Börse Frankfurt-News: Wenig neues von der EZB - viel neues im Markt (Anleihen)

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach der gestrigen EZB-Sitzung ist die Bewegungswelle schnell ausgelaufen. Interessantere Geschichten berichten die Händler von einzelnen Unternehmensanleihen.

10. September 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Im Rentenhandel dominierte in dieser Woche die EZB-Sitzung am Donnerstag nur vorübergehend das Geschehen.

Die EZB hat angekündigt, ihre Ankaufprogramm PEPP bis zum Jahresende "moderat" zurückzufahren. Von 85 auf 70 Milliarden Euro im Monat, drückte Arthur Brunner von der ICF Bank dies in Zahlen aus. Die Tauben hätten also die Falken im Zaum gehalten. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen sei im Vorfeld auf -0,32 gestiegen und steht aktuell bei -0,34.

Der Bund-Future hat im Vorfeld einen kräftigen Schub nach oben gemacht, was sich aber inzwischen wieder ausgeglichen hat, wie Klaus Stopp von der Baader Bank ergänzt.

Arthur Brunner

Brunner

Der heute veröffentlichte harmonisierte Verbraucherpreisindex, kurz HVPI, als wichtigste Messlatte für die Inflationsrate, bestätigte die August-Schätzung von 3,4 Prozent für die Eurozone und eine nationale Jahresrate von 3,9 Prozent. Dennoch: "Die EZB lässt sich nicht in die Karten schauen," kommentiert Brunner.

Die gestrige Sitzung hätte "wenig Fleisch am Knochen" gehabt, findet Stopp. Nun schauten alle auf Dezember. Spannend bleibe auch die Entwicklung in den USA. Dort hatte Finanzministerin Janet Yellen die Diskussion um eine Schuldenobergrenze angestoßen.

Neuemissionen ziehen wieder an

Viel los ist am Primärmarkt für neue Anleihen. Brunner berichtet von der stärksten Woche seit Mitte Juni. Insgesamt konnten Emissionen für 44,6 Mrd. Euro sowohl von Ländern als auch Unternehmen platziert werden. Nach Stopps Ansicht war sehr spannendes dabei.

Brunner pickt eine spanische vielfach überzeichnete Staatsanleihe heraus, das erste grüne Angebot des Landes (ES0000012J07), Laufzeit bis 2042, Verzinsung 1 Prozent.

Bewegungen bei Corporates: Grenke, Stada, thyssenkrupp, Lufthansa, Vedes etc.

Von einer eher ruhigen Woche spricht Beate Mägerle, Händlerin bei Walter Ludwig. Nachfrage gab es nach einer Anleihe von Stada, mit 1,75 Prozent verzinst, Laufzeit bis April 2022 (XS1213831362), sowie ein Papier von thyssenkrupp, mit 2,875 Prozent verzinst, Laufzeit bis Februar 2024. Letztere ist aktuell für 103 Prozent zu haben, das macht eine Rendite von 1,59 Prozent zum Geldpreis (DE000A2TEDB8).

Verkauf wird bei Mägerle eine sehr lang laufende Anleihe der Lufthansa, Verfall 2075, Verzinsung 4,382 Prozent. Aktuell kostet sie 97,7 Prozent (XS1271836600).

Von Verkaufsdruck auf einer Vedes-Anleihe berichtet Tim Oechsner, Rentenhändler bei Steubing (DE000A2GSTP1). Der Emittent plant von der Emission, 12 Millionen Euro zurückzuzahlen und zu einem neuen Zinssatz von 3,5 Prozent neu zu begeben mit einer Laufzeit bis 2026. Der jetzige Kupon beträgt 5 Prozent.

Hohe Umsätze auf beiden Seiten sieht Oechsner bei einer mit 8 Prozent verzinsten Anleihe von Metallcorp (DE000A3KRAP3). Zeitweise hätte sie knapp 102 Prozent gekostet, stünde jetzt wieder in etwa pari.

Öchsner

Kurzzeitig aufgeblüht sei auch eine weitere Emission der Joh. Friedrich Behrens AG (DE000A161Y52), die nach 11 Prozent im November 2020 inzwischen wieder auf 43 Prozent gestiegen ist. Das insolvente Unternehmen hätte die Rückzahlungsquote von 40 bis 65 Prozent bestätigt, berichtete Brunner bereits in der Vorwoche zu einer anderen Anleihe von Behrens.

Als erste Aktion am Kapitalmarkt nach den Vorwürfen der Bilanzmanipulation stockt Grenke eine Anleihe (XS2155486942) auf mit neuer ISIN (XS2386650191), erzählt Brunner. Ebenfalls höheres Volumen gibt es bei einem Angebot von SGL Transgroup (SE0015810759). Zu den 150 Millionen Euro kämen 75 Millionen Euro hinzu. Gezahlt werden 7,75 Prozent bis 2025. Zurzeit kostet die Anleihe 103 Prozent.

Wenig Zutrauen äußerten Anleger laut Brunner in eine Erhöhung des Abfindungsangebot von 10 auf 12,5 Prozent für eine Anleihe von eterna Mode (DE000A2E4XE4). Das Papier ist deutlich im Plus, bleibt aber bei 11,1 Prozent im Moment.

Interesse an tunesischer Anleihe

Viel Handel von privaten Anlegern beobachtet Oechsner auch in einer tunesischen Staatsanleihe (US066716AB78), Verzinsung 8, 25 Prozent, Laufzeit bis 2027. Zeitweise stand das Papier über 96 Prozent, ist jetzt aber auf 90 Prozent gefallen.

Von Edda Vogt

10. September 2021 © Deutsche Börse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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