Chinesisches Handelsministerium: „Handelskrieg sollte mit der Aufhebung der Zölle enden“ – Kann Trump sich das erlauben?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach der imposanten Rally am Aktienmarkt in den vergangenen Wochen sind die Anleger am Donnerstag weiter vorsichtig geblieben. Ohne klare Fortschritte in den Handelsgesprächen und angesichts der Drohung von US-Präsident Trump die Strafzölle gegen China womöglich weiter anzuheben, werden Risiken eher gemieden.

Der Dax verlor gegen Mittag 0,25 Prozent auf 13.197,10 Punkte, nachdem er bereits am Vortag leicht nachgegeben hatte. Noch am Dienstag hatte der Leitindex bei 13.308 Punkten einen weiteren Höchststand seit Januar 2018 erreicht und ist seit dem Zwischentief Anfang Oktober inzwischen um mehr als zehn Prozent nach oben gesprintet. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Donnerstag um 0,14 Prozent abwärts auf 27.047,09 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,09 Prozent. Die US-Indizes bewegen sich derweil auf der Stelle. Der Dow liegt mit minus 0,09 Prozent bei 27.751 Punkten und der S&P 500 mit minus 0,08 Prozent bei 3091 Punkten.

Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sieht aktuell eine Mischung aus Unwägbarkeiten und kaum berechenbaren Risiken. Das sorge dafür, dass etliche Investoren vorerst am Spielfeldrand warten. So verwies er darauf, dass die deutsche Wirtschaft aus technischer Sicht knapp an einer Rezession vorbeigeschlittert ist und auch auf den fortdauernden Handelsstreit der beiden weltgrößten Volkswirtschaften. „Der Dax dürfte vorerst in einer Handelsspanne zwischen 13.200 und 13.300 Punkten verharren, was auf Jahressicht aber eine durchaus hinnehmbare Entwicklung ist.“

Wie sieht es denn nun aus im Handelsstreit?

China fordert die USA nach wie vor auf, die Zölle im Rahmen eines „Phase 1“ -Abkommens zurückzusetzen, während Trump vor zwei Tagen wiederum angekündigt hatte, man stünde kurz vor einem Deal, im Zweifel würden die USA die Zölle jedoch drastisch erhöhen, sollte man sich nicht einigen.

„Der Handelskrieg begann mit dem Hinzufügen von Zöllen und sollte durch die Aufhebung dieser zusätzlichen Zölle beendet werden. Dies ist eine wichtige Bedingung für beide Seiten, um eine Einigung zu erzielen “, sagte Gao Feng, Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, auf einer wöchentlichen Pressekonferenz am Donnerstag. „Wenn beide Seiten ein Abkommen der ersten Phase erreichen, wird das Ausmaß der Zollrücknahme die Bedeutung des Abkommens der ersten Phase voll und ganz widerspiegeln“, sagte Gao und betonte, dass beide Seiten weiterhin intensiv an einer Lösung arbeiten. Larry Kudlow, Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, teilte dem Nachrichtendienst CNBC am Dienstag mit, dass es keine Tarifanpassungen geben werde, bis ein Handelsabkommen mit China zustande gekommen sei.

Es bleibt also weiter eine Zwickmühle, die wohl letzten Endes dadurch ausgelöst worden ist, dass Trump im Zuge des „National Farmers Day“ unbedingt einen Sieg verkünden wollte und bereits vorschnell hatte verlauten lassen, dass man sich auf einen Phase 1 Zwischen-Deal geeinigt hatte. In der Kommunikation des Präsidenten hatte es sich zunächst so angehört, als sei der Deal bereits unter Dach und Fach, bis dann erste Dementi aus chinesischen Medien kamen. Damit hat Trump sich automatisch unter Zugzwang gesetzt, da er nun mehr in der Bringschuld ist, etwas Greifbares auf den Tisch zu legen. Die chinesische Regierung wiederum weiß das und hat ebenfalls ihre Forderungen bekräftigt, dass die Zölle vor einer Einigung gesenkt werden sollen.

Trump muss liefern, haben die Chinesen mehr Spielraum?

Trump hat zudem den Druck im Nacken, dass die Wirtschaft und die Aktienmärkte mittlerweile extrem stark an der weiteren Entwicklung der Handelsgespräche hängen, die FED-Zinssenkungen sind bereits verarbeitet und haben ihren Teil zu den Rekordhochs an den US-Märkten beigetragen, weitere wird es wohl bis zur Wahl nicht geben. Auch die Angst vor einer Rezession aus anderen Gründen ist vorerst abgeflaut. Wenn Trump eine weiter boomende Wirtschaft will, muss er im Handelsstreit bald etwas erreichen. Die chinesische Wirtschaftszone leidet ebenfalls, doch dort ist die genaue Lage der Unternehmen wesentlich intransparenter, sodass eine genaue Einschätzung schwierig bleibt, und auf politischer Ebene haben die Entscheider wesentlich mehr Gestaltungsspielraum – eine demokratische Wahl, bei der er eventuell nicht wiedergewählt werden könnte, steht nicht wirklich auf der Sorgenliste von Xi Jinping.

Auf dem Papier ist die US-Regierung bei der Zoll-Senkung also im Nachteil. Die Trump-Regierung hat Zölle auf chinesische Waren im Wert von über 500 Milliarden US-Dollar erhoben, während Peking Zölle auf amerikanische Waren im Wert von rund 110 Milliarden US-Dollar erhoben hat. Die US-Zölle haben damit wesentlich mehr Hebelkraft auf die chinesische Wirtschaft als andersherum und eine Senkung dieser würde wiederum den Chinesen mehr bringen, als der US-Wirtschaft. Es wäre im Endeffekt wie ein Kleinbeigeben der USA, wenn man die Zölle vor einer Einigung, in der weitere handfeste Fortschritte für die US-Wirtschaft enthalten sind, senken würde.

Alexander Mayer mit Material von dpa-AFX

Titelfoto: Tomasz Makowski / Shutterstock.com

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