China will keine Kohlekraftwerke im Ausland mehr finanzieren

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

New York/Berlin (Reuters) - China als weltgrößter Finanzierer von Kohlekraftwerken im Ausland hat einen radikalen Kurswechsel angekündigt.

"China wird andere Entwicklungsländer bei der Entwicklung grüner und kohlenstoffarmer Energien stärker unterstützen und keine neuen Kohlekraftwerke im Ausland bauen", sagte Präsident Xi Jinping. In Deutschland wurde die Nachricht positiv aufgenommen. Es würde damit künftig keinen großen Finanzierer für neue Kohleprojekte mehr geben.

Xi äußerte sich in einer Rede am Dienstag vor der UN-Vollversammlung in New York. Details nannte er allerdings nicht. Experten zufolge könnte dies aber - abhängig von der genauen Umsetzung - starke Auswirkungen auf die Finanzierung von Kohlekraftwerken in Entwicklungsländern haben. Die Volksrepublik steht seit längerem unter diplomatischem Druck, kein Geld mehr für schmutzige Meiler zur Verfügung zu stellen. China sei die letzte Bastion gewesen, sagte Justin Guay vom Sunrise Project, einer Interessensgruppe, die sich für eine globale Transformation weg von Kohle und fossilen Energieträgern einsetzt. "Wenn es keine öffentliche Finanzierung von Kohle durch China gibt, dann gibt es weltweit kaum bis gar keine Kohle-Expansion."

Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums sprach am Mittwoch in Berlin von einer sehr positiven Nachricht und einem wichtigen Schritt. "Wenn man jetzt in einem Entwicklungsland ein Kohlekraftwerk bauen will, dann gibt es niemanden mehr, der einem das hinstellt. Das ist natürlich eine deutliche Verbesserung." Das mache Mut, der Dialog mit China bringe erste Ergebnisse. In der ersten November-Hälfte findet die nächste Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow statt. Auch Alok Sharma, der Vorsitzende der Konferenz, begrüßte die Ankündigung aus Peking.

KLIMANEUTRALITÄT BIS 2060

China ist der weltgrößte Emittent von klimaschädlichen Treibhausgasen. Früheren Angaben zufolge soll der Höhepunkt beim CO2-Ausstoß vor 2030 liegen. Klimaneutralität soll dann bis 2060 erreicht werden - also 15 Jahre später als in Deutschland. Einige Experten haben die Ziele der Chinesen als zu wenig ambitioniert kritisiert. Die Volksrepublik ist für den heimischen Strombedarf weiterhin stark abhängig von der Kohle.

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sagte bei einer Wahlkampfveranstaltung in Karlsruhe, der Umstieg auf die Förderung Erneuerbarer Energien in anderen Ländern mache China nicht aus Motiven der Entwicklungshilfe oder Humanität. Es gehe schlicht um die Leitmärkte der Zukunft, dahinter stünden geostrategische Gründe.

Chinas Ankündigung folgt auf ähnliche Schritte zur Eindämmung des Klimawandels, wie sie Südkorea und Japan schon Anfang des Jahres eingeleitet hatten. UN-Generalsekretär Antonio Guterres und der US-Klimabeauftragte John Kerry forderten China auf, dem Beispiel seiner asiatischen Partner zu folgen. Kerry begrüßte Xis Ankündigung und nannte sie einen großartigen Beitrag: "Wir sprechen mit China schon seit geraumer Zeit über dieses Thema. Ich bin sehr erfreut zu hören, dass Präsident Xi diese wichtige Entscheidung getroffen hat." Guterres begrüßte sowohl Chinas Schritt in Sachen Kohle als auch US-Präsident Joe Bidens Versprechen, mit dem US-Kongress zusammenarbeiten zu wollen, um die Mittel zur Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Bewältigung des Klimawandels bis 2024 auf 11,4 Milliarden Dollar pro Jahr zu verdoppeln.

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