Britischer Premierminister Johnson wegen Corona im Krankenhaus

Reuters · Uhr

- von Guy Faulconbridge und Michael Holden

London (Reuters) - Der britische Premierminister Boris Johnson ist wegen seiner Coronavirus-Infektion ins Krankenhaus gebracht worden.

Dort werde er sich weiteren Untersuchungen unterziehen, teilte das Büro des 55-Jährigen am Sonntagabend mit. Es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahmen, zu der Johnsons Ärzte geraten hätten, da der Premier auch zehn Tage nach seinem positiven Corona-Test immer noch "hartnäckige Symptome" aufweise, darunter Fieber. Johnson bleibe aber in Regierungsverantwortung. Nur etwa eine Stunde vor der Nachricht über die Klinikeinweisung rief Königin Elizabeth II. in einer außerordentlichen Fernsehansprache die Briten zum Durchhalten in der Pandemie auf.

Der Premier machte am 27. März als erster Regierungschef eines führenden Landes seine Infektion mit dem neuartigen Virus öffentlich. Seine Symptome bezeichnete er als leicht. Er begab sich in einer Wohnung neben seiner offiziellen Residenz in der Downing Street in Selbstisolation. Von dort leitete er Sitzungen per Videoschaltung. Am Freitag teilte er mit, auch nach einer Woche weiter in häuslicher Quarantäne zu bleiben, da er immer noch erhöhte Temperaturwerte habe. Auch seine 32-jährige schwangere Verlobte Carrie Symonds wies Symptome auf. Am Samstag erklärte sie allerdings, sie fühle sich besser.

NACHFOLGEREGELUNG UNKLAR

Welchen Tests sich Johnson im Krankenhaus unterziehen soll und in welcher Klinik er behandelt wird, wollte sein Büro nicht erläutern. Unklar ist auch, wer an Johnsons Stelle rücken würde, sollte er seine Aufgaben als Premier nicht wahrnehmen können. Einen offiziellen "Plan B" oder ein klar geregeltes Nachfolgeszenario gibt es aufgrund der ungeschriebenen Verfassung nicht. Die diesen Montag angesetzt Kabinettssitzung zur Corona-Krise soll nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters Außenminister Dominic Raab leiten.

Johnson ist das Gesicht der Brexit-Kampagne. Im Dezember führte er seine konservative Partei zu einem klaren Wahlsieg, Ende Januar schied Großbritannien aus der Europäischen Union aus. Wegen seines Umgangs mit der Coronavirus-Pandemie ist Johnson allerdings in die Kritik geraten. Anders als viele andere europäische Regierungschefs ging er den Kampf gegen das Virus zunächst deutlich weniger entschieden an. Erst nachdem Experten davor warnten, dass bis zu 250.000 Menschen alleine in Großbritannien sterben könnten, schwenkte er auf einen strikteren Kurs zur Eindämmung des Virus um und riet dazu, zu Hause zu bleiben. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden sind in Großbritannien inzwischen 4934 mit dem Virus infizierte Menschen gestorben.

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