Börse Frankfurt-News: Raus aus europäischen Aktien (ETF-Handel)

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Schwäche an den Börsen bringt viele ETF-Anleger zum Ausstieg aus europäischen und deutschen Unternehmen jeder Größe. US-Aktien werden dagegen ebenso stark nachgefragt wie verkauft. Bei britischen Aktien vermuten Anleger Luft nach oben.

16. Oktober 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Den Einbruch an den Börsen quittieren ETF-Anleger laut Market Maker mit deutlichen Abgaben deutscher und europäischer Large, Small und Mid Caps sowie weltweit aufgestellter Portfolios. "Indexfonds, die sich am Euro Stoxx 50 ( WKN 798328 ), Stoxx Europe 600 ( WKN A0X9R1 ), MSCI Europe ( WKN A1H7ZS ) und DAX ( WKN 593393 , A0YEDX , LYX0BT ) orientieren, wurden querbeet meist verkauft", berichtet Frank Mohr von der Commerzbank. Ebenso verabschiedeten sich Anleger in größerem Stil von MSCI World- ( WKN A1W4HS ), aber auch MSCI Canada- ETFs ( WKN A0YEDS ). Mit 68.500 verbucht der Händler vergangene Woche fast doppelt so viele ETF-Transaktionen wie gewohnt. "Die dahinterstehenden Volumina können sich ebenfalls sehen lassen."

Von den Abflüssen besonders häufig betroffen seien naturgemäß Produkte marktführender Emittenten wie iShares, die auch sonst viel gehandelt würden. Die kleine Gegenbewegung etwa am deutschen Aktienmarkt zum Wochenbeginn habe für Beruhigung im ETF-Geschäft gesorgt. Wie nachhaltig die Aufwärtsbewegung hierzulande ist, wird nach Ansicht Mohrs stark von politischen Ereignissen wie der europäischen Zinspolitik beeinflusst. Diese wiederum werde vermutlich auch künftig den Entwicklungen in Problemländern wie Italien Rechnung tragen und deshalb weiterhin vorsichtig agieren. "Solange die EZB die Zinsen nicht erhöht, bleiben Aktien in Europa interessant", schätzt der Händler.

Britische Aktien ins Depot

Alle Hände voll zu tun hat auch Tobias Runkehl, der die jüngsten ETF-Aktivitäten mit einem gutgehenden Gemischtwarenladen vergleicht. "Heute ist der erste etwas ruhigere Handelstag", berichtet der Händler von IMC. Neben den Abflüssen aus Trackern europäischer Bluechips verbucht Runkehl Aktienverkäufe in der zweiten und dritten Reihe. Spürbar aus den Depots heraus kämen zum Beispiel MSCI EMU Small Cap- (WKN A0F420) und MDAX-ETFs ( WKN ETF907 ).

An britischen Standardwerten im FTSE 100 (WKNs A1JX54, 552752) sowie Aktien im FTSE 250 ( WKN A12CX0 ) mit den 250 nächstkleineren Unternehmen fänden Investoren hingegen Gefallen. Hier habe es sehr viele Käufe gegeben, was mit der Hoffnung auf eine vorläufige Einigung zwischen Großbritannien und der EU zusammenhängen könne.

US-Aktien auf beiden Seiten stark gefragt

Sehr viel Bewegung in beide Richtungen machen die Händler hinsichtlich US-Aktien im viel beachteten S&P 500 Index (WKNs A14Z68, A0YEDG, 622391) aus. In Mohrs Bestenliste belegten S&P 500-Produkte Rang eins auf der Abgaben- und Rang zwei auf der Kaufseite. Ebenso rege hin und her gehe es bei Nasdaq 100-ETFs (WKNs A0F5UF, A1JDJ0), wie Runkehl ergänzt.

Brasilianische Unternehmen im Fokus

Ein ähnliches Bild zeichnet IMC vom Handel mit brasilianischen Werten im MSCI Brazil (WKNs A2AQ5K, A1C195). "Hier gab es auffällig viele Trades auf beiden Seiten mit teilweise ansehnlichen Volumina", beschreibt Runkehl, der das erhöhte Interesse im Zusammenhang mit dem Regierungswechsel sieht. Nach einer Mehrheit von 46 Prozent im ersten Wahlgang liegt Jair Bolsonaro laut Umfrageergebnisses für die Stichwahl am 28. Oktober derzeit bei einer Zustimmung von 59 Prozent. "ETFs sind beliebte Instrumente, um solche Märkte in bewegenden Zeiten abzubilden."

Auf Bankaktien setzen

Bei Sektor-ETFs bauen Anleger Mohr zufolge größtenteils ihre Positionen ab. Das gelte für Technologieaktien ebenso wie für Unternehmen der Gesundheits- und Finanzbranche. "Bei allen dominierten die Abflüsse.

Aktiven Handel in beide Richtungen sieht Runkehl für Gesundheits-Portfolios und Werten aus der Öl- und Gasindustrieindustrie. Ausgeglichen gehandelt würden Stoxx Europe 600 Health Care- ( WKN A0Q4R3 ) und Stoxx Europe Oil & Gas-ETFs ( WKN A0H08M ). "Bankaktien werden wieder gekauft."

Kaum Augen für Festverzinsliches

Mit 10 Prozent am gesamten ETF-Aufkommen spielen Fixed Income-Produkte bei der Commerzbank eine untergeordnete Rolle, wie Mohr feststellt. Zwar sei der PIMCO Euro Short Maturity Source ETF ( WKN A1H497 ) abgegeben worden, eine Tendenz ließe daraus aber nicht ableiten.

Von: Iris Merker

16. Oktober 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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