Coinbase: Gerüchte um geplanten Börsengang – Bahnt sich bald das erste Mega-IPO aus dem Krypto-Sektor an?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Während die bekannteste Kryptowährung Bitcoin sich weiterhin nicht wirklich aus dem Seitwärtsgang befreien kann, hat sich in den letzten Wochen einiges innerhalb des Krypto-Sektors getan. Mehrere „Altcoins“, sogenannte alternative Coins und Token neben Bitcoin, haben in letzter Zeit massive Preissteigerungen erfahren. Vor allem der Sektor „Decentralised Finance“ erfährt momentan einen Hype, der nicht nur die Kryptowährung Ethereum antreibt, die eine der größten Infrastrukturen für diese Art von Finanztransaktionen anbietet, sondern auch vielen kleineren Projekten großen Auftrieb gegeben hat. Tokens von Projekten wie Compound, Balancer, Aave oder auch Kyber Network konnten in den letzten Wochen zweistellige Prozentgewinne ihrer Kurse verzeichnen.

Neben den Entwicklungen innerhalb des Blockchain-Universums gibt es jedoch auch spannende Neuigkeiten in Bezug auf die Börse, denn wie nun Reuters unter Berufung auf einige mit der Sache vertraute Personen berichtet hat, plant Coinbase, eine der größten Kryptobörsen weltweit, den Gang aufs Parkett.

Coinbase – Das erste „Crypto-Unicorn“

Coinbase ist einer der ältesten und größten Kryptohandelsplätze weltweit und wurde im Jahr 2012 in den USA gegründet. Entstanden ist die Idee im Zuge eines Wettbewerbs von Y Combinator, einem amerikanischen Startup-Inkubator, aus dem beispielsweise auch die Plattform Reddit oder AirBNB hervorgegangen sind. Die beiden Coinbase-Gründer Brian Armstrong und Fred Ehrsam waren vorher als Entwickler bei AirBNB, bzw. als Devisenhändler bei Goldman Sachs tätig.

Im Jahr 2015 erhielt das Unternehmen als erste Kryptobörse überhaupt eine staatliche Zulassung durch US-Behörden, um in etwa der Hälfte aller US-Bundesstaaten eine Handelsplattform für Kryptowährungen zu betreiben. 2017 wurde der Wert der Firma mit 1,6 Milliarden angegeben und hat Coinbase zum ersten „Unicorn“ aus dem Cryptospace gemacht. Auf Basis der jüngsten Finanzierungsrunde von 2018 liegt der Wert von Coinbase nun bei mehr als acht Milliarden Dollar. Zu den Eignern gehören mittlerweile die New York Stock Exchange, die spanische Bank BBVA und der Chef des US-Instituts Citigroup, Vikram Randit.

Was macht Coinbase?

Coinbase ist eines der größten „Fiat-Gateways“ in den Krypto-Sektor, das heißt, dass man auf dieser Plattform Kryptowährungen wie beispielsweise Bitcoin zu einem vom Markt festgelegten Preis gegen staatliche Währungen wie Euro oder Dollar eintauschen kann. Coinbase bietet mit Dollar, Euro und britischem Pfund drei verschiedene Fiat-Gateways an. Kryptowährungen, die man auf Coinbase erwerben kann sind unter anderem Bitcoin, Ethereum, Litecoin, Dash, EOS, aber auch Stablecoins wie USDC, die mit dem US-Dollar gedeckt sind.

Neben dem reinen Handelsplatz bietet Coinbase zudem weitere Features wie Wallets zur Aufbewahrung von Kryptowährungen an, aber mit dem Coinbase Custody Service auch eine Produktpalette, die sich speziell an institutionelle Kunden richtet. So bietet Coinbase Custody Lösungen für die Verwahrung von Kryptowährungen an, die für viele institutionelle Investoren eine Herausforderung darstellt, da die Sicherheits- und Handhabungsmaßnahmen sich sehr vom Umgang mit traditionellem Geld unterscheiden.

Coinbase hat derzeit nach eigenen Angaben über 35 Millionen Kunden, die meisten davon wahrscheinlich in den USA. Da das Unternehmen bisher nicht an der Börse gelistet ist, besteht keine Veröffentlichungspflicht der Umsätze oder genauen Kundenzahlen.

Wann soll der Börsengang erfolgen?

