Continental: Standortschließungen möglich ++ USA: Quartalsberichtssaison beginnt ++ Weidmann: Keine Anzeichen für Krise am Aktienmarkt

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Jetzt, da das Kind schon fast in den Brunnen gefallen ist, starten Bemühungen die Lage zu beruhigen. Wochenlang haben fast alle prominenten Stellen davor gewarnt, welche Auswirkungen der Handelsstreit zwischen den USA und China haben kann, das Italien einen inakzeptablen Haushaltsplan vorgestellt habe und die Zinsen die Aktienmärkte belasten. Heute kommt die Kehrtwende.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann haben bei der IWF-Jahrestagung Befürchtungen gedämpft, ein Handelskrieg könnte einschneidende Folgen für die Weltwirtschaft haben.  Auf dem Treffen sei über die Konflikte gesprochen worden, insbesondere über den Streit zwischen den USA und China, sagte Weidmann am Freitag. Mit Blick auf die Auswirkungen auf die aktuelle Wirtschaftsentwicklung sagte er: „An dieser Stelle würde ich etwas entspannter sein im Moment.“

Bundesfinanzminister auch auf einmal entspannt

Scholz sagte, eine Reihe von Anzeichen sorgten für Zuversicht. Dabei nannte er die jüngste Handelsvereinbarung der USA mit Mexiko und Kanada. Auch die Verhandlungen zwischen der EU und den USA liefen „vertrauensvoll und vernünftig“. Allen Teilnehmern der Beratungen in Bali sei bewusst, dass eine weitere Eskalation der mit neuen und höheren Zöllen geführten Handelskonflikte schwerwiegende Folgen für Wachstum und Finanzstabilität haben dürfte. Daher müsse alles getan werden, eine Zuspitzung zu verhindern.

Weidmann: Keine Krise am Aktienmarkt

Die jüngsten Kursrutsche an den Börsen bezeichnete der Chef der deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, „eher als eine Normalisierung“ und nicht als Anzeichen für eine Krise. Deutschland und die Weltwirtschaft seien weiterhin auf Wachstumspfad. Allerdings werde die Konjunktur an Fahrt verlieren. Dabei sprach sich Weidmann für Reformen aus, um die Wirtschaft zu stärken. Das Potenzialwachstum werde in Deutschland aufgrund der demografischen Entwicklung von derzeit etwa anderthalb Prozent auf unter ein Prozent in den 20er Jahren absinken.

Ifo-Chef sieht Italien weiterhin kritisch

Clemens Fuest befürchtet eine Staatspleite Italiens, sollte die Regierung in Rom ihren finanzpolitischen Kurs beibehalten. Der Kurs der aktuellen Regierung führe ins Abseits, schrieb Fuest in einem Gastbeitrag für das „Handelsblatt“. Er werde die wirtschaftliche Lage des Landes weiter verschlechtern. Ohne Kurskorrektur drohten Italien eine Staatspleite und ein wirtschaftlicher Absturz. Die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen waren nach der Ankündigung der Regierung in Rom gestiegen, ihr Haushaltsdefizit im kommenden Jahr auf 2,4 Prozent zu steigern.

Europa solle auf diese Krise mit einer doppelten Strategie antworten, schrieb Fuest: Erstens müsse der Rest der Euro-Zone vor einer italienischen Staatspleite so gut es geht abgeschirmt werden, um nicht erpressbar zu sein. Zweitens solle man auf Rom zugehen: Mehr Solidarität bei der Bewältigung der Flüchtlingsströme wäre nur fair.

Entspannung zwischen USA und Türkei?

Ein Brandherd in der Weltpolitik könnte vielleicht bald gelöscht sein. Die USA und die Türkei haben im Streit um den seit zwei Jahren festgehaltenen US-Pastor Andrew Brunson einem Medienbericht zufolge eine Einigung erzielt. Der US-Sender NBC berichtete am Donnerstag unter Berufung auf hochrangige Regierungsvertreter von einer „geheimen Vereinbarung“, die den Weg für die Rückkehr Brunsons in die USA ebne. Bei der Gerichtsverhandlung an diesem Freitag in der westtürkischen Küstenmetropole Izmir werde demnach erwartet, dass bestimmte Vorwürfe gegen den Geistlichen fallengelassen würden.

Allerings sollen die Verhandlungen angelich schon einmal auf diesem Stand gewesen sein und die Türkei soll in letzter Sekunde davon abgewichen sein. Daher bleibt abzuwarten, ob es wirklich so kommt.

