Chancen nutzen, Risiken kennen

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Es gibt Analysten, Anlagestrategen und Journalisten, die so tun, als wüssten sie genau, wo’s langgeht. Mir sind die Vorsichtigen lieber, die Chancen und Risiken beschreiben, um sie dann in die Waagschale zu werfen. Letztlich sollt und müsst Ihr ja selbst entscheiden, auf Ihr auf den Spuren von Bullen oder Bären wandeln wollt. Ich hab mir mal speziell die nachdenklichen Betrachtungen zum Aktienmarkt 2018 aus dieser Woche angeguckt - sie sind typischerweise vorsichtig optimistisch, warnen die Anleger aber vor Sorglosigkeit. „Chancen nutzen, Risiken kennen“ ist zwar keine spektakuläre Überschrift, trifft um so mehr den grundsätzlichen Denkansatz.

Deutsche Aktien bieten noch Spielraum für Kursanstieg, sagen beispielsweise die Metzler-Analysten (aber nicht nur die). Sie setzen darauf, dass sich der Boom der Weltwirtschaft fortsetzt. Die Bewertungen seien noch nicht überstrapaziert, vor allem nicht im Vergleich zu anderen Anlageklassen. Die ungewöhnlich lang anhaltende extreme Niedrigzinspolitik dürfte allerdings ihren Zenit überschritten haben, was eine markante Ausweitung der Bewertungsniveaus begrenzen sollte

Die größten Kurschancen im ersten Quartal 2018 werden für die Aktien der folgenden zehn Unternehmen gesehen: Allianz, Continental, Deutsche Börse, Deutz, HeidelbergCement, Jungheinrich, Salzgitter, Siemens, Software AG und United Internet. Für Zurückhaltung plädieren die Analysten hingegen bei den Papieren von Alstria Office Reit, Bilfinger, BMW, Dürr und Heidelberger Druck.

Anleger sollten 2018 vor allem ein Auge auf eine möglicherweise anziehende Inflation haben, raten die internationalen Anlageexperten der GAM. Das gilt als besonders wichtig, weil die Märkte darauf so gut wie gar nicht eingestellt sind: „Eine unerwartete Inflation würde zu enormen Rückschlägen an den Anleihen- und Aktienmärkten führen und hätte signifikante Auswirkungen auf fast alle Anlageklassen. Dies würde die Wirksamkeit herkömmlicher ‚ausgewogener‘ Multi-Asset-Portfolios untergraben. Multi-Asset- und Multi-Strategy-Portfolios, die Short-Positionen eingehen können, würde dies jedoch möglicherweise zugutekommen.

Mutig (wenn auch wohl begründet) finde ich die These des renommierten Fondsmanagers Bert Flossbach: „Zinsen bleiben für immer extrem niedrig.“ In einem lesenswerten Handelsblatt-Interview antwortet er auf die Frage, ob wir uns auf Jahre hinaus auf niedrigste Zinsen einstellen müssen: „Nicht nur auf Jahre. In diesem System werden die Zinsen praktisch für immer extrem niedrig bleiben [ … ] Im Euro-Land wird es keine Zinswende geben. Zumindest keine, die den Namen verdient.“

Wow, das ist Musik für die Ohren der Aktienfans! Mir geht jedoch ein solcher Ausblick ohne Ende zu weit. Der Börse würde es schon guttun, wenn Inflation und Zinsen nicht mehr so hoch steigen würden wie früher.

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