhörung im Senat, ein erster Zinsschritt könne tatsächlich bereits nach Auslaufen der Anleihekäufe stattfinden, möglicherweise also im März. All dies steht und fällt aber vermutlich mit dem weiteren Verlauf der Inflation. Im Dezember stieg der Index der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr um 7,0%, dem höchsten Wert seit fast 40 Jahren. Daran, dass auch die Kernrate auf 5,5% kletterte, lässt sich ablesen, dass nicht alles nur mit Energiepreisen zu tun haben kann. Dennoch spricht vieles dafür, dass die Preisdynamik bald ihren Höhepunkt überschritten haben könnte. Zwar dürfte auch Ende 2022 die Inflationsrate noch weit oberhalb des Ziels von 2% stehen, aber etwa eine drei vor dem Komma wäre wohl etwas ganz anderes als die extremen Zahlen, die wir zurzeit erleben. Und es würde sich die Frage stellen, ob eine so beherzte geldpolitische Straffung angesichts deutlich abbröckelnder Inflation seitens der Fed immer noch für so dringlich gehalten würde. Mit anderen Worten: Je kräftiger die Inflationsdaten über die kommenden Monate nachgeben, desto deutlicher müsste die Fed eventuell die jetzt an den Märkten geweckten Erwartungen wieder einfangen. Von ‚policy mistake‘ wäre die Rede, also von einer Fehleinschätzung der Währungshüter. Und weil Zentralbanker so etwas normalerweise meiden wie der Teufel das Weihwasser, muss bei der Fed schon einiges an Überzeugung bezüglich der Gefahr sich verfestigender Inflation vorhanden sein, um das Steuer so kernig herumzureißen wie offenbar in der Dezembersitzung geschehen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Kapitulation des ‚Camp Transitory‘ berechtigt oder doch eher voreilig war.

Ein Strauß an Unsicherheiten für 2022

Insgesamt dürfte 2022 nach zwei Pandemiejahren wieder von Themen geprägt sein, die nicht direkt mit Covid zu tun haben. Dennoch wird wohl, neben Unsicherheiten um die Realzinsen und die Dynamik der Unternehmensgewinne (erste Hinweise ergeben sich in den nächsten Wochen in der Berichtssaison für das vierte Quartal 2021) zumindest im weiteren Verlauf des Winters Covid noch einmal die Schlagzahlen beherrschen. Denn angesichts der Dominanz von Omikron und massiv steigender Infektionszahlen scheint es für Entwarnung noch zu früh zu sein. Zwar dürften weiterhin gesunde jüngere Menschen ebenso vor einem krankenhauspflichtigen Verlauf gefeit sein wie geimpfte Ältere, aber die in der DACH-Region viel zu geringe Zahl der Vorimmunisierten (genesen und/oder geimpft) könnte dazu beitragen, dass unserer Region die wieder sehr hohe Inzidenz (>500 in Deutschland, >1000 in Österreich, >2000 in der Schweiz) schwerer zu schaffen macht als einigen unserer Nachbarn, bei denen die Infektionszahlen teils sogar noch höher sind, etwa Frankreich (>3000), Italien (>2000) oder Großbritannien (>1000), die aber allesamt entweder mehr Genesene oder eine höhere Impfquote aufweisen. Mit allein über zwei Millionen Ungeimpften jenseits der 60 Jahre steht vor allem Deutschland vor herausfordernden Wochen. Und selbst wenn sich immer mehr abzeichnet, dass Omikron tatsächlich der Katalysator Richtung Endemie sein und dieser Zustand schon vor Ostern erreicht sein könnte, so gilt für gesellschaftliche - und damit wohl auch wirtschaftliche - Einschränkungen dennoch bis auf weiteres: Es wird schlechter, bevor es besser wird.

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