Commerzbank: Wie geht es jetzt weiter? – Aktie steht und fällt mit der Übernahmefantasie

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach der geplatzten Fusion mit der Deutschen Bank ranken viele Gerüchte um neue Interessenten für das zweitgrößte Geldhaus des Landes. Während Medien und Anleger nur mit Informationen von „mit der Sache vertrauten Personen“ versorgt werden, bekommt der Aufsichtsrat wohl bald Neuigkeiten aus erster Hand serviert. Laut einem Bericht des Handelsblattes soll es am 21. Mai, einen Tag vor der Hauptversammlung, eine Sondersitzung des Aufsichtsrats geben. Dabei soll der Vorstand ausführlich darlegen, warum er die Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank beendet habe und welche strategischen Pläne er nun verfolge, schreibt die Wirtschaftszeitung unter Berufung auf eben diese „mit dem Thema vertrauten Personen.“ Eine Bestätigung der Sitzung seitens der Commerzbank gibt es allerdings nicht.

Was könnte der Martin Zielke sagen?

Die „mit der Sache vertrauten Personen“, die auch gerne als „Insider“ zitiert werden, berichten von einem angeblichen Interesse der italienischen UniCredit und der niederländischen ING. Beide Seiten haben sich aber noch nicht offiziell zu ihrem angeblichen Übernahmeplänen geäußert. Die Italiener haben in den vergangenen Tagen nur offiziell dementiert J.P. Morgan und Lazard ein Mandat zur Beratung einer Übernahme der Commerzbank erteilt zu haben. Ein generelles Interesse an der Nummer 2 in Deutschland hat die UniCredit aber nicht ausgeschlossen. Daher darf fröhlich weiterspekuliert werden, was am Hauptsitz in Mailand geplant wird.

Die ING lässt sich ebenfalls nicht in die Karten schauen. Auf die heutige Forderung der niederländischen Anlegergemeinschaft VEB, die ING solle sich dazu äußern, ob die Bank an einer Übernahme des deutschen Rivalen interessiert sei, folgte eine trockene Antwort. Ein ING-Sprecher sagte, ähnliche Forderungen wie die der VEB seien auch schon bei der jüngsten Hauptversammlung aufgekommen. Zu den Antworten des Vorstands damals sei nichts hinzuzufügen.

ING-Chef Ralph Hamers hatte den Aktionären auf der HV gesagt, dass das Institut einen Zukauf im Ausland unter bestimmten Umständen in Erwägung ziehe - beispielsweise, wenn es in einem der ING-Märkte zu Konsolidierungen käme. Deutschland ist nach den Niederlanden der zweitgrößte Markt für ING. Ein klares Dementi sieht ebenfalls anders aus, also darf die ING weiterhin als Interessent gehandelt werden.

Vielleicht hat Martin Zielke einen besseren Einblick in die Lage und kann dem Aufsichtsrat detailliertere Angaben machen. Damit muss sich wenigstens das Kontrollgremium nicht auf Informationen „von mit der Sache vertrauten Personen“ stützen.

Wer ist der bessere Partner für die Commerzbank

Das Szenario ist eigentlich ganz schnell durchgespielt und kommt wohl unterm Strich zu dem Ergebnis, dass die Niederländer zumindest für die Belegschaft die bessere Wahl wären. Die ING hat keine eigenen Filialen in Deutschland und würde daher wohl einen Großteil der Belegschaft übernehmen. Bei der UniCredit würde die Sache wohl anders aussehen. Als Beispiel für eine Übernahme der Commerzbank könnten die Übernahme der HypoVereinsbank aus dem Jahre 2005 dienen. Hier haben die Italiener die Hälfte aller Geschäftsstellen in Deutschland geschlossen, ordentlich Beteiligungen abgebaut und haben mit dem eisernen Besen durch die Belegschaft gekehrt. Ein ähnliches Szenario, dass der Gewerkschaft schon bei den Fusionsgesprächen mit Deutschen Bank nicht geschmeckt hat. Da wundert es auch nicht, dass Verdi erbitterten Widerstand angekündigt hat: „Bevor wir mit den Italienern fusionieren, würde sehr viel Blut fließen,“ so Commerzbank-Aufsichtsratsmitglied Stefan Wittmann Anfang der Woche in Berlin.

Aktie bleibt ein heißes Eisen

Solange die Spekulationen rund um die beiden Interessenten nicht abreißen, dürfte die Aktie davon profitieren. Sollten allerdings sowohl die Italiener als auch die Niederländer offiziell abwinken, dann dürfte das Wertpapier schweren Zeiten entgegensteuern. Die Enttäuschung darüber dürfte sich ganz schnell im Kurs widerspiegeln.

Von Markus Weingran

Bild: volzformat/shutterstock.com

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