Deutsche Bank: Berenberg senkt Kursziel weiter ++ Telekom: Auf einmal wackelt die Milliarden-Übernahme doch wieder ++ Siemens: Credit Suisse wird sehr optimistisch

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Handelskrieg wird nicht mehr mit markanten Worten über Twitter geführt, sondern es folgen weitere Taten. Das verschärfte Vorgehen der US-Regierung gegen Huawai hat die Anleger erneut verunsichert. Allerdings bleibt das Spielchen gleich. Erst wird scharf geschossen, dann wieder ein Stück zurückgerudert. So auch im Fall des chinesischen Telekommunikationsausrüster.

Die USA haben einige der Einschränkungen für Huawei gelockert. Das Unternehmen darf nun 90 Tage lang US-Produkte kaufen, um seine bestehenden Netze zu unterhalten und Software-Updates für die existierenden Smartphones bereitzustellen, wie das Handelsministerium am Montag mitteilte. Mit dem Schritt sollten Telekommunikationsanbieter, die Huawei-Ausrüstung nutzen, Zeit erhalten, andere Vereinbarungen zu treffen, sagte Handelsminister Wilbur Ross. „Um es kurz zu machen, diese Erlaubnis bedeutet, dass die existierenden Smartphones und ländlichen Breitbandnetze weiter funktionieren.“ Das Handelsministerium erklärte, es werde untersuchen, ob der Aufschub über 90 Tage hinaus verlängert werde.

Der Aufschub gilt jedoch nicht für neue Produkte: Dafür sind weiterhin Lizenzen nötig. Huawei lehnte eine Stellungnahme zu dem Aufschub ab. Huawei-Gründer Ren Zhengfei sagte in chinesischen Staatsmedien, die US-Regierung unterschätze die Fähigkeiten Huaweis: Kein Unternehmen werde in den kommenden zwei bis drei Jahren bei der 5G-Technologie zu Huawei aufschließen.

US-Konzerne gegen weitere Strafzölle

Nike, Under Armour und andere US-Schuhhersteller haben Präsident Donald Trump dazu aufgefordert, ihre Produkte von geplanten neuen Importzöllen gegen China auszunehmen. „Der angedachte zusätzliche Zoll von 25 Prozent auf Schuhe wäre für unsere Verbraucher, unsere Firmen und die amerikanische Wirtschaft als Ganzes katastrophal“, hieß es am Montag in einem Schreiben des Branchenverbandes FDRA an Trump und hochrangige Regierungsvertreter. Der Aufschlag würde den Käufern pro Jahr insgesamt sieben Milliarden Dollar an zusätzlichen Kosten aufbürden. Zum FDRA gehören 173 Unternehmen. Die USA erwägen in dem seit Monaten anhaltenden Handelsstreit mit China die Verhängung von weiteren Zöllen auf Güter im Wert von 300 Milliarden Dollar.

Dax lächelt wieder ein wenig

Nach dem starken Kurseinbruch zu Wochenbeginn ist der deutsche Leitindex heute ein wenig besser drauf. Er startet mit einem Plus von 0,54 Prozent und 12.105,43 Punkten in den Handelstag. Da die Berichtssaison so gut wie beendet ist, stehen die Analysteneinstufungen wieder mehr im Vordergrund. Hiervon kann heute Siemens profitieren. Die Deutsche Bank bekommt allerdings mal wieder ihr Fett weg.

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Deutsche Bank: Kursziel 6 Euro - „Sell“

Die Privatbank Berenberg hat das Kursziel für Deutsche Bank von 7 auf 6 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Sell“ belassen. Nach den gescheiterten Fusionsgesprächen mit der Commerzbank müsse die Deutsche Bank wohl das Investmentbanking und das Firmenkundengeschäft weiter umbauen und die Kosten senken, schrieb Analyst Eoin Mullany in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Dies werde zu Lasten der Erträge gehen. Auch wenn die Deutsche Bank deutlich unter ihrem Buchwert gehandelt werde, gebe es keinen Grund, die Aktie zu besitzen.

Telekom: Justizministerium wohl gegen Übernahme

Eine klare Linie scheint mittlerweile für die USA ein Fremdwort zu sein. Egal auf welchen Bereich Anleger schauen, einen Tag ist die Sache so und am nächsten Tag ist das Gegenteil der Fall. Das strapaziert ganz schön die Nerven der Anleger und sorgt für Kurskapriolen.

