Commerzbank: Gewinneinbruch in Q1 ++ Wirecard: Prognose überraschend erhöht ++ Iran: Teilweiser Ausstieg aus Atomabkommen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Am Mittwoch liegt der Interessen-Fokus vor allem auf den Zahlen der beiden deutschen Bankhäuser Wirecard und Commerzbank, die ihre Zahlen vorgelegt haben. Vor allem der Dax-Neuling konnte die Analysten überraschen. Auf weltwirtschaftlicher Ebene sorgen die April-Exportdaten Chinas für Zündstoff, sind sie doch überraschend stark gefallen. Das könnte den Druck auf China in dem erneut eskalierten Handelskonflikt mit den USA erhöhen. Zu einem der Hauptakteure in diesem Streit sind jetzt auch weitere Details über Milliardenverluste in der Vergangenheit bekannt geworden. Die „New York Times“ hat Trumps Finanzen in einem Bericht weiter durchleuchtet. Zudem hat der Iran angekündigt, teilweise aus dem Atomabkommen auszusteigen.

Chinas Exporte sind im April überraschend stark gefallen

Vor dem Hintergrund des Handelskrieges mit den USA sind die chinesischen Exporte im April überraschend stark gefallen. Wie der Zoll am Mittwoch in Peking berichtete, gingen die Ausfuhren in US-Dollar gerechnet um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Der Rückgang lag deutlich unter den Erwartungen von Experten, die nach dem starken Anstieg der Exporte im März um 14,2 Prozent auch im April mit einem Zuwachs um rund drei Prozent gerechnet hatten.

Der Handel mit den USA ging insgesamt um 15,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Die chinesischen Ausfuhren in die USA fielen um 9,7 Prozent, während die Importe aus den USA sogar um 30,4 Prozent absackten. Beide Seiten überziehen sich seit Monaten gegenseitig mit Sonderzöllen, während Verhandlungen über ein Ende des Handelskrieges laufen.

Die Börsen Chinas notierten zuletzt weiterhin im Minus. Nach einem starken Lauf seit Jahresanfang hatten neue Zollandrohungen von U-Präsident Donald Trump in der laufenden Woche belastet.

Aus Unzufriedenheit über die chinesische Verhandlungsführung will Trump die zusätzlichen Zölle auf Einfuhren aus China im Wert von 200 Milliarden US-Dollar von diesem Freitag an von 10 auf 25 Prozent erhöhen. Auch droht er mit einer baldigen Ausweitung der Sonderzölle auf alle Importe aus China in einem Volumen von mehr als 500 Milliarden US-Dollar. Beide Seiten kommen am Donnerstag und Freitag in Washington zu neuen Gesprächen zusammen.

Auch Chinas Importe entwickelten sich anders als von den Analysten erwartet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat legten die Einfuhren um vier Prozent zu, obwohl mit einem Rückgang wie im Vormonat gerechnet worden war.

Iran steigt teilweise aus Atomabkommen aus

Am Mittwochmorgen gab der iranische Präsident Hassan Ruhani einen Teilausstieg aus dem Abkommen über das Atomprogramm seines Landes bekannt. Der Schritt folgt auf erheblichen politischen und wirtschaftlichen Druck seitens der USA. Die Vereinigten Staaten waren vor einem Jahr aus dem Atomabkommen ausgestiegen. Iran ist einer der größeren Produzenten im Rohölkartell Opec. Die Ölpreise sind am Mittwoch im frühen Handel leicht gestiegen. Eine starke Preisreaktion auf den teilweisen Ausstieg Irans aus dem Atomabkommen gab es zunächst nicht.

NYT: Trump machte in den 80ern und 90ern wohl Milliardenverlust

Donald Trump hat einem Medienbericht zufolge in den 1980er und 1990er Jahren Verluste von mehr als einer Milliarde Dollar gemacht. Der heutige US-Präsident habe von 1985 bis 1994 rund 1,17 Milliarden Dollar (1,04 Mrd Euro) verloren, berichtete die „New York Times“ am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf Trumps Steuerunterlagen. Demnach befanden sich seine Unternehmen in einem weitaus schlechteren Zustand als bisher bekannt. In acht dieser zehn Jahre habe Trump angeblich keine Einkommensteuer gezahlt.

