Dax: Erholung löst sich abermals in Rauch auf – UBS-Chartexperten sehen steilen Abwärtstrend mit hoher Dynamik

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Versuch einer Stabilisierung am deutschen Aktienmarkt hat am Dienstag ein rasches Ende gefunden. Der Dax, der in den ersten Handelsminuten um fast fünf Prozent gestiegen war, gab diese Gewinne schnell wieder ab. Gut eine Stunde nach Handelsbeginn liegt er bereits wieder mit knapp 1,9 Prozent im Minus bei 8.558 Punkten. Schon in den vergangenen Wochen waren Erholungsversuche zumeist rasch in sich zusammengefallen.

Steiler Abwärtstrend mit hoher Dynamik

Am Montag hatte der Leitindex wegen des neuartigen Coronavirus weitere gut fünf Prozent verloren und war zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit September 2013 eingebrochen. Der Dax befindet sich laut den Chartexperten der UBS im Zuge der Coronavirus-Krise in einem steilen Abwärtstrend mit hoher Dynamik. „Aufwärtskorrekturen sind jederzeit möglich und dürften nach dem langen Kursrutsch auch kräftig ausfallen“, hieß es im Morgenkommentar der Schweizer am Dienstag. Insgesamt rechnen sie aber mit weiter fallenden Kursen. Falle die massive Unterstützung um 8100/8000 Punkten, sei ein Rückgang bis 7500 oder gar 7000 Punkte möglich.

Auch der MDax  gab anfängliche Gewinne rasch wieder ab und verlor zuletzt 1,8 Prozent auf 18873,38 Punkte. Der Index der mittelgroßen Börsentitel war am Vortag erstmals seit fast vier Jahren unter die Marke von 20000 Punkten gefallen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 erholte sich dagegen um 0,9 Prozent.

Analyst Stephen Innes vom Broker Axicorp sprach mit Blick auf die Folgen des neuartigen Coronavirus von einer „weltweiten ökonomischen Krise, in der so ziemlich jede Industrie ohne staatliche Unterstützung extrem unter Druck steht“. Stellvertretend hierfür nannte er die Fluggesellschaften weltweit. Deren Aktien waren zuletzt besonders stark eingebrochen. Lufthansa-Aktien büßten am Dax-Ende weitere 3,3 Prozent ein.

Unter den größten Verlierern im Dax zählten die Papiere von MTU Aero Engines mit einem neuerlichen Verlust von 2,5 Prozent. Wegen des Coronavirus will der Treibwerkhersteller den Bilanzgewinn 2019 nicht ausschütten, sondern in das kommende Geschäftsjahr vortragen.

Volkswagen verloren 1,4 Prozent. Die Wolfsburger wollen die Produktion in zahlreichen Werken wegen der Ausbreitung des Virus vorübergehend aussetzen.

In diesen Tagen gibt es nur ganz wenige Gewinner

Gesucht waren solche Aktien, die Anleger als potenzielle Profiteure der Pandemie des Virus ausmachen. So schnellten Drägerwerk um neun Prozent nach oben. Der Hersteller von Medizintechnik hatte jüngst vom Bund einen Großauftrag für Beatmungsgeräte erhalten. Die Mainzer Biontech entwickelt mit den chinesischen Fosun Pharma einen Impfstoff gegen das Virus. Der Biontech-Kurs zog um 14,5 Prozent an und knüpfte damit an die Kurs-Rally vom Vortag an.

Osram-Aktien brachen dagegen um 13,6 Prozent ein. Das Unternehmen wird vom Chip-Hersteller AMS übernommen. Dessen Aktienkurs ist jedoch seit Mitte Februar um fast 80 Prozent eingebrochen. Damit könnte eine zur Finanzierung der Osram-Übernahme geplante Kapitalerhöhung von AMS ausfallen, vermuten Händler. Das laste auf dem Osram-Kurs.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Sebastian Kaulitzki / Shutterstock.com

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