Im Ringen um die Übernahme des US-Telekom-Konzerns Sprint könnte die Telekom-Tochter T-Mobile US zwischen die Fronten mehrerer US-Genehmigungsbehörden geraten. Kreisen zufolge tendiert das Justizministerium (DOJ) in Washington dazu, den Kauf trotz Zugeständnissen der beiden Unternehmen abzulehnen. Die für die Kartellaufsicht zuständige Behörde halte die Angebote der Konzerne nicht für ausreichend, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf eine mit der Überprüfung vertraute Person.

An der Börse löste das einen kräftigen Schock aus, hatten doch Stunden zuvor noch Aussagen des FCC-Chefs für helle Freude bei Anlegern gesorgt. Der Leiter der US-Regulierungsbehörde, Ajit Pai, hatte mitgeteilt, er werde seiner Behörde empfehlen, den Zusammenschluss zu genehmigen. Die beiden Parteien hätten signifikante Zugeständnisse gemacht. So boten die Unternehmen den Angaben zufolge neben Verkäufen auch den Aufbau eines 5G-Netzes sowie 5G-Dienstleistungen auch in ländlichen Gebieten an. Er glaube, die Transaktion sei im öffentlichen Interesse, so Pai.

Daraufhin waren die Papiere von T-Mobile US um 5 Prozent und Sprint gar um 25 Prozent gestiegen. Zuletzt legte die Tochter des Bonner Telekomkonzerns nur noch um knapp 2 und die von Sprint um gut 12 Prozent zu.

Ein Zusammengehen von T-Mobile US und Sprint war in den vergangenen Jahren bereits mehrfach an Wettbewerbs-Bedenken gescheitert. Vor gut einem Jahr hatte sich die Telekom nach langem Ringen mit dem Sprint-Haupteigner Softbank auf die Modalitäten eines Zusammengehens geeinigt. Mit der Fusion wollen die beiden kleineren Anbieter früheren Angaben zufolge am US-Mobilfunkmarkt jährlich über 6 Milliarden Dollar an Kosten sparen. Mit dann rund 130 Millionen Mobilfunkkunden wollen sie sich zu einem mächtigen Gegenspieler für die beiden Platzhirsche Verizon und AT&T mausern.

Kurz & knapp:

Siemens: Die Schweizer Bank Credit Suisse hat die Aktien des deutschen Technologie-Konzerns von „Neutral“ auf „Outperform“ hochgestuft und das Kursziel von 115 auf 143 Euro angehoben. Die Portfolio-Verschlankung und das Bekenntnis zur Verbesserung der Barmittel-Entwicklung überlagerten die kurzfristigen zyklischen Risiken, schrieben die Analysten in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Kosteneinsparungen bis 2021 und Produktivitätsverbesserungen sollten zudem die Gewinndynamik begünstigen.

Ceconomy: Die Kosten für den Konzernumbau haben das operative Ergebnis des Elektronikhändlers im zweiten Quartal belastet. Das operative Ergebnis (Ebitda) sank um 20 Millionen auf 83 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag in Düsseldorf mitteilte. Bereinigt und ohne die Beteiligung an dem französischen Händler Fnac Darty blieb das Ergebnis mit 80 Millionen Euro in etwa stabil. Einsparungen konnten dabei einen um 2 Prozent auf 5 Milliarden Euro gesunkenen Umsatz nahezu ausgleichen. Unter dem Strich schrieb Ceconomy, das sich in einem tiefgreifenden Umbau befindet, mit 20 Millionen Euro wieder schwarze Zahlen. Im Vorjahr hatte noch ein Verlust von 47 Millionen gestanden, nachdem Ceconomy erhebliche Abschreibungen auf die Beteiligung an der früheren Konzernmutter Metro vornehmen musste. Die Jahresprognose bestätigte der Konzern.

Evotec: Das Biotechnologieunternehmen Evotec will den US-Biologika-Experten Just Biotherapeutics übernehmen. Der vereinbarte Kaufpreis für 100 Prozent der Anteile liege bei bis zu 90 Millionen US-Dollar und werde in bar bezahlt, teilten die Hamburger am späten Montagabend mit. Mit einem Abschluss der Übernahme rechnet Evotec im zweiten Quartal des laufenden Jahres. Die Amerikaner haben den Angaben zufolge 2018 einen Umsatz von 20 Millionen Euro erwirtschaftet und zur Zeit etwa 90 Mitarbeiter.

Von Markus Weingran

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Bild: phantomlord78 / Shutterstock.com

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