Bundesbank-Chef Weidmann sieht digitales Zentralbankgeld kritisch

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Präsident der deutschen Bundesbank Jens Weidmann hat sich zurückhaltend zur Einführung von digitalem Zentralbankgeld geäußert. Eine solche Maßnahme "sollte auf jeden Fall wohlüberlegt sein", sagte Weidmann am Mittwoch laut Redetext in Frankfurt. Digitales Zentralbankgeld berge Gefahren und könnte die Geschäftsmodelle von Banken grundlegend verändern, warnte Weidmann, der auch Mitglied im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist.

Weidmann verwies vor allem auf die Gefahren für die Finanzstabilität im Krisenfall. Mit dem digitalen Zentralbankgeld hätten Investoren eine neue sichere Anlagealternative zur Verfügung. Diese sei aber sehr liquide. Daher könnte im Krisenfall ein "digitaler Bank Run" einsetzen. Im Vergleich zu bisherigen Krisensituationen, in der Anleger schlagartig ihre Bankkonten leer geräumt hatten, könnte ein digitaler Ansturm auf Geschäftsbanken die Lage verschärfen. Eine Krise könnte "schneller und in einem größeren Umfang ablaufen", warnte der Notenbanker.

Derzeit beschäftigen sich Notenbanken weltweit mit der Frage einer möglichen Einführung von digitalem Zentralbankgeld. Vor allem die Zentralbank in Schweden beschäftigt sich intensiv mit diesem Thema, weil in dem skandinavischen Land kaum noch Bargeld genutzt wird. In Schweden läuft das Projekt "e-krona". Hier wird eine Bezahlalternative geprüft, in der Kunden sicheres Zentralbankgeld nutzen können und nicht auf hochriskante Digital-Währungen wie zum Beispiel Bitcoin zurückgreifen müssen./jkr/jsl/fba

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