Britischer Finanzminister will im Corona-Kampf "alles tun, was nötig ist"

Reuters · Uhr

London (Reuters) - Der britische Finanzminister Rishi Sunak will im Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie finanziell in die Vollen gehen.

Der Minister verspricht dafür "alles zu tun, was nötig ist", wie aus dem Redemanuskript für die am Mittwoch geplante Haushaltsrede hervorgeht. Großbritannien hat unter der Regierung von Premierminister Boris Johnson im Zuge der Corona-Krise die höchste Verschuldung seit dem Zweiten Weltkrieg zu verzeichnen. Sunak will die "volle Feuerkraft" im Haushalt dafür nutzen, Jobs und Existenzen zu sichern und dabei insbesondere in Not geratene Firmen über Wasser zu halten. Erst wenn eine konjunkturelle Erholung einsetze, sei an eine Sanierung des Etats zu denken.

Voraussichtlich wird Sunak in seiner Rede ab 13.30 Uhr (MEZ) allerdings eine Anhebung der niedrigen Körperschaftssteuer ankündigen. Dies könnte als erstes Signal für eine Strategie gelten, die Löcher im Haushalt anzugehen. Mit einem Steuersatz von 19 Prozent liegt Großbritannien im Kreis der 37 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unter dem Durchschnitt, der bei 23 Prozent liegt.

Sunak hat bislang fast 300 Milliarden Pfund (346,6 Milliarden Euro) für Corona-Notmaßnahmen und Steuererleichterungen ausgegeben. Herzstück ist ein Kurzarbeiterprogramm, von dem rund ein Fünftel der Arbeitnehmer im Privatsektor profitiert. Dies soll nun über April hinaus bis Ende September verlängert werden, wobei die Arbeitgeber im Zuge der geplanten Öffnung der Wirtschaft schrittweise ab Sommer an den Kosten beteiligt werden sollen.

Um die Kosten zur Abfederung der Pandemie-Folgen zu schultern, wird der Staat voraussichtlich auch dieses Jahr hohe Summen am Kapitalmarkt aufnehmen müssen. Von Reuters befragte Primärhändler gehen davon aus, dass er im Finanzjahr 2021/22 insgesamt fast 250 Milliarden Pfund über die Ausgabe von Staatsanleihen einsammeln wird - der zweithöchste Wert seit Bestehen der Aufzeichnungen. Im Haushaltsjahr 2020/21 ist die Rekordsumme von 485,5 Milliarden Pfund eingeplant.

Experten erwarten, dass Sunak für das Etatjahr 2021/22 ein Defizit von 180 Milliarden Pfund vorsehen wird - 16 Milliarden mehr, als der britische Rechnungshof im November vorhergesagt hatte. Er hatte damals zugleich für das Fiskaljahr 2020/21 eine Finanzlücke von 393,5 Milliarden Pfund prognostiziert, die nach jüngsten Regierungsdaten allerdings niedriger ausfallen könnte.

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