CompuGroup-Aktie: MDAX-Neuling und führendes eHealth-Unternehmen

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2018 erreichte das Risikofinanzierungsvolumen von eHealth-Unternehmen mit 9,5 Mr. US-Dollar einen Rekordwert. Mit CompuGroup Medical steigt nun ein bereits etablierter eHealth-Spieler aus Deutschland in den MDAX auf. Ein guter Zeitpunkt, um herauszufinden, wie CompuGroup sein Geld verdient. Das ist auf den ersten Blick nämlich gar nicht so einfach. In weniger als fünf Minuten wirst du es aber verstehen. Versprochen!

Wer so lange nicht warten möchte, dem hilft vielleicht bereits ein Zitat aus dem Geschäftsbericht des Unternehmens:

Niemand soll leiden oder gar sterben, weil irgendwann, irgendwo einmal eine medizinische Information gefehlt hat. Dafür steht die CompuGroup Medical SE, daran arbeiten ca. 5.000 Mitarbeiter an 19 Standorten weltweit.

Nun aber genug der großen Worte und rein in die Untiefen der Geschäftssegmente, die dieses Versprechen in die Realität umsetzen sollen.

Das wichtigste Segment: Software für niedergelassene Ärzte

CompuGroup selbst nennt dieses Segment Ambulatory Information System (kurz AIS). Kernstück dieses Bereichs ist eine Software für das Management von Arzt- und Zahnarztpraxen. Auch die gesetzlich vorgeschriebene Einführung einer Telematikinfrastruktur zum sicheren Austausch von Gesundheitsdaten fällt in dieses Geschäftssegment. Kernstück dieser Infrastruktur ist ein sogenannter Konnektor. Eine kleine Box, vergleichbar mit einem herkömmlichen Internetrouter, über den künftig die Kommunikation von Gesundheitsdaten erfolgen soll.

Durch diese gesetzliche Vorschrift flatterte der CompuGroup im letzten Jahr eine ordentliche Sonderkonjunktur ins Haus. Alleine im zweiten Quartel 2018 - auf diesen Zeitraum entfiel der Großteil der 42.000 Konnektoren, die CompuGroup im letzten Jahr ausgeliefert hat - lag der einmalige Umsatz hier bei knapp 26 Mio. Euro.

Für das Jahr 2019 liegt der erwartete Segmentumsatz bei 447 bis 471 Mio. Euro. Ein Großteil davon stammt aus wiederkehrenden Umsätzen aus der Softwarepflege, die im zweiten Quartal für stolze 64 % der Umsätze verantwortlich waren.

Software für Apotheken

Im Segment Pharmacy Information System (kurz PCS) werden Softwarelösungen zur Administration und Abrechnung von Apotheken angeboten. Auch hier entfallen über 60 % der 115 bis 117 Mio. Euro anvisierte Jahresumsätze für 2019 auf wiederkehrende Umsatzquellen.

Und noch etwas wiederholt sich hier. Denn auch Apotheken sind zum Aufbau der Telematikinfrastruktur verpflichtet. Der Konnektor-Rollout soll bei dieser Kundengruppe frühestens zum Ende des aktuellen Jahres, spätestens aber zu Beginn des Jahres 2020 losgehen. Auch hier könnte CompuGroup von einer einmaligen Sonderkonjunktur profitieren. Langfristig sollte es natürlich das Ziel sein, über die dann vorhandene Kommunikationsinfrastruktur neue Services anbieten zu können.

Software für Krankenhäuser

Natürlich hat CompuGroup auch für Krankenhäuser Softwarelösungen parat, die im Segment Hospital Information System (kurz HIS) gebündelt werden. Der Kundenkreis umfasst dabei Akutkrankenhäuser, Rehabilitationszentren, soziale Einrichtungen, Krankenhausnetzwerke und regionale Pflegestationen. Die Softwarelösungen unterstützen bei der Patientenverwaltung, der Einsatzplanung, der medizinischen Dokumentation sowie bei der Rechnungsstellung.

Für das Jahr 2019 erwartet das CompuGroup-Management Umsatzerlöse in einer Größenordnung von 113 bis 115 Mio. Euro. Das würde einem organischen Wachstum von bis zu 13 % im Jahresvergleich entsprechen. Grund für diesen Umsatzsprung ist der größte Einzelauftrag der Unternehmensgeschichte. Im Mai 2019 entschied sich das österreichische Bundesland Niederösterreich für CompuCroup als Dienstleister für die Landeskliniken. Der Klinikverbund umfasst 19 Kliniken mit rund 7.667 Betten, 3.763 Ärzten, 10.683 Pflegekräften und 350.000 Patienten pro Jahr. Die Vertragslaufzeit beträgt mehr als zehn Jahre und das Vertragsvolumen über die gesamte Laufzeit mehr als 100 Mio. Euro.

Das kleinste Segment: Ein Sammelsurium

Im kleinsten Geschäftssegment sammelt CompuGroup gefühlt alles, was in die anderen Segmente nicht hineinpasst, und nennt dies dann Health Connectivity Services (kurz HCS). In dieses Körbchen fallen alle Geschäfte, die mit Kundengruppen gemacht werden, die sich nicht in die oberen drei Kategorien einordnen lassen. Insbesondere also Pharmaunternehmen, Krankenversicherungen, andere IT-Gesundheitsunternehmen und Verbraucher.

Dabei handelt es sich im Wesentlichen um einmalige Geschäfte wie beispielsweise die Zurverfügungstellung von anonymisierten Gesundheitsdaten für klinische Studien und Marktforschungsberichte. Aber auch Lösungen für Gesundheitskarten, Verbraucherportale und mobile Apps für IT-Unternehmen im Gesundheitswesen. Die wiederkehrenden Umsätze belaufen sich daher auf unter 10 %. Für das Jahr 2019 werden hier auch nur Umsatzerlöse in Höhe von 45 bis maximal 47 Mio. Euro erwartet.

Unterm Strich

Ehrlicherweise gefällt mir das Geschäft des MDAX-Neulings außerordentlich gut. Der große Anteil  an wiederkehrenden Umsätzen, die auf langen Vertragslaufzeiten beruhen, sorgt für eine beruhigende Stabilität. Auch wenn ein Großteil der Umsätze auf den deutschen Markt entfallen dürfte, so ist das Unternehmen heute schon mit eigenen Standorten in 19 Ländern aktiv und die Kunden des Unternehmens verteilen sich auf 56 verschiedene Länder. Zudem bin ich davon überzeugt, dass im Gesundheitswesen weltweit noch sehr große Verbesserungspotenziale schlummern, die eHealth-Anbieter wie CompuGroup heben könnten.

Aktuell verzerrt die gesetzlich vorgeschriebene Einführung der Telematik-Infrastruktur in Deutschland die Geschäftsentwicklung. Die spannende Frage ist derzeit also, wie üppig die organischen Wachstumsraten ohne diese Sonderkonjunktur langfristig ausfallen könnten. Um die heutige Marktkapitalisierung von 2,8 Mrd. Euro bei geplanten Umsätzen von 720 bis 750 Mio. Euro zu rechtfertigten, sollten diese aber nicht allzu knapp ausfallen.

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Sven besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019

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