Britischer Notenbank-Chef warnt: "Dunkelste Stunde" für die Wirtschaft

Reuters · Uhr

London (Reuters) - Großbritanniens Wirtschaft steht aus Sicht von Notenbank-Gouverneur Andrew Bailey wegen der schnell steigenden Infektionszahlen und harter Lockdown-Maßnahmen vor ihrer "dunkelsten Stunde".

Das Wiederaufflammen des Infektionsgeschehens bedeute, es werde schwierige Monate geben, sagte der Chef der Bank von England am Dienstag in einer Online-Rede für die schottische Handelskammer. "Es gibt einen alten Spruch, dass die dunkelste Stunde diejenige vor der Morgendämmerung ist," sagte Bailey. Die wirtschaftliche Erholung komme dann in Reichweite, sobald die Impfungen erfolgt seien. Bailey ließ sich bei seinem Auftritt aber nicht in die Karten blicken, ob dies für eine Zinssenkung auf der Sitzung am 4. Februar spreche.

Die Wirtschaft befinde sich momentan in einer sehr schwierigen Phase und ohne Zweifel werde das wahrscheinlich die Entwicklung verzögern, sagte der Notenbank-Chef. In Großbritannien sind bereits mehr als 81.000 Menschen gestorben, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Das ist der fünfthöchste Wert weltweit. Viele Volkswirte gehen davon aus, dass die Wirtschaft im Schlussquartal 2020 geschrumpft ist und auch im Auftaktviertel 2021 schrumpfen wird. Bailey zufolge bleibt die Wirtschaftsaktivität voraussichtlich solange gedämpft, bis die Impfungen einen Umgang erreicht haben, ab dem einige Eindämmungsschritte wieder gelockert werden können.

Eher skeptisch äußerte sich der Notenbankchef zu einer Einführung negativer Zinsen in Großbritannien. Damit seien eine Menge Probleme verbunden, sagte er. Das würde die Rentabilitätsanstrengungen der Banken erschweren und womögliche auch deren Kreditvergabe an Unternehmen beeinträchtigen. Parallelen mit der Euro-Zone ließen sich nicht leicht ziehen. Die Europäische Zentralbank hatte den sogenannten Einlagesatz erstmals 2014 in den negativen Bereich gesetzt. Seitdem müssen Institute Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken. Aktuell liegt im Euro-Raum der Satz bei minus 0,5 Prozent.

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