Dax kann auch anders

Der deutsche Leitindex startet heute mit 11.685,22 Punkten in den Handelstag und liegt damit 1,26 Prozent im Plus. Allerdings sollten Anleger die heutige Kursbewegung nicht überbewerten. Zunächst ist es erst einmal eine technische Gegenbewegung nach den starken Kursverlusten der vergangenen Tage. Ob der deutsche Leitindex daraus die Kraft schöpft wieder nach oben zu drehen, ist alles andere als sicher. Obwohl sich jetzt alle Seiten um Schadensbegrenzung bemühen, sind die großen Konflikte, die auf einmal gar nicht so dramatisch sind, noch nicht gelöst.

Die Anleger sind weiterhin stark verunsichert. Kleine Entspannungssignale dürften jetzt nicht mehr ausreichen, um ein Umdenken stattfinden zu lassen. Jetzt müssen Lösungen präsentiert werden, um die Angst aus den Märkten zu nehmen. Sorgen um die Zinsentwicklung, Italiens Haushaltsplan und den Handelsstreit müssen jetzt klar vertrieben werden. Vielleicht sorgt ja der Start der US-Berichtssaison für eine Beruhigung.

US-Banken legen los

Mit J.P. Morgan, Wells Fargo und der Citigroup einige Banken an diesem Freitag eine erste Duftmarke setzen werden. Trumps Steuersenkungen und Zinsanhebungen der amerikanischen Notenbank dürften die Gewinne bei den amerikanischen Finanzinstituten weiter sprudeln lassen. Zudem dürfte er hohe Ölpreis Konzernen aus der Branche ebenfalls klar in die Karten spielen. Die Experten erwarten zum Beispiel das die Unternehmen aus dem S&P 500 im Vergleich zum Vorjahresquartal ihr Gewinne im Durchschnitt um über 20 Prozent steigern.

Kurz & knapp:

Continental: Der Automobilzulieferer schließt als Teil seines Konzernumbaus die Aufgabe von Standorten nicht aus. „Klar ist, dass wir in einigen Bereichen Restrukturierungsmaßnahmen in Betracht ziehen müssen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Elmar Degenhart der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ, Freitagausgabe) einem Vorabbericht zufolge. Es sei denkbar, dass Standorte geschlossen würden. „Wir haben auch in der jüngsten Vergangenheit global schon zu diesem letzten Mittel gegriffen. Ich schließe das auch in der aktuellen Lage nicht grundsätzlich aus.“

Fuchs Petrolub: Auf der Suche nach neuen Akquisitionsmöglichkeiten will sich der Schmierstoffhersteller auch in anderen Teilen der Welt umschauen. „In Afrika gäbe es noch das ein oder andere strategisch wichtige Land für uns“, sagte Vorstandschef Stefan Fuchs in der „Börsen-Zeitung“ (Freitag). Es gebe noch weiße Flecken für das MDax-Unternehmen. „Wir schauen immer nach Kaufgelegenheiten.“ Zugleich betonte Fuchs, dass das Familienunternehmen „nicht anorganisch wachsen“ müsse. „Global sehen wir Wachstum vor allem in Asien und Nordamerika, und da ist es wichtig, in die eigenen Kräfte zu investieren.“

Airbus: Im Wettlauf um kleinere Langstreckenjets will der Flugzeugbauer seinem US-Rivalen Boeing laut einem möglichen Kunden zuvorkommen. Der europäische Flugzeugbauer werde die unter dem Namen A321XLR diskutierte Super-Langstrecken-Variante seines Mittelstreckenjets möglicherweise schon bis zum Jahr 2023 bauen, sagte der Chef der kanadischen Fluggesellschaft Air Transat, Jean-Francois Lemay, im Interview der Nachrichtenagentur Bloomberg in London. Er sei darüber sowohl von Airbus selbst als auch von der Flugzeug-Leasinggesellschaft AerCap informiert worden.

Haier: Der chinesische Hausgeräte-Hersteller Haier will bei seinem Börsengang in Frankfurt bis zu etwa 450 Millionen Euro einsammeln. Ab Montag bis zum 18. Oktober können Anleger die sogenannten D-Aktien zu einem Preis zwischen einem und 1,50 Euro zeichnen, wie Haier am Freitag mitteilte. Angeboten werden inklusive Platzierungsreserve bis zu 304,75 Millionen neue Aktien. Haier ist das erste Unternehmen, das rund drei Jahre nach der Gründung der deutsch-chinesischen Börsenplattform Ceinex in Frankfurt ein Zweitlisting anstrebt. Bislang ist die Haier-Aktie nur in Shanghai notiert.

Von Markus Weingran

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