Dax: EZB-Entscheid sorgt für Achterbahnkurse bei Aktien, Anleihen und Devisen – Bankenwerte mit Berg- und Talfahrt

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hinterlässt bei Anlegern gemischte Gefühle. „EZB-Chef Mario Draghi senkt Zinsen und kündigt die Wiederaufnahme der Wertpapierkäufe auf unbestimmte Zeit an – und enttäuscht dennoch“, sagte James Bentley, Manager des Ausbildungsportals Financial Markets Online.

Euro-Aktienmärkte wissen nicht so recht wohin – Euro mit massiver Swing-Bewegung

Dax und EroStoxx50, die als Reaktion auf den EZB-Entscheid zeitweise rund ein Prozent zugelegt hatten, lagen am Donnerstagabend nur noch jeweils etwa ein halbes Prozent im Plus bei 12.410,25 und 3541,38 Punkten. Der US-Standardwerteindex Dow Jones gewann 0,3 Prozent. Der Euro, der zunächst Kurs auf sein Zweieinhalb-Jahres-Tief vom Monatsbeginn genommen hatte, verteuerte sich auf 1,1050 Dollar.

Die EZB senkte den Zins für Einlagen bei der Notenbank auf minus 0,5 von minus 0,4 Prozent. Um die Belastungen für die Banken zu minimieren, räumt sie diesen einen Freibetrag ein. Außerdem will sie ab November Wertpapiere im Volumen von monatlich 20 Milliarden Euro kaufen, bis ihr Inflationsziel von knapp zwei Prozent erreicht ist. „Die große Frage bleibt aber, ob dies genug ist, um Inflation und Wachstum wieder in die Spur zu bringen“, sagte Carsten Brzeski, Chef-Volkswirt der ING Bank in Deutschland. „Denn das eigentliche Problem ist die Haushaltspolitik. Ohne steuerfinanzierte Konjunkturprogramme führt Draghis Schachzug nicht zwangläufig zu einem Happy End.“

Achterbahnfahrt der Bankenwerte und der Bundesanleihen

Der Index für die Banken der Euro-Zone reagierte auf den EZB-Entscheid ebenfalls mit einer Berg- und Talfahrt. Er schwankte in einer Spanne von plus 1,9 bis minus 2,6 Prozent und schloss 0,4 Prozent im Plus. Die Titel der Deutschen Bank gaben ein Prozent nach, während sich die Papiere der Commerzbank 0,5 Prozent höher in den Feierabend verabschiedeten. Die Strafzinsen auf Notenbank-Einlagen seien quasi eine Steuer, warnte Artur Baluszynski, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Henderson Rowe. Sie könnten die schwächelnde europäische Konjunktur zusätzlich belasten.

Auch die Nachfrage nach europäischen Anleihen verebbte rasch. Dadurch stieg die Rendite der zehnjährigen italienischen Bonds auf 0,862 Prozent, nachdem sie zuvor auf ein Rekordtief von 0,758 Prozent gefallen waren. Unterdessen verteuerte sich Gold um 0,4 Prozent auf 1503,60 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Das Edelmetall wird von Anlegern häufig als Absicherung gegen Inflationsrisiken genutzt.

Ölpreis-Verfall belastet BP & CO

Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich dagegen um 1,5 Prozent auf 59,89 Dollar je Barrel (159 Liter). Anleger seien enttäuscht, dass die Opec und ihre Verbündeten nur über die Einhaltung der bisherigen Förderquoten und nicht über eine erneute Senkung diskutiert haben, sagten Börsianer. Vor diesem Hintergrund verloren die Aktien von Ölkonzernen wie BP, Exxon oder Shell bis zu 1,5 Prozent.

Anheuser-Busch InBev – Pläne für Börsengang kommen gut an

Gefragt waren dagegen die Titel von Anheuser-Busch InBev, die sich um 3,1 Prozent verteuerten. Die weltgrößte Brauerei nimmt den Plan für einen Börsengang ihres Asien-Geschäfts wieder auf. Die Einnahmen daraus könnten für einen beschleunigen Schuldenabbau genutzt werden, schrieb Analyst Edward Mundy von der Investmentbank Jefferies. Außerdem eröffneten sich Möglichkeiten für Fusionen und Übernahmen.

Weitere Abgasmanipulationen bei VW?

Beim Autobauer VW wurden die Anleger am Morgen zunächst von einem Bericht des Rundfunksenders SWR über weitere Abgasmanipulationen beunruhigt, der später vom Konzern dementiert wurde. Dem entgegen stand aber eine optimistische Analystenstudie der Barclays-Bank. Analystin Dorothee Cresswell sieht die Wolfsburger beim Trend zur E-Mobilität als den „am besten positionierten“ Hersteller in Europa an. Letztlich gewann die VW-Aktie in einem ungebrochen guten Branchenumfeld 0,7 Prozent hinzu.

Weitere Einzelwerte:

Auch anderswo bewegten Analystenkommentare die Kurse, im Falle von Beiersdorf aber negativ mit einem Minus von 0,6 Prozent. Analyst Alan Erskine von der Credit Suisse begründete seine Abstufung der Papiere auf „Underperform“ damit, dass der Markt hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit und der Ausschüttungspolitik zu optimistisch sei.

Im MDax büßten die Anteile von Knorr-Bremse  nach der Zahlenvorlage 0,4 Prozent ein. Umsatz und operativer Gewinn des Bremsen-Spezialisten für Züge und Lkw wuchsen trotz eines schwieriger werdenden Umfelds im ersten Halbjahr 2019 kräftig weiter. Analysten monierten allerdings den schwachen Auftragseingang.

Unter den Kleinwerten im SDax  wurden die Papiere von SGL Carbon  mit einem Kursrutsch um 7 Prozent zum größten Verlierer. Christian Obst von der Baader Bank sieht in dem Kohlenstoffspezialisten nach wie vor eine riskante Wette, er empfiehlt die Papiere weiter zum Verkauf.

Jungheinrich dagegen setzten ihre Rally fort, indem sie sich mit einem Anstieg um 3,3 Prozent unter die Top-Werte im SDax mischten. Analystin Katie Self von Morgan Stanley sieht in dem Gabelspaplerkonzern ein nahezu perfektes Anlagevehikel, um von einer wachsenden Industrieproduktion zu profitieren.

(onvista/dpa-AFX/reuters)

Titelfoto: Imagentle / Shutterstock.com

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