Dax: Leitindex realisiert leichte Gewinne – Bayer weiterhin unter Druck

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Auch am Dienstag lassen die Anleger am deutschen Aktienmarkt weiter Vorsicht walten. Im Laufe des Vormittags testete der Dax das bisherige Tagestief bei 11.300 Punkten. Diese Marke hielt und ließ den Leitindex wieder nach obendrehen. Zuletzt verbuchte der Dax ein kleines Plus von 0,27 Prozent auf 11.378,25 Zähler. Vom Fünfmonatshoch am Dienstag vergangener Woche bei über 11.800 Punkten hat er gut vier Prozent verloren.

Unsichere Anleger: Europas Aktien fehlt Überzeugungskraft

„Eine schwache Konjunktur und politische Risiken bedrohen das Wachstum der Unternehmensgewinne“, sagte Chefstratege Richard Turnill vom US-Vermögensverwalter Blackrock. Das gelte vor allem für Europa. Für Investoren, die mehr auf Substanz als auf Wachstum setzten, seien Europas Aktien weniger attraktiv als etwa solche aus den USA, für die robuste Gewinne der Unternehmen sprächen.

„Die Richtungssuche an der Börse geht weiter“, erklärte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Einerseits witterten Schnäppchenjäger ihre Chance, andererseits sicherten sich Investoren aber auch gegen Kursverluste ab. „Es ist offensichtlich, dass mehr und mehr Anleger dem aktuellen Kursniveau misstrauen. Gleichzeitig haben viele Angst, ihre Aktienbestände zu früh zu reduzieren.“

Schwache Konjunkturdaten und Brexit

In dieses Bild passen auch die jüngsten Konjunkturdaten: Die Kauflaune der Verbraucher in Deutschland hat im März einen leichten Dämpfer erfahren. „Die Verunsicherungen durch den ungeklärten Brexit und die nach wie vor ungelösten Handelskonflikte scheinen in diesem Monat verstärkt bei den Verbrauchern angekommen zu sein“, berichtete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Ihr Konsumklimaindex für April ging leicht zurück

Am Nachmittag stehen dann noch Daten zum Immobilienmarkt in den USA im Februar und zum Verbrauchervertrauen im März an. Diese können neue Rückschlüsse auf den Zustand der US-Konjunktur geben und ebenfalls die Börsen bewegen.

Auch das Gezerre um den Brexit sorgt an den Börsen nicht für Beruhigung: Nach einer weiteren Schlappe für Premierministerin Theresa May wird das Unterhaus nun gegen den Willen der Regierung über Alternativen zum Brexit-Abkommen beraten.

Leverkusener knüpfen an Vortagsverluste an

Unternehmensseitig weiten Bayer-Aktien die Verluste der vergangenen Tage aus. Ein Minus von aktuell 1,7 Prozent drückte den Kurs am Vormittag auf den niedrigsten Stand seit fast sieben Jahren. Die mit dem glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup von Monsanto verbundenen Risiken lassen Anleger weiter Abstand von den Aktien nehmen.

Am Montagnachmittag war darüber hinaus bekannt geworden, dass sich die Leverkusener in den USA mit den Klägern wegen möglicher Gesundheitsschäden durch den Blutgerinnungshemmer Xarelto auf einen Vergleich geeinigt haben. In beiden Rechtsstreiten sehe sich Bayer im Recht und halte die Klagen für haltlos, zahle aber letztlich, so ein Experte. Basierend auf der Vergleichssumme von 775 Millionen Dollar koste jeder Streitfall im Schnitt 30.000 Dollar.

Die anhaltenden Konflikte stören die Anleger: Die Bayer-Papiere gehören mit minus 6,5 Prozent im bisherigen Jahresverlauf erneut zu den schwächsten Werten im gleichzeitig gut gelaufenen Dax. Im Vorjahr waren sie um 40 Prozent eingebrochen.

Drei-Jahreschart Bayer

Flugzeugbauer profitiert von Milliarden-Auftrag

Aufwind durch einen Großauftrag aus China erhält am Dienstag der Kurs von Airbus. Der Flugzeugbauer schloss mit dem staatlichen Luftfahrtdienstleister China Aviation Supplies Holding (CAS) ein Abkommen über den Verkauf von 300 Flugzeugen der Typen A320 und A350. Der Airbus-Kurs stieg um 2,4 Prozent.

Der Auftrag sei mit einem Volumen von geschätzt 15 bis 16 Milliarden US-Dollar nicht nur groß, sondern auch politisch bedeutsam, erklärte Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow. Er geht davon aus, dass Airbus seine Produktion im Reich der Mitte ausbauen wird, um das Risiko aus einer Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China – mit möglicherweise positiven Impulsen für Boeing – zu senken.

Drei-Jahreschart Airbus

Nordex überzeugt mit Umsatzzahlen

Für deutliche Kursauschläge nach oben sorgte heute vor allem Nordex. Der Hersteller von Windkraftanlagen will im laufenden Jahr den Umsatz deutlich steigern. Wie das Unternehmen am Morgen mitteilte, hellen sich die Perspektiven nach langer Durststrecke wieder auf, die Auftragsbücher sind gut gefüllt.

Nach einem kräftigen Umsatz- und Ergebnisrückgang im Jahr 2018 will Nordex nun wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Der Auftragsbestand für neue Windenergieanlagen habe zum Jahresende 2018 bei 3,9 Milliarden Euro gelegen, im Dezember 2017 waren es noch 1,7 Milliarden Euro. Für das laufende Geschäftsjahr ist der Wirtkraftanlagenhersteller also gut gestimmt. Der Konzernumsatz soll laut Nordex zwischen 3,2 und 3,5 Milliarden Euro liegen – Analysten hatten zuletzt mit knapp drei Milliarden gerechnet.

Die ambitionierten Wachstumsziele kamen am Dienstag am Markt gut an, die Aktie stieg zum Handelsstart deutlich um fast fünf Prozent auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren. Seit Jahresbeginn ging es für Nordex um fast 80 Prozent nach oben.

Jahreschart Nordex

Zooplus deutlich unter Druck

Für den Kurs von Tierbedarfhändlers  Zooplus ging es hingegen steil bergab. Eine Abstufung der Zooplus-Aktien von „Halten“ auf „Verkaufen“ durch die Berenberg Bank sorgte für einen Verlust von fast zehn Prozent. Langfristig dürften Kunden wohl zum Konkurrenten Amazon abwandern, argumentierte Analyst James Letten. Seit Jahresanfang hat das Zooplus-Papier bereits fast 19 Prozent verloren, auf Jahressicht sind es sogar 37 Prozent.

Monatschart Zooplus

(onvista/dpa-AFX)

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Foto: Imagentle / Shutterstock.com

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