Dax: „Harter Brexit“ und Wirecard ziehen nach unten – Leitindex schließt im Minus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Achterbahnfahrt am deutschen Aktienmarkt geht weiter. Der Leitindex Dax büßte seine Gewinne von etwa 0,9 Prozent am Montag Vormittag wieder ein und drehte ins Minus. Sollten die Haltestellen der Fahrt allerdings weiterhin immer tiefer liegen als am Vortag, könnte es langsam aber sicher Richtung 11.000 Punkte gehen.

Am Ende des Tages schloss das Börsenbarometer mit einem Verlust von 0,89 Prozent bei 11.239,88 Punkten. Italiens Haushaltsstreitereien mit der Europäischen Union sowie der Brexit sorgen weiterhin für Verunsicherung.

Brexitsorgen allgegenwertig

Premierministerin Theresa May muss im Streit um den Entwurf des Brexit-Abkommens weiter um ihr politisches Schicksal fürchten. Am Montag war zunächst noch unklar, ob es zu einem Misstrauensantrag in ihrer Fraktion kommt. Das Szenario eines „harten Brexit“, also eines Ausstiegs Großbritanniens aus der EU ohne Vertrag, ist laut Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets das Damoklesschwert, das über dem deutschen Aktienmarkt schwebt.

Italien erwartet Respekt

Italien zahle mehr Geld in den Haushalt der Europäischen Union ein, als es zurückbekomme, sagte der Parteichef der rechten Lega am Montag in Mailand. „Angesichts dessen, dass wir für unsere Mitgliedschaft in diesem Club zahlen, wollen wir, dass uns dieser Club mit Respekt behandelt.“ Italien wolle die EU nicht aus den Angeln heben, aber einige Regeln ändern, die den Bürgern Italiens und Europas schadeten. Sollte die EU Sanktionen wegen Italiens umstrittenen Haushalts verhängen, wäre das „kleinlich“.

Haushalt bleibt – basta

Italien hat nach Angaben von Wirtschaftsminister Giovanni Tria nicht die Absicht, den von der EU-Kommission zurückgewiesenen Entwurf für den Haushalt 2019 zu ändern. Der vorgelegte Etat sei „sehr maßvoll“ expansiv, sagte Tria am Montag vor Journalisten in Brüssel zudem. Frankreich sei von der EU in den vergangenen Jahren viel mehr Spielraum eingeräumt worden als Italien. Das sollte berücksichtigt werden. Die Diskussionen mit der EU-Kommission dauerten an.

Linde schafft Werte

Unter den Dax-Werten ging es für die Papiere von Chemieunternehmen Linde um 2,61 Prozent nach oben. Die Fusion des deutschen Industriegaseherstellers mit Praxair aus den USA sei eine exzellente Kombination und schaffe Werte, schrieb Analyst Tim Jones von der Deutschen Bank.

VW-Pläne kommen gut an

Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) legten mit 1,94 Prozent  ebenfalls zu und konnten sich somit einen Platz an der Dax-Spitze sichern. Der Autobauer konnte die Margenziele auf Konzernebene sowie für die Marken VW, Audi und Porsche für die Jahre 2020/2025 bestätigen.

JP Morgan ist ebenfalls begeistert

Die US-Bank hat die Vorzugsaktien von Volkswagen auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 200 Euro belassen. Der vom Autobauer skizzierte Plan zur Steigerung der Profitabilität in den kommenden Jahren beinhalte etliche strukturelle Maßnahmen, welche besonders ermutigend klängen, schrieb Analyst Jose Asumendi in einer am Montag vorliegenden Studie.

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Wirecard unter 200-Tage-Linie

Am unteren Dax-Ende findet sich heute die Aktie von Zahlungsabwickler Wirecard ein. Das Wertpapier verlor am heutigen Tage über 6 Prozent und droht ist unter die 200-Tage-Linie (141,30 Euro) gerutscht. Auch eine Empfehlung von Berenberg stoppte den Kursverfall nicht. Die Privatbank bleibt optimistisch und hat die Einstufung für Wirecard auf „Buy“ mit einem Kursziel von 210 Euro belassen. Das dynamischere Wachstum deute auf eine starke Dynamik auch im kommenden Jahr hin, schrieb Analystin Tammy Qiu in einer am Montag vorliegenden Studie. Vor allem wegen des starken Fokus des Zahlunsgabwicklers auf die Region Asien dürfte sich das Wachstum auf kurze Sicht nicht abschwächen.

Fresenius unter Druck

Auch die Aktien von Fresenius hatten heute Schwierigkeiten sich zu behaupten und rutschten um 2,9 Prozent ab. Seit der Gewinnwarnung der Dialyseanbieter-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) Mitte Oktober kommen die Papiere des Bad Homburger Medizinkonzerns kaum mehr auf die Beine. Bei den zu Fresenius zählenden Helios-Klinken läuft es ebenfalls nicht ganz rund. Analyst Christoph Gretler von der Schweizer Bank Credit Suisse verwies auf die unter Druck stehenden Margen bei dem Krankenhausbetreiber.

Gute Aussichten für Netzbetreiber

An der MDax-Spitze zogen die Papiere von 1&1 Drillisch um fast 6 Prozent an. Börsianer verwiesen darauf, dass der endgültige Entwurf der Bundesnetzagentur für die Vergabe der neuen Frequenzen für schnellen Mobilfunk (5G) positiver als zuvor für einen potenziellen vierten Netzbetreiber wie 1&1 Drillisch ausfalle.

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Foto: A.Basler / Shutterstock.com

OnVista mit dpa-AFX

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