Deliveroo kann bei Börsendebüt in London nicht liefern

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

London (Reuters) - Der britische Essenslieferdienst Deliveroo kann bei seinem Börsengang in London nicht liefern.

Die Aktien brachen am Mittwoch zum Debüt bis zu 30 Prozent ein und ließen damit den Marktwert des Unternehmens um zwei Milliarden Pfund schrumpfen. Die Neuemission der 2013 gegründeten Firma ist gemessen am Marktwert von 7,6 Milliarden Pfund (umgerechnet 8,91 Milliarden Euro) zum Ausgabepreis der größte Börsengang in London seit einem Jahrzehnt und der größte eines Technologieunternehmens aller Zeiten in der britischen Hauptstadt. Großbritanniens Finanzminister Rishi Sunak hatte Deliveroo als "wahre britische Technologie-Erfolgsgeschichte" gefeiert, die den Weg für weitere Börsengänge bereiten könnte.

Das dürfte allerdings fraglich sein angesichts des Kurseinbruchs am Debüttag. Ein Händler bezeichnete den Start als "extrem schmerzhaft": Der erste Kurs lag bei 331 Pence und damit deutlich unter dem Ausgabepreis von 390 Pence. Danach ging es abwärts und das Papier rutschte noch in den ersten Minuten auf 275 Pence, bevor es sich wieder etwas berappelte. Deliveroo dürfte auch unter den steigenden Renditen auf US-Staatsanleihen gelitten haben. Dauer-Niedrig-Renditen und Niedrig-Zinsen hatten Anleger im vergangenen Jahr noch in Techwerte getrieben und beispielsweise dem US-Essenslieferdienst Doordash zu einem starken Debüt an der Wall Street verholfen.

Fondsmanager hatten bereits vorher skeptisch auf die Neuemission von Deliveroo geschaut. Einige stellten die Frage, ob der rote Zahlen schreibende Lieferdienst, an dem Amazon beteiligt ist, jemals seine Bewertung rechtfertigen könnte. Hinzu kamen Sorgen wegen der Arbeitsbedingungen der als Selbstständige arbeitenden Deliveroo-Fahrer und der Einführung von zwei Aktiengattungen zur Zementierung der Macht von Firmenchef William Shu.

Deliveroo konkurriert unter anderem mit Just Eat Takeaway.com. Zwischenzeitlich war das für seine türkisfarbenen Warmhalteboxen bekannte Unternehmen auch in Deutschland tätig, zog sich aber bereits 2019 angesichts des scharfen Wettbewerbs wieder zurück. Ähnlich wie Just Eat und Delivery Hero profitiert Deliveroo in der Corona-Krise von der gestiegenen Nachfrage durch geschlossene Restaurants. Die Bruttowarenmenge - der Wert der verkauften Waren - kletterte 2020 um rund 64 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Der bereinigte Verlust schrumpfte um 30 Prozent auf 262 Millionen Euro.

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