Das Debüt sei noch in diesem oder Anfang des kommenden Jahres geplant, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Einen offiziellen Antrag bei der US-Aufsicht SEC hat das Unternehmen zwar noch nicht gestellt, ist aber bereits auf der Suche nach begleitenden Investmentbanken und Anwaltskanzleien.

Zudem gibt es eine weitere Besonderheit: Das Unternehmen strebt demnach keinen klassischen Börsengang, sondern eine Notierungsaufnahme an, sagten die Insider weiter. Bei Letzterem gibt ein Unternehmen keine neuen Aktien aus und die Altaktionäre sind nicht an Haltefristen gebunden. Somit ermöglicht eine direkte Notierung, die eigenen Anteile öffentlich handeln zu können, ohne sie dabei über eine Neuemission verwässern zu müssen. Direkte Listings sind in den letzten Jahren als Konzept immer beliebter geworden, da private Unternehmen weniger von IPOs als Fundraising-Mechanismus abhängig sind. Prominente Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit sind Slack, oder auch Spotify.

Das Profil von Coinbase passt gut in diese Form des Börsengangs, da das Unternehmen durch Finanzierungsrunden eine Menge Kapital besitzt und hoch bewertet ist. Die genauen Zahlen sind zwar nicht bekannt, jedoch geht man davon aus, dass das Unternehmen hoch profitabel ist. Laut mehreren Medienberichten lag der Umsatz im bisherigen Krypto-Rekordjahr 2017 bei über einer Milliarde Dollar. Unabhängig von der letztendlichen Art des Börsengangs wird das Prozedere vorab in dieser Hinsicht mehr Klarheit bringen, da das Unternehmen bei der Prospekteinreichung an die Börsenaufsicht einige Zahlen offen legen muss. Es dürfte interessant sein zu sehen, wie das Unternehmen vor allem im letzten Hype-Zyklus Ende 2017, aber auch in dem langen Bärenmarkt danach, performt hat.

Was würde ein IPO für den Krypto-Sektor bedeuten?

Eine Börsennotierung wäre ein Meilenstein auf dem Weg zu einer breiten Akzeptanz von Kryptowährungen als Anlageklasse. Diese wurden nach der Finanzkrise von 2008 entwickelt, um unabhängig von Banken in sekundenschnelle Gelder über das Internet zu versenden. Zudem hat beispielsweise Bitcoin einen deflationären Charakter und kann, anders als staatliche Währungen, nicht in beliebiger Menge gedruckt werden. Ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückten sie 2017, als der Kurs der ältesten und wichtigsten Kryptowährung Bitcoin binnen eines Jahres um 2000 Prozent auf zeitweise etwa 20.000 Dollar stieg.

Der Gang aufs Parkett würde zudem mit Sicherheit für ein erhöhtes Interesse einiger Analysten sorgen und mit einer genaueren Betrachtung des kompletten Sektors hinter Coinbase einhergehen. Investoren, die sich für den Krypto-Sektor interessieren, denen jedoch ein direktes Engagement zu kompliziert ist, könnten über eine Beteiligung an Coinbase indirekt am weiteren Wachstum der Branche und des gesamten Ökosystems teilhaben.

Das Unternehmen selbst wollte sich zu den Börsenplänen nicht äußern. Die SEC war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. Ein weiteres Indiz für ein Bestreben in dieser Richtung ist jedoch die Tatsache, dass das Unternehmen mit Paul Grewal, ehemaliger US-Richter in Kalifornien und stellvertretender General Counsel für Facebook, Personal an Bord geholt hat, das sich mit Rechts-Themen gut auskennt. In einer Ankündigung vom 8. Juli im Coinbase-Blog  hieß es, dass die Rekrutierung von Grewal dazu beitragen werde, „den Weg für die nächste Phase des Krypto-Bewusstseins und der Krypto-Einführung zu ebnen“. Der neue Chief Legal Officer wird auch das Rechtsteam als Coinbase-Partner mit den Aufsichtsbehörden für Finanzdienstleistungen leiten und neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln und veröffentlichen.

Laut Coinbase hat Grewal in seinen fünf Jahren als Richter mehr als tausend Fälle überwacht und in Apple gegen Samsung und Oracle gegen Google, zwei zentralen Rechtsfällen im Bereich Technologie, „eine bedeutende Rolle gespielt“.

Von Alexander Mayer mit Material von Reuters

Titelfoto: dennizn / Shutterstock.com

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