Daimler: Dividende wird brutal zusammengestrichen ++ Telekom: Hoffnung auf Sprint-Übernahme lässt Aktie frohlocken ++ Metro: Verkauf der Real-Kette kurz vor Abschluss

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Wall Street scheint ihren eigenen Impfstoff gegen das Coronavirus gefunden zu haben: Rekordstände! Sowohl der S&P 500 als auch die Technologiebörse Nasdaq haben neue Höchstkurse am Montag erreicht. Dabei hellt sich die Nachrichtenlage zu der Epidemie weiterhin nicht wirklich auf. Die Horror-Nachrichten reißen nicht ab.

China und das leidige Thema Zahlen

Das es die Volksrepublik manchmal mit seinen Zahlen nicht ganz so genau nimmt ist wohl ein offenes Geheimnis. Allerdings könnte diese „Schönrechnung“ beim Coronavirus auch ganz bitter nach hinten losgehen. Es scheint so, als ob im Reich der Mitte ein Trick angewendet wird, damit die Zahl der Neuinfektionen nicht weiter so rasant ansteigt.

Mit dem Coronavirus infizierte Personen, die aber keine Symptome zeigen, werden von China nachweislich nicht mehr in seiner Statistik der Ansteckungen geführt. Das ging am Dienstag aus neuen Bestimmungen zur Vorbeugung und Kontrolle der nationalen Gesundheitskommission in Peking hervor, die schon am vergangenen Freitag erlassen wurden. Erst wenn Krankheitssymptome aufträten, werde die Person als „infiziert“ geführt, heißt es darin.

Wie viele Infektionen damit gar nicht erst erfasst werden, ist unklar. Generell dürfte die Dunkelziffer nicht registrierter Fälle immens sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte in ihren täglichen Pressekonferenzen zum Virus zuletzt betont, dass rund 80 Prozent der Infektionen einen milden Verlauf nähmen.

Ein Grund, warum die Statistik geändert wurde, wurde nicht genannt. Seit Ende vergangener Woche wächst der täglich verkündete Anstieg der neu nachgewiesenen Ansteckungen mit der Lungenkrankheit nicht mehr so stark wie zuvor. In welchem Ausmaß die neue Art, die Zahlen zu erfassen und zu berichten, dahinter steckt, war zunächst unklar.

Die neue Definition widerspricht den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die als Infizierten jemanden betrachtet, bei dem eine 2019-nCoV-Infektion durch ein Labor bestätigt wurde – „ungeachtet klinischer Zeichen oder Symptome“. Mit dem Coronavirus infizierte Personen können in der Inkubationszeit schon selbst ansteckend sein. Experten gehen in der Regel von bis zu 14 Tagen aus.

Die Zahl erfasster Fälle auf dem chinesischen Festland lag am Dienstag bei rund 42 600. Laut offizieller Statistik sind bisher 1016 Menschen in China an der Lungenkrankheit gestorben.

Dax blendet Coronavirus heute auch aus

Nach zwei Handelstagen im Minus scheint sich der Dax den guten Vorgaben aus Übersee anzuschließen. Der deutsche Leitindex nimmt wieder Kurs auf sein kürzlich erreichtes Allzeithoch und startet mit 13.601,95 Punkten in den Handelstag - ein Plus von 0,80 Prozent.

Daimler: Es liegt einiges im Argen! – Aktie steigt trotzdem

Das es in Stuttgart nicht rund läuft bekommen heute alle Seiten zu spüren. Sowohl die Mitarbeiter als auch die Aktionäre bekommen den verschäften Sparkurs deutlich zu spüren. Zum zweiten Mal in Folge muss der Auto- und Lastwagenbauer einen massiven Gewinneinbruch hinnehmen. Unter dem Strich blieben im vergangenen Jahr nur noch 2,4 Milliarden Euro übrig, wie der Konzern am Dienstag in Stuttgart mitteilte. 2018 war das auf die Aktionäre entfallende Ergebnis noch dreimal so hoch, obwohl es auch damals schon heftig abgesackt war. Zwar konnte Daimler den Umsatz mit 172,7 Milliarden Euro noch leicht ausbauen – auch weil die Kernmarke Mercedes-Benz das Jahr erneut mit einem Absatzrekord abschloss. Ein riesiger Kostenberg frisst aber einen Großteil des Gewinns gleich wieder auf. Im letzten Quartal fuhr Daimler gar einen Verlust ein.

So muss Daimler nicht nur die Investitionen in den Anlauf der Elektroauto-Produktion und in die Entwicklung teurer Zukunftstechnologien schultern. Auch die Rechnung für die Altlasten aus der Dieselaffäre ist im vergangenen Jahr immer länger geworden. Das Ergebnis vor Steuern fiel um 61 Prozent auf 4,33 Milliarden Euro. Vor allem die Sparte mit kleinen Nutzfahrzeugen zog das Ergebnis mit einem Milliardenverlust runter, aber auch bei Mercedes-Benz Pkw brach der operative Gewinn um die Hälfte ein.

Dividende fällt sogar unter einen Euro

Die Aktionäre sollen je Aktie für das abgelaufene Geschäftsjahr nur noch 0,90 Euro Ausschüttung erhalten nach 3,25 Euro das Jahr zuvor. Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn war wegen zahlreicher Sonderkosten für die Dieselaffäre und Problemen bei Produktionsanläufen im vergangenen Jahr um zwei Drittel auf 2,4 Milliarden Euro eingebrochen. Analysten hatten im Schnitt zuvor dennoch mit einer Dividende von deutlich über einem Euro gerechnet.

