Dax: Leitindex sieht nach EZB-Entscheid rot – Deutsche Bank und Commerzbank frohlocken, Covestro blutet und VW, Daimler und BMW sind auf einmal wieder nicht mehr beliebt

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Dax ist nach der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag deutlich ins Minus gedreht. Der deutsche Leitindex beendete den Handelstag mit einem Abschlag von 1,28 Prozent bei 12 362,10 Punkten. Der Index der mittelgroßen Werte MDax gab um 0,73 Prozent auf 26 099,14 Punkte nach.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50  schloss mit einem vergleichbaren Minus von 0,64 Prozent bei 3510,15 Punkten. Der französische Cac 40 musste ebenfalls moderate Verluste hinnehmen, der FTSE 100  gab in London dagegen nur leicht nach. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Börsenschluss rund ein halbes Prozent tiefer.

Die EZB veränderte ihre Leitzinsen nicht. EZB-Chef Mario Draghi bekräftigte aber erneut seine Aussagen für eine Lockerung der Geldpolitik angesichts der Unsicherheiten durch Handelskonflikte. Trotz hoher Konjunkturrisiken sei die Gefahr einer Rezession für die Eurozone allerdings „relativ niedrig“, sagte Draghi. Damit habe der EZB-Chef die Märkte auf eine Achterbahnfahrt geschickt, schrieb Analyst Stefan Große von der NordLB.

Draghis Aussagen verhalfen dem Euro auf ein Tageshoch und drückten Aktien in die Verlustzone, da eine stärkere Gemeinschaftswährung die Exporte verteuern kann. Nach der EZB-Pressekonferenz zählten daher vor allem die Auto- und Chemiewerte  zu den Verlierern, schrieb Marktanalyst Markus Müller von der ICF Bank. Dies ergebe nach der jüngsten Rally insbesondere in der Autobranche Sinn. Sämtliche im Dax notierten Autobauer schlossen im Minus, Dax-Schlusslicht war Spezialchemiekonzern Covestro mit einem Verlust von 3,75 Prozent.

Die Aussicht auf den Aufkauf weiterer Anleihen durch die EZB trieb dagegen die Kurse der Banken an. Papiere der Deutschen Bank gewannen an der Dax-Spitze 1,51 Prozent und die der Commerzbank im MDax immerhin 1,02 Prozent.

Zusätzlich beschäftigte die Anleger die Berichtssaison. Am Vorabend hatte bereits die Deutsche Börse ihr Zahlenwerk veröffentlicht. Bei dem Konzern laufen die Geschäfte weiter rund. Im zweiten Quartal profitierte der Börsenbetreiber erneut vom hohen Absicherungsbedarf vieler Investoren. Damit stiegen die Aktien im schwachen Marktumfeld zuletzt noch um 0,20 Prozent.

Die BASF-Aktie geriet nach endgültigen Zahlen zum zweiten Quartal dagegen unter Druck, sie schloss mit einem Minus von 1,72 Prozent. Der Chemiekonzern hatte bereits Anfang Juli die Jahresprognose wegen der Autoflaute und des Zollstreits zwischen den USA und China kräftig zusammengestrichen. Nun bleibt das Unternehmen mit Blick auf die geopolitischen Entwicklungen weiterhin pessimistisch.

Im MDax gab Kion fast die gesamten Gewinne vom Morgen ab, gehörte aber trotzdem noch zu den Gewinnern. Die Aktie des Gabelstapler-Herstellers stieg um 1,05 Prozent. Das zweite Quartal lief für Kion überraschend gut, das Unternehmen bestätigte seine Prognose – anders als Konkurrent Jungheinrich.

Das Biotech-Unternehmen Qiagen  enttäuschte die Anleger wiederum mit einer gekappten Prognose. Das Papier brach um 5,12 Prozent ein. Veränderungen im Zusammenhang mit einer Partnerschaft in China dämpften die Erwartungen an Umsatz und Gewinn im laufenden Jahr.

Auch Licht und Elektronikspezialist Hella blickte vorsichtig aufs Restjahr. Das Unternehmen könne sich der Schwäche der Autoindustrie nicht länger entziehen und verwies auf eine „weiter rückläufige Branchenentwicklung“. Die Aktie gab um 5,64 Prozent nach.

Klarer Favorit im Nebenwertindex SDax waren die Aktien von Aixtron mit einem Plus von 14,06 Prozent. Der Spezialanlagenbauer hatte das abgelaufenen Quartal deutlich besser als gedacht beendet und ist nun mit Blick auf die Profitabilität optimistischer als zuvor.

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Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,41 Prozent am Vortag auf ein Rekordtief von minus 0,43 Prozent. Der Rentenindex Rex  stieg um 0,05 Prozent auf 145,39 Punkte. Der Bund-Future  verlor 0,07 Prozent auf 174,06 Punkte. Der Euro notierte zuletzt bei 1,1160 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,1115 Dollar (Mittwoch: 1,1140) festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8997 (0,8977) Euro.

onvista/dpa-AFX

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