Börsenaufschwung in Gefahr!

Jessica Schwarzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die US-Bilanzsaison könnte enttäuschend ausfallen, trotz mauer Erwartungen. In Europa trennen sich die Insider von Aktien. Beides sind Warnsignale. Steigt die Gefahr für die Aktienmärkte?

Verkehrte Welt an den Finanzmärkten: Der Dax ist seit Jahresbeginn um gut 14 Prozent gestiegen, der amerikanische S&P 500 und auch der MSCI Europa notieren nicht mehr weit von ihren Höchstständen aus dem Jahr 2018 entfernt. Während die Kurse kräftig zulegen, sinken die Gewinnerwartungen. Hat sich die Börse von der Realwirtschaft gelöst? Die aktuelle Bilanzsaison wird es zeigen. Fakt ist: Nach Jahren wachsender Gewinne wird bei den US-Unternehmen im ersten Quartal erstmals seit 2016 ein Rückgang erwartet. Ist das ein einmaliger Ausrutscher oder eine Trendwende?

Entscheidend wird sein, ob die Unternehmen zumindest die bereits gesenkten Erwartungen schlagen können. Die Gewinne und Prognosen müssen besser sein als die Schätzungen, damit die Aktien angesichts des bereits erreichten Niveaus weiter steigen können. Sollten sie das nicht schaffen und sollten die Gewinnrevisionen ihren Tiefstand noch nicht erreicht haben, dann dürfte es an den Aktienmärkten ungemütlich werden. Zumindest wäre aber das Aufwärtspotenzial deutlich eingeschränkt.

Die Wall Street schwankt zwischen Euphorie und Enttäuschung: Noch am Freitag hatte JP Morgan mit einem Rekordgewinn begeistert, doch zum Wochenbeginn überraschte Goldman Sachs mit einem Gewinneinbruch. Und nun öffnen täglich weitere Unternehmen ihre Bücher.

Auch in Deutschland ist die Lage alles andere als rosig. Die ehemalige „Konjunktur-Lokomotive“ stottert merklich. Die Konjunkturindikatoren werden schwächer, Analysten haben die Gewinnprognosen für 24 der 30 Dax-Unternehmen gesenkt. Auch Deutschlands Topmanager scheinen der Rally der vergangenen Monate nicht mehr wirklich zu trauen. Vorstände und Aufsichtsräte haben zuletzt wieder mehr Aktien der eigenen Unternehmen verkauft.

Warnsignale, aber auch positive Nachrichten

Viele Warnsignale, viele Anzeichen dafür, dass die kommenden Wochen an der Börse ungemütlich werden könnten. Allerdings gibt es auch positive Nachrichten: Im Handelsstreit zwischen den USA und China zeichnet sich eine Entspannung ab, Chinas Regierung tut viel, um das Wachstum zu stabilisieren, und den Brexit haben Investoren nach der erneuten Fristverlängerung für die Briten erstmal abgehakt. Viel wichtiger für die Märkte aber: Die US-Notenbanken macht – aus Sorgen um die Konjunktur – Pause mit den Zinsanhebungen und dem Abschmelzen ihrer Bilanzsumme. Die Europäische Zentralbank bleibt ihrer Nullzinspolitik sowieso treu. Die Strategiewende der Fed war nicht nur der Auslöser der Rally im ersten Quartal, sondern sollte die Kurse auch weiter stützen. Und vielleicht haben die Gewinnrevisionen ja wirklich ihren Tiefstand erreicht und verbessern sich sogar wieder.

Fakt ist aber auch, dass die Rally an den Märkten auf wackeligen Beinen steht. Ein paar „Stolperer“ wird es sicher geben. Wie groß die Gefahr aber wirklich ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen, wenn immer mehr Unternehmen (auch in Europa) ihre Bücher öffnen.

Foto: lassedesignen / Shutterstock.com

Meistgelesene Artikel