Prämien gehen auch runter

Die Daimler -Mitarbeiter bekommen wegen des erneuten Gewinneinbruchs des Autobauers eine deutlich geringere Prämie als in den Vorjahren. Die rund 130 000 Tarifbeschäftigten erhalten 2020 nur 597 Euro Ergebnisbeteiligung, wie Daimler am Dienstag mitteilte. Dazu kommt eine einmalige Anerkennungsprämie von bis zu 500 Euro. Im Vorjahr hatte die Prämie noch bei 4965 Euro gelegen.Grundlage für die Ermittlung der Prämie ist eine Berechnungsformel, die den Gewinn vor Zinsen und Steuern und die Umsatzrendite miteinander verknüpft.

Die Anleger scheinen die schlechten Nachrichten allerdings nicht zu stören. Die Aktie startet mit einem Plus von über 2 Prozent in den Handelstag.

Telekom: Sprint-Fusion besteht wohl gerichtliche Prüfung – Aktie 4 Prozent vorne

Die Aussicht auf eine baldige Genehmigung der Fusion der Telekomtochter T-Mobile US mit dem Rivalen Sprint dürfte den Aktien der Bonner am Dienstagmorgen Rückenwind liefern. Für die Aktien von T-Mobile US ging es im nachbörslichen US-Handel bereits um mehr als acht Prozent nach oben.

Zuvor hatten das „Wall Street Journal“ und die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eingeweihte Kreise berichtet, dass der Zusammenschluss der beiden US-Konzerne im wichtigen US-Kartellrechtsprozess bestehen dürfte. Nach einem Zusammenschluss der beiden Mobilfunkkonzerne dürfte sich T-Mobile US weiter gut entwickeln, glaubt Analyst Peter Supino in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Allerdings dürfte die Integration mit hohen Anlaufkosten verbunden sein.

Kurz & knapp: 

Metro: Der Handelskonzern hat sich mit einem Konsortium um den Immobilieninvestor X-Bricks grundsätzlich über den Verkauf seiner angeschlagenen Supermarktkette Real geeinigt. Das teilte Metro am frühen Dienstagmorgen in Düsseldorf mit. Einzelne offene Punkte würden jedoch noch verhandelt. Ein Kaufvertrag sei noch nicht unterschrieben. Die Vereinbarung sieht eine Veräußerung von Real als Ganzes zu einem Unternehmenswert von etwa einer Milliarde Euro vor, wie es in der Mitteilung heißt. Metro erwarte einen Nettomittelzufluss von etwa 300 Millionen Euro und weiterhin mehr als 1,5 Milliarden Euro Nettomittelzuflüsse nach sämtlichen Transaktionskosten aus dem Verkauf von Real und der Veräußerung eines Mehrheitsanteils am chinesischen Geschäft. Außerdem sollen die Servicegesellschaften von Metro für eine Übergangszeit weiterhin Dienstleistungen für Real erbringen. Diese würden allerdings nach und nach reduziert. Die Aktie packt zu Beginn des Tages etwas mehr als 2 Prozent oben drauf.

Delivery Hero: Der Essenslieferdienst will 2020 weiter stark wachsen. Der Umsatz soll im laufenden Jahr um rund 70 Prozent auf 2,4 bis 2,6 Milliarden Euro zulegen. 2019 hatte Delivery Hero 1,46 Milliarden Euro umgesetzt und damit im Rahmen der eigenen Prognose gelegen. Die Erwartungen der Analysten wurden übertroffen. Stark gestiegene Bestellungen verliehen dem Essenslieferdienst auch im vierten Quartal weiteren Schub. Im Gesamtjahr konnte Delivery Hero die Bestellungen um 80 Prozent auf 666 Millionen Stück steigern. Allerdings schreiben die Berliner weiterhin rote Zahlen. Für 2020 wird eine bereinigte Ebitda-Marge zwischen minus 14 und minus 18 Prozent vom Umsatz erwartet. Das Europa-Segment soll 2020 die Gewinnschwelle erreichen.

Heidelberger Druck: Das SDax-Unternehmen hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres seinen Verlust im Vergleich zum Vorjahr ausgeweitet. So liegt der Verlust für den Zeitraum von April bis Dezember 2019 bei minus 10 Millionen Euro, im Vergleich zu minus 2 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der für Investoren wichtige freie Barmittelzufluss lag bei minus 73 Millionen Euro, nach minus 120 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der Konzern hatte die Erwartungen der Investoren an das Gesamtjahr bereits Ende Januar bei Vorlage von Eckdaten gesenkt. Diese Zahlen hat Heideldruck nun bestätigt. So liegt der Umsatz nach neun Monaten bei 1,69 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) lag bei 47 Millionen Euro. Für das volle Geschäftsjahr rechnet der Konzern mit einem Umsatz etwas unter dem Niveau des Vorjahres von rund 2,49 Milliarden Euro, mit einer Ebitda-Marge von 5,5 bis 6 Prozent, einen Spartenverkauf herausgerechnet. Unterm Strich rechnet Heideldruck auch für das Gesamtjahr mit einem Minus.

Von Markus Weingran

Foto: nitpicker / Shutterstock.com

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