Auf Anfrage des Blattes hatte Trumps Anwalt Charles Harder angegeben, dass die Steuerinformationen über den Präsidenten „nachweislich falsch“ seien. Die Angaben über dessen 30 Jahre alte Steuererklärungen seien „höchst ungenau“, hieß es demnach weiter.

Das wahre Ausmaß von Trumps Vermögen hat in den USA wiederholt für Schlagzeilen gesorgt, nicht zuletzt weil dieser gern mit seinem Reichtum prahlt. Während des Präsidentschaftswahlkampfs 2016 hatte der Republikaner – anders als andere Kandidaten – seine Steuererklärungen nicht veröffentlicht. Die „New York Times“ hatte bereits im vergangenen Jahr Trumps Finanzen und die Herkunft seines Reichtums unter die Lupe genommen.

Commerzbank startet mit Gewinneinbruch ins Jahr

Knapp zwei Wochen nach der Absage einer möglichen Fusion mit der Deutschen Bank hat die Commerzbank an diesem Mittwoch ihre Zahlen für das erste Quartal vorgelegt. Nach Angaben von Commerzbank-Chef Martin Zielke ist das teilverstaatlichte Institut im Geschäft mit neuen Kunden „gut vorankommen“. Das Privatkundengeschäft habe „seine sehr positive Entwicklung fortgesetzt“ und auch im Firmenkundengeschäft sehe die Commerzbank Fortschritte, hatte Zielke in einem Interview gesagt.

Unter dem Strich verdiente das zweitgrößte deutsche Geldhaus im ersten Quartal 120 Millionen Euro und damit 54 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie es in Frankfurt mitteilte. Gesunkene Verwaltungskosten konnten den Ertragsrückgang nur teilweise ausgleichen. Dennoch schnitt das Institut etwas besser ab als von Analysten im Schnittt erwartet. Derweil gelang es der Bank, in Deutschland unter dem Strich 123.000 neue Kunden zu gewinnen.

„Durch Wachstum stärken wir unsere Ertragsbasis und wirken den niedrigen Zinsen und dem Margenverfall entgegen“, sagte Zielke. Die bereinigten Erträge sollen in diesem Jahr weiterhin zulegen. Zudem will er die Kostenbasis im laufenden Jahr wie geplant unter die Marke von 6,8 Milliarden Euro drücken.

Im ersten Quartal 2018 hatte die Commerzbank dank einer niedrigeren Steuerlast einen Gewinnrückgang vermeiden können und mit 250 Millionen Euro sogar einen um neun Prozent gesteigerten Überschuss ausgewiesen.

Das Umfeld für die Finanzbranche bleibt schwierig: Das anhaltende Zinstief und steigende Regulierungskosten belastet Banken, der Wettbewerb um Kunden ist gerade in Deutschland hart. Die Vorstände von Deutscher Bank und Commerzbank kamen Ende April dennoch zu dem Schluss, dass ein Zusammenschluss der beiden Konzerne am Ende mehr Risiken geborgen als Chancen eröffnet hätte. Zielke betonte im Anschluss, die Commerzbank sei „alleine stark genug“.

Wirecard erhöht überraschend Gewinnprognose

Das rasante Wachstum im eigenen Haus stimmt den Dax-Neuling für das Gesamtjahr beim Gewinn zuversichtlicher. Das wegen Bilanzierungsproblemen unter Druck stehende Management um Vorstandschef Markus Braun schraubt nach einem starken ersten Quartal die Erwartung an das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in diesem Jahr auf 760 bis 810 Millionen Euro hoch, wie das Unternehmen am Mittwoch in Aschheim bei München mitteilte. Vorher standen 740 bis 800 Millionen Euro im Plan. Analysten rechneten zuletzt mit rund 764 Millionen Euro operativem Gewinn pro Jahr, hatten aber zu diesem Zeitpunkt mehrheitlich noch keinen erhöhten Ausblick erwartet.

Im ersten Quartal kletterte der Umsatz von Wirecard im Jahresvergleich um knapp 35 Prozent auf 566,7 Millionen Euro, das operative Ergebnis sogar fast 41 Prozent auf 158 Millionen Euro. Das war jeweils etwas mehr als an der Börse erwartet. Wirecard profitiert vom ungebrochenen Trend hin zu elektronischen Zahlungen vor allem beim Onlineshopping. Das Transaktionsvolumen auf der eigenen Zahlungsplattform wuchs um gut 37 Prozent auf 36,7 Milliarden Euro – hiervon behält Wirecard einen gewissen Anteil an Gebühren ein. Unter dem Strich stieg der Nettogewinn um die Hälfte auf 106,3 Millionen Euro.

Kurz und knapp:

Fraport – Gewinnsprung: Die starke Nachfrage nach Flugreisen hat dem Frankfurter Flughafenbetreiber im ersten Quartal zu einem Gewinnsprung verholfen. In den ersten drei Monaten 2019 verdiente Fraport unter dem Strich 30,5 Millionen Euro und damit fast ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Der operative Gewinn (Ebitda) des Flughafenkonzerns legte derweil um rund 15 Prozent auf 200,6 Millionen Euro zu. Der Umsatz wuchs im Jahresvergleich um 18 Prozent auf knapp 804 Millionen Euro. Dabei schnitt Fraport durchweg besser ab als von Analysten erwartet.

Osram – besser als erwartet: Der Lichtkonzern hat im zweiten Quartal nicht ganz so schlecht abgeschnitten wie befürchtet. Der Umsatz sei im zweiten Vierteljahr des laufenden Geschäftsjahres (30. September) im Vergleich zum Vorjahr um rund acht Prozent auf 862 Millionen Euro gefallen, teilte Unternehmen am Mittwoch in München mit. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei um 56 Prozent auf 70 Millionen Euro gesunken. Damit fielen beide Kennziffern besser aus, als Experten nach der Ende März gekappten Prognose erwartet hatten.

Deutsche Börse – Hauptversammlung: Nach einem schwungvollen Start ins Jahr will die Deutsche Börse sich der Zustimmung ihrer Aktionäre versichern. Für diesen Mittwoch (10.00 Uhr) hat der Konzern die Anteilseigner zur Hauptversammlung nach Frankfurt eingeladen. Auf der Tagesordnung des Aktionärstreffens steht die Abstimmung über eine kräftige Erhöhung der Dividende: Für das Geschäftsjahr 2018 soll es 2,70 je Aktie geben. Außerdem gibt es Wahlen zum Aufsichtsrat. An der Spitze des Kontrollgremiums sind die Weichen für einen Neuanfang gestellt: Aufsichtsratschef Joachim Faber wird sein Amt mit Ablauf der Hauptversammlung 2020 niederlegen.

Siemens – Robuste Auftragslage: Der Technologiekonzern hat im zweiten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis der Industriegeschäfte sei um sieben Prozent auf 2,4 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in München mit. Analysten hatten mit einer Stagnation gerechnet.  Den stärksten Beitrag lieferte die Sparte Digitale Fabrik, auch wenn deren Ergebnisse zurückgingen. Dicht dahinter folgte die Tochter Siemens Healthineers , die ihre Gewinne steigern konnte. Bessere Ergebnisse lieferte auch der Bereich Power and Gas mit dem kriselnden Kraftwerksgeschäft. Robust zeigte sich weiter die Auftragslage. Der Auftragseingang nahm um sechs Prozent 23,6 Milliarden Euro zu, auch dank mehrere Großprojekte der Bahntechniksparte. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf 20,9 Milliarden Euro. Die Jahresprognose bekräftigte der Konzern.  Das Unternehmen will zudem am Mittwoch mehr Details über die zukünftige Konzernstruktur vorstellen.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: volzformat/shutterstock.com

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